Part 49 - "Justice"

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Promise ich werde im Laufe des Abends noch alle Kommentare beantworten - jetzt aber erstmal das neue Kapitel 😌

Steff hatte sich noch nie in ihrem Leben so fehl am Platz gefühlt. Sie rutschte unsicher auf ihrem Stuhl hin und her und zupfte sich den Kragen ihrer Bluse zurecht. Sie spürte die Blicke aller Anwesenden im Raum auf sich und versuchte verzweifelt nicht auf ihre Rechte Seite zu schauen, wo ihr Entführer auf der Anklagebank saß und verbissen in den Raum starrte. Allein bei dem Gedanken an sein Gesicht überkam sie ein Schauer, doch Steff atmete einmal tief durch und erinnerte sich an Yvonne's Worte vom vorherigen Abend.
Sie hatte stundenlang in ihren Armen geweint, weil die Panik vor der Verhandlung sie plötzlich überkommen hatte, doch Yvonne hatte geduldig auf sie eingeredet, ihr immer wieder durch die Haare gestrichen und sie für keine Sekunde losgelassen. Sie wusste, dass sie mit diesem Abschnitt ihres Lebens abschließen musste, wusste das der effektivste Weg dafür war, ihren Peiniger ein für alle Mal hinter Gitter zu bringen, doch jetzt ihre Aussage zu machen und die ganzen Erinnerungen wieder hervorzuholen, stellte sie vor eine unfassbar große Herausforderung. Sie hätte alles dafür gegeben, Yvonne hier bei sich im Raum zu haben, doch die Verhandlung fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt und so mussten sowohl Yvonne, als auch ihre Jungs vor dem Verhandlungssaal auf sie warten.
„Frau Kloß?" Die raue Stimme des Richters riss sie aus ihren Gedanken. „Wir wären dann jetzt für ihre Aussage bereit." Sie versuchte den dicken Kloß in ihrem Hals so gut es geht zu ignorieren, holte nochmal tief Luft und begann dann mit leiser, zittriger Stimme zu erzählen. Sie stellte sich vor, dass all die Dinge, die sie hier zu Protokoll gab nicht ihr selbst, sondern einer anderen Person passiert waren und je länger sie sprach, desto sicherer wurde sie in ihrer Aussage.
Am Ende nahm sie ihren ganzen Mut zusammen drehte ihren Kopf nach rechts und Blicke ihrem Entführer mit festem Blick in die Augen. Sie hielt seinem Blick stand, auch als er seine Mundwinkel zu einem schmierigen Grinsen verzog und ihr zuzwinkerte. „Ich möchte hier nochmal betonen, dass ich diesen Mann vorher noch nie zuvor gesehen habe und mit definitiv nicht freiwillig in seine Hände begeben habe." Damit war ihre Ansprache beendet. Der Staatsanwalt stellte ihre noch einige kurze Fragen und als Steff sich schließlich in ihrem Stuhl zurücklehnte, fühlte sie wie ein großer Teil ihrer Anspannung von ihr abfiel. Jetzt blieb nur noch zu hoffen, dass ihr Entführer die Strafe bekam, die er verdiente. Als sich schließlich nach kurzer Beratungszeit alle Anwesenden im Raum für die Urteilsverkündung erhoben, konnte Steff das Aufwallen einer erneuten Panikwelle nicht unterdrücken. Was wenn ihr Entführer ein so mildes Strafmaß bekommen würde, dass er bereits in wenigen Monaten wieder auf freiem Fuß war? Doch ihre Sorgen erwiesen sich schnell für unbegründet, als der Richter zu sprechen begann. „Im Namen des Volkes ergeht folgendes Urteil, der Angeklagte wird in allen Punkten der Anklage schuldig gesprochen. Er wird zu einer Freiheitsstrafe von 10 Jahren mit anschließender Sicherheitsverwahrung in einer psychiatrischen Klinik verurteilt. Die Verhandlung ist geschlossen." Steff konnte nicht anders, als ihren Tränen der Erleichterung freien Lauf zu lassen. Sie wartete, bis der Richter sie entlassen hatte und stürmte dann aus dem Saal, geradewegs in Yvonne's Arme die ungeduldig vor dem Raum auf und ab lief. Yvonne presste sie fest an sich und flüsterte ihr in Ohr „Du hast es geschafft Steff. Weißt du eigentlich wie stark du bist? Und wie verdammt stolz ich auf dich bin?"
Steff lachte leise und als sie dann noch Nowi's Hand auf ihrer Schulter spürte und aus dem Augenwinkel sah, wie sich alle drei Jungs schützend um sie gestellt hatten, überkam sie ein unglaubliches Glücksgefühl.
Genau in diesem Moment wurde ihr Entführer von drei Beamten aus dem Saal geführt. Sein Blick fiel auf Steff und Yvonne, die sich bei seinem Anblick schnell voneinander lösten. Er spuckte auf den Boden. „Dreckige Lesbenschlampe. Eine Woche länger bei mir und ich hätte die wieder auf die richtige Bahn gebracht. Was willst du mit so einem Miststück?" Mit einer unglaublich schnellen Geschwindigkeit riss er sich von den Polizisten los und stürmte geradewegs auf Steff und Yvonne zu. Die Jungs hatten sich sofort schützend vor sie gestellt, doch Yvonne trat mit entschiedenen Schritten nach vor und als der Mann nur noch wenige Zentimeter von ihr entfernt war, hob sie den Arm und schlug ihn mit ungeahnter Kraft mitten ins Gesicht. Der Mann ging zu Boden und es dauerte nicht lange, das hatten die Polizisten ihn wieder unter Kontrolle. Während er sich die blutende Nase hielt, rieb Yvonne sich die Faust und blickte ihm direkt ins Gesicht. „Verdammter, kranker Mistkerl. Es wird Zeit das du dahin kommst wo du hingehörst." Trotz der Tatsache, dass sie sich in einem Flur voller Leute befanden, griff Yvonne nach Steff's Hand und zog sie hinter sich her, ohne dem Mann noch eines weiteren Blickes zu würdigen. Die Jungs folgten ihnen dich auf den Fersen.

Hold Me Just a Little Bit LongerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt