Kapitel 17

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Ich starrte ihren Rücken volle zehn Sekunden an. Doch dann richtete ich mich auf, fuhr mir über die Stirn und entfernte mich ein paar Schritte von Bahar. Ich spürte, wie sich in mir ein unbekannter Druck aufbaute. Ich schloss die Augen, atmete ruhig ein und aus und lief ohne einen Blick auf Bahar zu werfen, direkt ins Badezimmer.

Nach der Kalten dusche lief ich zögernd aus dem Badezimmer und blickte in die Dunkelheit. Seufzend tastete ich mich durch das Zimmer um das Bett zu erreichen, doch im gleichen Moment stoß ich meinen Zeh an irgendeine Kante. Ich biss mir in die Faust und unterdrückte somit mein Stöhnen. "Wer hat das ding dahin gestellt?!", fluchte ich leise vor mich hin und fand letztendlich das Bett. Doch als ich mich gerade hinlegen wollte, stellte ich fest, dass Bahar auf dieser Seite schlief. Wieder seufzte ich und dachte daran, das Licht an zu knipsen." Was solls, sie schläft sowieso wir ein Koaler." Ich stoppte. Koaler? Wie komm ich au- Ach vergiss es.

Ich schalltete das Licht an und sah zu Bahar. Sie zuckte nicht einmal mit ihrem Gesicht. Kopfschüttelnd

merkte ich mir den Weg vom Lichtschalter bis zu meiner Bettseite und ging schlafen.

Am nächsten morgen wachte ich ziemlich spät auf und stellte zu meiner Überraschung fest, das Bahar immer noch schlief. Doch plötzlich hörte ich wie Bahar "Sefa?", murmelte.

Stirnrunzelnd sah ich rüber zu ihr und war überrascht das sie wach war.

"Warum warst du am Anfang so gemein zu mir?"

Ich zog die Augenbrauen zusammen und ging mir über mein Gesicht.

"Bahar? Du bist erst jetzt aufgestanden und fragst mich sowas?"

Sie zuckte mit geschlossen Augen die Schulter.

Um ehrlich zu sein wollte ich ihr die frage nicht beantworten, denn die genaue Antwort wusste ich selbst nicht.

War ich sauer auf mich und meine Entscheidung? Oder eher auf Lavin? Nach fünf Sekunden, stellte ich fest, dass es etwas von beidem war, doch dies wollte ich Bahar nicht erzählen.

"Das ist jetzt unwichtig. Komm, steh jetzt auf, lass uns runter zum Mittagessen und dann können wir runter in den Swimmingpool."

Bahar versteckte sich unter das Kissen und seufzte. "Lass mich schlafen."

Diesmal seufzte ich und schmiss ihre Decke auf den Boden. Bahar zuckte zusammen und versuchte vergebens nach ihrer Decke zu suchen. " Ka-alt", stotterte sie und richtete sich mit zerkraustem Haar auf.

Der Anblick war sehr amüsant, weshalb ich anfing zu lachen.

" Sefaa", sprach sie mit ihrer sanften Stimme und stellte sich mit einem Hunde Blick vor mich.

"Warum bist du so?"

Ich grinste. "Wie bin ich den?"

"So.." Sie kam mir näher.

Mein grinsen verschwand mit jedem ihrer Schritte. So habe ich sie ja noch nie erlebt.

" Wie?", wiederholte ich schweren Atems und nahm mir ihre Decke, die auf dem Boden lag in die Hand und ahnte schon voraus was sie wollte. Sie hob eine Augenbraue und schielte zur Decke.

" So eine Hexe", sprach sie laut und schnappte sich ihre Decke und lief in Richtung Bett, doch da ich nun mal stärker war, ließ ich die Decke nicht los und zog sie stattdessen zurück, weshalb Bahar in meine Arme geschleudert wurde.

Sie stöhnte als ihre kleine stups Nase gegen meine Brust prallte. Wütend sah sie hoch zu mir und blickte in mein grinsendes Gesicht. Diesmal hob ich eine Augenbraue. "Hexe also he?"

