13. Kapitel

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Ich blicke auf die mir entgegen gestreckte Hand und dann in das Gesicht des Jungen. Mein Mund steht offen vor Überraschung und Schock. In meinem Gehirn ist eine gähnende Leere und gleichzeitig rast ein Gedanke nach dem anderen vorbei.

Ich nehme alles auf einmal war. Die dunkelbraunen, fast schwarzen Augen. Das Dunkelblonde gewellte Haar. Den schlanken aber muskulösen Körper. Die selbstsichere Haltung. Das schelmische Glitzern in seinen Augen.

Er sieht gut aus“, stelle ich fest. Nicht so wie Terence. Irgendwie wilder und unbeherrschter.

Der Typ hebt die Augenbrauen und verkündet: „Also ich weiß, dass ich der Hammer bin und es schmeichelt mir wirklich, dass dir mein Anblick die Sprache verschlagen hat. Du darfst mich auch gerne weiter anglotzen. Aber verrate mir vorher nur eins...“ Er hält seinen Zeigefinger nach oben und zeigt dann demonstrativ auf mich. Oder eher meine Beine. „Warum zur Hölle geht die große, sagenumwobene...“ Bei diesem Wort fuchtelt er mit seinen Händen vor meinem Gesicht herum, als würde er mystischen Glitter verteilen. „... ehrenwerte, unverwundbare, allmächtige Letzte Erbin auf Abenteuerreise in einem Minikleid und ohne Schuhe?“

„W...warte... Woher... Was... Wer?“, stottere ich völlig überrumpelt.

„OK. Alles klar“, antwortet dieser seltsame Jack, legt seine Hände auf meine Schultern und redet ganz ruhig und langsam auf mich ein. „Offensichtlich haben wir ein Problem. Entweder stehst du gerade unter Schock oder du bist von Geburt an sprachbehindert. Letzteres wäre unvorteilhaft, aber belustigend. Ersteres hält uns nur unnötig auf. Kriegst du dich jetzt wieder ein?“ Zum Schluss seiner kleinen Ansprache schwingt ein bisschen Ungeduld in seiner Stimme mit.

Dann mache ich etwas für uns beide total unerwartetes. Ich schubse ihn leicht von mir weg.

„Wer zum Teufel bist du?! Was glaubst du über mich zu wissen? Wer hat dich geschickt?!“, schreie ich diesen ominösen Jack an. Er macht mir Angst, wie er über mich redet. Er macht mir Angst. „Was willst du von mir?“

„Ziemlich viele Fragen auf einmal, findest du nicht?“, meint er. „Also, wer ich bin, habe ich schon gesagt, aber hier nochmal zum Mitschreiben: Ich bin Jack.“ Den letzten Satz betont er, als wäre ich schwer von Begriff und zurückgeblieben. „Nächste Frage: Ich weiß mehr über dich als du selbst. Lass uns darauf später zurück kommen... Was wolltest du noch wissen?“ Als müsse er sich besonders anstrengen damit es ihm wieder einfällt, legt er zwei Finger an seine Lippen, schweigt kurz und schnippt dann, als hätte er ein Rätsel gelöst. „Die Frage wer mich schickt ist ungefähr genauso knifflig wie die davor. Also stellen wir das erst einmal hinten an. Letzte Frage: Ich will nichts von dir. Ich will etwas für dich tun. Naja, eigentlich ist es mir mehr ein Bedürfnis als eine bewusste Entscheidung...“

Seine Art zu Reden ist so anstrengend, dass ich Schwierigkeiten dabei habe, ihm zu folgen. „Du... Du willst also etwas für mich tun?“, frage ich verunsichert.

„Gaaaaanz genau“, entgegnet er freundlich lächelnd.

Da ich von Natur aus ein misstrauischer Mensch bin, frage ich mit verengten Augen: „Und was willst du für mich tun?“ Ich habe nun wieder meine Lautstärke gesenkt, um die anderen beiden nicht zu wecken. Es ist sowieso ein Wunder, dass sie nicht schon wach sind.

Die letzte ErbinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt