4. Kapitel

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Geschockt und zugleich fasziniert starre ich auf das verbrannte Fleisch. Das Schienbein der Frau ist schwarz verkohlt. Ich kann bis auf den Knochen schauen.

Es sieht widerlich aus. Aber ich bin gefangen von dem Anblick. Stehe vollkommen neben mir.

Zu was bin ich verdammt noch mal noch fähig?!

Das Geschrei der Menschenmasse klingt dumpf in meinen Ohren. Wie als wäre ich unter Wasser. Die Gesichter vor mir verwischen. Alles ist einfach nur grau und braun. Einen kurzen Moment weiß ich nicht, wo ich bin. Bin orientierungslos. Der Raum dreht sich, schneller und schneller. Ich ringe um Luft.

Mir ist viel zu heiß. Fühle mich als würde ich von innen verglühen.

Ich kämpfe gegen die schwarzen Punkte an meinem Blickfeldrand an.

Gerade als ich denke, ich hätte mich wieder unter Kontrolle, kommt mir auf einmal der Boden entgegen.

Ich schlage hart mit dem Kopf auf. Der Schmerz bringt mich wieder zur Besinnung. Mein Atem beruhigt sich. Die Hitze ist verschwunden. Auch meine geprellten Rippen tun nicht weh.

Nur mein Kopf. Mir dröhnt der Schädel. Solche Kopfschmerzen habe ich nur selten. Meine Mutter nennt es Migräne.

Meine Augen sind geschlossen und als ich versuche sie zu öffnen, sticht selbst das Dämmerlicht in der Versammlungshalle wie Messer. Stöhnend schließe ich sie erneut und warte darauf, dass der Raum aufhört zu schwanken.

Doch diese Wartezeit wird mir nicht gegönnt.

Raue Hände packen grob meine Arme und zerren mich auf die Beine.

Ich werde von zwei Männern in Schwarz vor das Rednerpult geschleift. Ich versuche mich auf den Beinen zu halten aber wieder dreht sich alles um mich herum.

Sie stoßen mich grob nach vorne, so dass ich falle. Dabei reiße ich mir Hände und Knie auf.

„Ist ja nicht so, als hätte ich in den letzten 48 Stunden nicht genug Verletzungen davon getragen!“, denke ich grimmig.

„Ist ja nicht so, als hättest du sie nicht verdient…“, antwortet die kleine gehässige Stimme in meinem Inneren.

Ich verdränge sie.

Mittlerweile haben sich die Richter in einem Halbkreis um mich herum aufgestellt. Direkt vor mir steht Trevor Owen mit verschränkten Armen.

Ich setzte mich auf, verschränke ebenfalls meine Arme und erwidere stur seinen Blick.

„Steh auf“, befiehlt er mir kalt. Fast muss ich lachen.

„Ich kann nicht“, erwidere ich gepresst.

Die letzte ErbinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt