Seine Lippen auf meinen schalten einmal mehr mein Gehirn auf Standby. Ich nehme nichts mehr wahr. Nur ihn. Seinen Körper. Seine Lippen.
Der Kuss ist nicht wild. Er löst nicht den Sturm vom letzten Mal in mir aus. Dieses Mal sind es viele kleine Küsse, nur federleichte Berührungen. Neckisch und sanft, fast verspielt.
Mein Mund, dieser Verräter, verzeiht sich zu einem Lächeln und, noch schlimmer, öffnet sich bereitwillig. Mein Körper entspannt sich in seinen Armen. Warme Wellen durchströmen ihn und nehmen jedes Gefühl der Anspannung und Müdigkeit mit sich fort.
Terence wieder so nahe zu sein ist wie nach Hause zu kommen. Mich von ihm fernzuhalten kostet mich mehr Energie als alles andere. Ihn zu küssen ist wie eine durchgeschlafene Nacht nach Wochen der Schlaflosigkeit. Eine unendliche Erleichterung.
Ich verliere mich. Ich verliere mich ohne Hoffnung auf Wiederkehr.
Ich will schreien. Ich will ihm weh tun für das, was ich ihm zu verdanken habe. Ich will weg von ihm.
Ich will mich fallen lassen. Ich will bei ihm sein. Ich will diejenige sein, der er sich anvertraut, wenn ihn etwas belastet.
Ich will all das gleichzeitig.
Und vor allem will ich mehr. Mehr von ihm. Mehr von diesem inneren Zwiespalt. Mehr von diesen Gefühlen, die er in mir auslöst.
Meine Arme schlingen sich wie von selbst um seinen Hals und ziehen ihn näher heran. Ich erwidere den Kuss mit einer Heftigkeit und Verzweiflung, von der ich selbst überrascht bin.
Terence steigt darauf ein. Seine Lippen werden drängender, fordernder. Eine seiner Hände vergräbt sich in meinen Haaren, die andere findet wie selbstverständlich ihren Weg an meine Hüfte. Unsere Körper verschmelzen. Ich kann nicht sagen wo er aufhört und ich anfange.
Ich spüre sein Herz an meiner Brust schlagen. Schnell und kraftvoll. Ein beständiger Rhythmus, von dem ich mich gerne in den Schlaf wiegen lassen würde.
„Was machst du bloß mit mir?", stöhnt Ternece leise. Seine tiefe raue Stimme jagt mir Schauer über den Rücken. Sein Griff um meine Hüfte verstärkt sich.
Meine Hände vergraben sich in seinen weichen nachtschwarzen Haaren. „Ich will dich", keuche ich atemlos. Der Satz rutscht mir ungewollt heraus. Aber ich kann ihn nicht mehr zurücknehmen. Ich klinge sehnsüchtig und verzweifelt, das merke selbst ich.
„Du klingst wie eine notgeile Schlampe, das tust du!", knurrt mein zweites Ich.
„Raus aus meinem Kopf!", schreie ich stumm.
„Wie oft noch? Ich bin du!", keift das Miststück.
„Was habe ich dir getan?", rufe ich verzweifelt.
„Du meinst: was hat ER UNS getan!", kontert es. „Wach auf Roxan. Du spielst nicht nur mit dem Feuer, du stehst mittendrin! Du bist die Einzige, die hier zu Schaden kommen wird."
„Und wenn schon!", brülle ich in meinem Kopf.
„Und wenn schon?!", empört sich Roxan#2. „Na schön. Du wolltest es nicht anders... Ab hier übernehme ich."
Plötzlich stoße ich Terence hart vor die Brust, hohle aus und schlage ihm mit der flachen Hand ins Gesicht. Das Klatschen schallt durch dem Wald.
Keuchend stehe ich da. Meine Lungen pumpen die Luft stoßweise durch meinen Körper. Auf meinen Lippen schmecke ich immer noch seinen Kuss. Ich starre fassungslos auf meine Hände. Mein Kopf dreht sich. Ich weiß nicht was passiert ist. Beziehungsweise, wissen tue ich es schon, nur verstehe ich es nicht.
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Die letzte Erbin
FantasySie dachte sie sei normal. Zumindest hoffte sie es. Tja, hätte Roxan ein Wort mitzureden gehabt, wäre sie es auch. Aber sie ist alles andere als normal - und das fürchten die Sklaventreiber. Rox ist die letzte Erbin, die Erbin der längst ausgestorbe...