Sie zuckte mit den Schultern. "Okay, okay.. ich geb nach. Lass mich los und ich mach mich fertig."

Ich lachte und schüttelte den Kopf. " Wie? Was? Nein!" Als sie sah was ich vorhatte, versuchte sie sich von mir zu entfernen, doch es war schon längst zu spät. Ich warf sie lachend auf meine Schulter, schnappte mir unsere Zimmer Schlüssel und lief mit Bahar auf der Schulter, runter zum Swimmingpool. Bahar natürlich, versucht sich zu währen, doch das hat auch nicht geklappt.

"Bereit für deinen Untergang Bahar?"

"Sefa! Bitte. Es tut mir doch Leid. Ahh-"

Und schon war sie im Pool. Die Leute um uns herum und ich lachten. Bahar tauchte auf und sah wütend zu mir. "Das kriegst du zurück! Hilf mir wenigstens hoch", sagte sie und sah beschämend durch die Runde. Sie tat mir leid, weshalb ich ihr meine Hand reichte, doch bevor sie wieder auf den Beinen war, lies ich sie los und sie viel erneut in den Pool.



Währenddessen...


"Milch?"

Er lächelte sie warm an und schüttelte den Kopf.

"Man sieht es dir an."

Sie runzelte ihre Stirn, überreichte ihrem Bruder seinen Kaffee und setzte sich neben ihn.

"Was den?"

"Du hast nicht geschlafen und die ganze Nacht geweint."

Lâvin tastete mit ihren zierlichen Händen an ihren Augen. "So offensichtlich?", murmelte sie. Hamza ihr ältere Bruder nickte und nippte an seinem Kaffee.

"Wozu gibt es Abdeckstifte?"

Lâvin lächelte und nippte ebenfalls an ihrem Kaffee. Sie merkte das sich ihr Bruder sorgen machte, weshalb sie nach seiner Hand griff und lächelte. "Mir wird es gut gehen. Mach dir keine Sorgen. Wie hat Papa immer gesagt? 'Die Zeit heilt alle Wunden meine Kinder?' Ich warte einfach bis es vorbei ist."

Hamza schüttelte den Kopf und streichelte ihre Wange. "Aber nichts kann die Narben entfernen, die für immer an die Schmerzen erinnern."

Das war Lâvin von Anfang an klar, aber sie wollte sich einfach nur positives einreden. Was bringt ihr den die Trauer um ihn? Nichts...

Hamza schlug Lâvin leicht auf den Bein und stand motiviert auf.

"Komm wir gehen jetzt etwas raus. Lass uns Sydney erkundigen. Aber erst gehen wir was essen. Ich hab tierischen hunger ."

Lâvin konnte sich ihr grinsend nicht verkneifen und stand auf.




"Wunderschön", strahlte Lavin und sah zu, wie das Wasser an den Felsen prallte. "Ah, guck doch mal Hamza."

Sie zeigte auf die Wolken. Hamza guckte verhungert hoch und sah einfach nur Wolken. "Lass uns doch endlich was essen."

"Sei doch mal kurz leise und genieß die schöne Aussicht." Hamza seufzte und schlug seinen Arm auf ihre Schulter. "Alles sieht aus wie Essen. Komm schooon. Essen, essen,essen, essen, essen ess-"

"Ay Tamam! Yeter. Hadi gidelim." (Okay! Reicht. Komm lass uns gehen)

Hamza machte einen Freudensprung und war der erste der am Restaurant ankam. Lavin lief langsam, genoss die angenehme Wärme und atmete die Luft in vollen Zügen ein. Sie zog die Augenbrauen zusammen als Hamza mit geballten Händen vor der Tür stehen blieb. Lavins schritte wurden schneller. Als sie neben Hamza stand, legte sie eine Hand auf seine Schulter und sah in sein angespanntes Gesicht. Er sah starr in eine Richtung, weshalb Lavin seinen Blicken folgte. Hätte sie dies doch nicht getan.




Der Blick kann unseren Körper

und unsere Seele berühren.


Alfred Rademacher


SefaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt