Part 35 - "Self-Loathing"

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Auch mit diesem Kapitel wünsche ich euch viel Spaß 😬
Das nächste wird aus steff's POV geschrieben sein 🙊

Yvonne versuchte tief ein und auszuatmen, um sich irgendwie zu beruhigen. In den letzten paar Stunden hatten sich die Ereignisse überschlagen und sie hatte nur im Autopiloten funktioniert. Nachdem die Spaziergängerin sie angerufen hatte, hatte Yvonne sie noch geistesgegenwärtig nach der genauen Adresse des Parks gefragt. Danach hatte es sie ihre ganze Selbstbeherrschung gekostet, nicht zusammenzubrechen. Sie hatte sich zusammengerissen, dass Telefon wieder zur Hand genommen, um Nowi anzurufen. Zumindest das war sie Steff schuldig. Sie musste für sie durchhalten. Ihr nächster Anruf war an die Polizei gegangen. Dann war alles plötzlich ganz schnell gegangen. Sie hatte sich mit den Jungs und einigen Polizisten am Park getroffen.
Die Jungs waren vermutlich mindestens genau so aufgewühlt wie Yvonne, doch sie waren ihr einziger Anker in dem ganzen Chaos gewesen. Obwohl sie Yvonne kaum gekannt hatten, hatten sie sie sofort in eine enge Umarmung gezogen, und versucht sie so gut es ging zu beruhigen. Die Suche der Polizisten war ohne Erfolg verlaufen. Sie hatten das Handy von Steff als Beweismittel beschlagnahmt und einige Zeugenaufnahmen aufgenommen. Ein Anwohner hatte Steff beim Joggen zwar gesehen, in der Dämmerung war der Park aber von einer Sekunde auf die andere wie ausgestorben und niemand hatte beobachtet, wohin sie verschwunden war. Der in Chloroform getränkte Lappen, den einer der Polizisten aus dem Gebüsch gezogen hatte, hatte allerdings keinen Zweifel daran gelassen, dass ihr Verschwinden keinesfalls freiwillig stattgefunden hatte. Danach war nicht mehr viel zu tun gewesen. Die Polizisten hatten Yvonne und die Jungs nach Hause geschickt und gebeten, Augen und Ohren offen zu halten.
Die Jungs hatten Yvonne noch bis zu ihrer Haustür begleitet, doch dann hatte Yvonne sie mit einem gekünstelten Lächeln, aber umso mehr echter Dankbarkeit nach Hause geschickt. Sie hatte nur noch alleine sein wollen. Als allerdings ihre Tür jetzt hinter hier schwer ins Schloss fiel, begann sie langsam zu realisieren, dass sie Steff vielleicht nie mehr wiedersehen würde. Sie rutschte an der Tür hinunter, vergrub ihren Kopf in ihren Händen und brach völlig zusammen. Tränen überströmten ihr Gesicht.
Yvonne umklammerte ihre Knie mit ihren Händen und ihr Kopf sackte nach vorne. Wie hatte sie das nur zulassen können? Purer Selbsthass überflutete sie. Das war alles ihre Schuld. Sie hätte verständnisvoller sein sollen, hätte mehr Termine absagen müssen, hätte mehr für Steff da sein sollen, hätte sie davon abhalten müssen, an diesem Nachmittag das Haus zu verlassen.
Doch jetzt war es zu spät. Eine neue Tränenwelle überkam sie, als sie realisierte, dass sie Steff in ihrem letzten Telefongespräch angeschrien hatte. Sie hatte sie egoistisch und leichtsinnig genannt. Sollten das wirklich die letzten Worte gewesen sein, die sie jemals zu Steff gesagt hatte? Ihre wunderbare, immer lebensfrohe Steff, die in so kurzer Zeit ein unverzichtbarer Teil ihres Lebens geworden war. Die Polizei hatte versucht optimistisch zu klingen, doch Yvonne wusste, dass die Chancen, dass Steff ihrem Stalker lebend entkommen konnte unglaublich gering waren.
Ihre Gedanken waren überflutet von Bildern von Steff. Steff wie sie Yvonne mit ihren strahlenden Augen angrinste, als sie es mal wieder geschafft hatten ein Talent in ihr Team zu holen. Steff wie sie neben ihr, prustend und ohne Klamotten, auf der Couch lag, nachdem Mark sie fast in flagranti erwischt hatte. Steff wie sie ihren Körper sanft an den von Yvonne presste, während die sanften Wellen des Meeres sie umspielten. Sollte das wirklich alles gewesen sein? Hatte sie wirklich endlich die Liebe ihres Lebens gefunden, nur damit sie ihr jetzt so brutal entrissen wurde? Würde sie Steff wirklich nie wiedersehen? Ihr tränenverschleierter Blick fiel auf einen von Steff's Pullis, den sich achtlos auf dem Boden liegen gelassen hatte. Mit zittrigen Händen griff sie danach und vergrub ihr Gesicht in dem Kleidungsstück.
Sofort war sie von Steff's Geruch umgeben und wenn Yvonne die Augen schloss, glaubte sie für einen Moment, Steff würde direkt neben ihr stehen und alles würde irgendwie gut werden. Doch als sie die Augen wieder öffnete, saß sie immer noch alleine in ihrem Flur, der kalt und einsam vor ihr lag.

Hold Me Just a Little Bit LongerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt