12. Kapitel

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Ok, langsam reicht es echt! Was soll der Mist? Ständig in Ohnmacht fallen, aufwachen und dann noch einmal? Das sind meine ersten bewussten Gedanken, nach Annikas Attentat auf mich.

Endlich bist du wieder auf Empfang!“, freut sich mein zweites Ich. „Wie wär´s? Schauen wir uns mal die Gegend an?“

Ähm, muss ich dich darauf hinweisen, dass ich nicht mal genug Energie hab, um die Augen zu öffnen?“, antworte ich gereizt.

Dein Körper ist mein Körper, schon vergessen? Du willst nur nicht aufstehen. Geist über Materie…“, plappert es weiter.

Ich öffne meine verklebten Augen. Es ist mal wieder dunkel. Ich will gar nicht wissen, wie viel Zeit wir schon auf dieser gottverlassenen Lichtung verbracht haben. Terence wird ausflippen.

Bei dem Gedanken an ihn zucke ich zusammen. Ich wollte ihn nicht mehr an mich heranlassen. Das war mein fester Vorsatz. Und doch habe ich heute (oder war es gestern?) um seine Unterstützung gebettelt, wie ein kleines Kind. Kann ein Mensch sich selbst noch mehr verachten, als ich es tue? Meine Laune ist schon seit Tagen nicht besonders gut, aber im Moment befinde ich mich definitiv in einer Depression. Noch besser ist: es wird sich in näherer Zukunft auch nicht ändern.

Ich liege wieder auf dem Bauch, mit dem Gesicht zur Seite gedreht und der Decke als Kissen. Die Überreste eines neuen Lagerfeuers glimmt vor sich hin. Die Luft ist kalt und feucht. Aber daran habe ich mich ja auch schon gewöhnt.

Mein Rücken tut immer noch weh, allerdings nicht mehr so stark wie vor und während Annikas „Behandlung“. Dem Verband um meinen Brustkorb nach zu urteilen, hat sie sich auch um meine Rippen gekümmert. Was auch immer das heißen mag. Wie behandelt man geprellte Rippen?

Ich drehe mich vorsichtig auf die Seite, das Gesicht der Glut zugewandt. Ich verziehe das Gesicht als meine Gelenke und Muskeln protestieren. Ein leises Stöhnen entweicht meinen Lippen.

„Unser Dornröschen ist auch endlich wach?“

Ich seufze erschöpft. Wieso muss er der Erste sein, der mich anspricht? Ich starre auf den Boden vor mir. Ich kann ihm einfach nicht in die Augen sehen, dafür schäme ich mich zu sehr. Aber das werde ich ihm nicht noch zeigen.

Ich höre wie Terence tief Luft holt. Er sitzt irgendwo hinter mir oder neben meinem Kopf. Jedenfalls nicht in meinem Blickfeld, wofür ich echt dankbar bin. „Sorry“, seufzt er. „Ich weiß nicht was ich sagen soll…“ Die Erschöpfung in seiner Stimme ist unüberhörbar.

„Wie wär´s einfach mit gar nichts?“, murmle ich.

„Wir schweigen uns also ab jetzt an, oder was?“, entgegnet er mit einem seltsamen Unterton, den ich nicht deuten kann.

Ich übergehe seine Frage und erkundige mich: „Wo ist Annika?“ Ich kann nur ganz leise reden, meine Kehle ist trocken und rau. Zum einen wegen der Dehydrierung, zum anderen, weil ich meine Stimmbänder in letzter Zeit leicht überstrapaziert habe.

Die letzte ErbinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt