Part 30 - "Revelations"

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Hier endlich die Auflösung was bei Steff gerade los ist. Congrats an alle die es im Vorfeld schon vermutet haben 👏🏻

Yvonne klingelte mit zittrigen Händen an Steff's Tür. Sie war froh, dass sie auf dem Weg hierher nicht wegen überhöhter Geschwindigkeit von der Polizei angehalten worden war, weil sie sich so beeilt hatte. Doch jetzt war sie plötzlich unsicher. Würde Steff sie überhaupt sehen wollen?
Es dauerte einen kurzen Moment, dass ertönte Steff's müde Stimme zögerlich aus der Gegensprechanlage. „Ja?" Trotz ihrer momentanen Situation, spürte Yvonne beim Klang von Steff's Stimme sofort ein warmes Kribbeln im Bauch. Gott, sie hatte sie so vermisst. „Steff? Ich bin's. Wir müssen reden." Stille. Für einen Moment, der sich wie eine Ewigkeit anfühlte, aber vermutlich nur ein paar Sekunden dauerte, dachte Yvonne, Steff würde sie wirklich einfach auf der Straße stehen lassen. Doch dann ertönte der Türsummer.
Mit zittrigen Knien machte sich Yvonne auf den Weg in den ersten Stock. Steff hatte die Tür nur einen kleinen Spalt geöffnet und blickte vorsichtig in den Flur, als ob sie außer Yvonne noch jemand anderen erwarten würde. Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. „Yve, was machst du hier?" Yvonne blieb vor der Tür stehen. „Nowi hat mich angerufen. Die Jungs sind krank vor Sorge und ich will jetzt endlich wissen was los ist." Zögernd trat Steff zur Seite und machte den Weg in ihre Wohnung frei. „Komm rein."
Als Yvonne zu ihr in den Flur trat, musste sie Schlucken, als ihr Blick auf Steff viel. Sie sah immer noch unheimlich gut aus, auch wenn sie nur einen schwarzen, übergroßen Hoodie und schwarze Leggins trug, doch so wie jetzt hatte Yvonne Steff noch nie gesehen. Sie hatte sichtlich abgenommen, ihr Gesicht war leicht eingefallen und unter ihren Augen lagen dicke, dunkle Ringe. Sie sah aus, als hatte sie seit Tagen nicht geschlafen. Ohne ein weiteres Wort trat Yvonne vor und zog Steff fest in ihre Arme. Steff's ganzer Körper spannte sich bei dem Kontakt an, doch als Yvonne sie noch enger an sich presste und mit ihrer Hand sanft ihren Rücken zu streicheln begann, entspannte sie sich langsam. Yvonne flüsterte mit belegter Stimme: „Steff verdammt, was ist los? Rede mit mir!" 
Steff löste sich aus der Umarmung und blickte Yvonne mit Tränen in den Augen an. „Du solltest gar nicht hier sein." Yvonne hatte genug. Ihre Stimme wurde etwas deutlicher. „Steff, ich bin hier und ich werde mich nicht eher aus dieser Wohnung bewegen, bis du mir gesagt hast, was zum Teufel hier läuft." Steff starrte auf den Boden, doch dann gab sie nach. „Okay, aber nicht hier." Sie griff nach Yvonne's Hand und führte sie ins Wohnzimmer. Dort setzten sie sich auf die Couch.
Nach einigen weiteren Sekunden des Schweigens, begann Steff endlich mit zögerlicher Stimme zu sprechen. „Ich weiß nicht wo ich beginnen soll. Das Ganze hat schon einige Wochen vor „Sing meinen Song" angefangen. Ich habe von einem Fan Unmengen von Briefen ohne Absender bekommen. Am Anfang waren es nur harmlose Nachrichten, über die Band und unsere Musik, ich habe mich über die Aufmerksamkeit gefreut, und gedacht die Person wäre einfach zu schüchtern, um sich vorzustellen. Doch irgendwann wurden die Nachrichten persönlicher. Er hat angefangen mir davon zu schreiben, wie sehr er sich wünschte mit mir zusammen zu sein und was genau er dann mit mir anstellen würde. Er hat sich einfach Namen für unsere Kinder überlegt und mir sogar Babysachen geschickt. Ich dachte, wenn ich seine Briefe und Geschenke ignoriere, würde er irgendwann die Lust verlieren. Kurz vor „Sing meinen Song" hat sich der Ton in seinen Briefen dann geändert. Er klang wütend, hat gedroht jedem der mir nah steht etwas anzutun und mich, wenn nötig, mit Gewalt zu ihm zu holen, wenn es nicht anders geht. Die Jungs wollten, dass ich damit sofort zur Polizei gehe, aber ich dachte, durch „Sing meinen Song" würde ich etwas Abstand zwischen mich und ihn bringen. Am Ende sind das alles ja nur leere Worte."
Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Yvonne lief es kalt den Rücken runter und sie drückte beruhigend Steff's Hand. „Als ich wieder hier war, sah es erst so aus als hätte er die Lust verloren. Es kamen keine Briefe mehr. Doch als ich gerade Hoffnung hatte, kam wieder ein ganzer Haufen – dieses Mal in meinen eigenen Briefkasten und dem vom Probenraum. Die Briefe waren noch viel schlimmer. Sie waren voll mit persönlichen Infos, Fotos von mir beim Einkaufen, eine Beschreibung von dem Outfit, das ich zum Joggen anhatte, eine Karte von meinem Lieblingsitaliener... Ich habe den Jungs nicht mal was davon erzählt. Ich wollte sie damit nicht belasten - und alleine zur Polizei? Das schaffe ich nicht, wer weiß was der Kerl dann macht. Aber so langsam glaube ich nicht mehr daran, dass das alles nur Spaß ist. Verdammt Yve, ich traue ich mich nicht mehr aus dem Haus, kann nachts nicht mehr schlafen und werde langsam richtig paranoid. Der Kerl macht mir wirklich Angst."

Hold Me Just a Little Bit LongerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt