BaharDer Himmel war grau, hing tief, aber es regnete noch nicht. Versunken in ihren Gedanken, nahm sie das Klingeln ihres Handys nicht wahr. Erst nachdem sie die ersten Regentropfen hinab fielen, sah, warf sie einen Blick auf ihr Telefon und rief Sefa zurück.
"Hallo", sagte sie.
"Bahar", sagte er.
Sie gab ein leises "hm" von sich, um ihren Kloß zu unterdrücken.
"Weinst du?"
Bahar schwieg, sie konnte nichts von sich geben, sie hatte Angst in Tränen auszubrechen.
"Bahar", ertönte dieses mal eine etwas lautere Stimme.
Sie atmete tief ein und fing an zu sprechen.
"Ich hab hier keinen Netz Sefa, kannst du mich später anrufen?"
Ohne auf eine Antwort zu warten, legte sie auf und brach letztendlich in Tränen aus.
Sie weinte so kräftig, dass sich ihr Atem zwischendurch absetzte und kein Laut mehr aus ihr kam.
Alles in ihr bebte und nur schwer konnte sie aufrecht stehen. Langsam wurde alles in ihrer Umgebung unklarer.
Im nächsten Moment kam Caroline Rana, Bahars Cousine, ins Zimmer und konnte ihren Augen nicht glauben. Sofort nahm sie Bahar in die Arme und rief eine Krankenschwester zur Hilfe. "Bringen wir sie in ein Patientenzimmer und Sie-"Caroline hielt eine vorbeilaufende Krankenschwester an.
"- bereiten Sie 10ml Beruhigunsmittel vor."
Bevor die Krankenschwester nicken konnte, ertönte Bahars schluchzende Stimme.
"5ml, ich bin schwanger."
Caroline machte große Augen, doch konnte ihre Freude in diesem Moment nicht ausleben und konzentrierte sich darauf, dass Bahar in ein Zimmer gebracht wurde.Alles ging zügig. Bahar wurden die Beruhigungsmittel gegeben und sie schlief tief und fest.
Caroline strich Bahar die Tränen weg und gab ihr einen leichten Kuss auf die Stirn. "Was ist nur los mit dir?", flüsterte sie und verließ das Zimmer.Nach zwei Stunden kam Bahar langsam zu sich und konnte sich schwer orientieren, bis ihr alles wieder einfiel. Wieder verlor sie Tränen, doch wischte diese mit zittriger Hand wieder weg, als sie hörte wie die Tür aufging. Es war Sefa, der mit seiner Uniform stirnrunzelnd auf Bahar zukam. "Hi", sagte Bahar und versuchte halbwegs echt zu lächeln. Er setzte sich auf die Bettkante und schwieg. Er musterte nur Bahars Gesicht. "Ich wusste, dass es dir nicht gut ging, das hab ich an deiner Stimme am Telefon schon gemerkt, nur konnte ich nicht aus dem Dienst. Tut mir Leid", gab er etwas bedrückt von sich und lächelte.
"Alles gut, ich werde bestimmt krank, keine große Sache", versuchte sie das Thema zu schließen. "Bringst du mich nach Hause?"Er lächelte. "Natürlich, aber erst muss Rana das Okay geben. Ich hole sie schnell", sagte er grinsend, war im nächsten Augenblick schon aus dem Zimmer und kam mit Caroline Rana zurück. "Da ist jemand aufgewacht", sagte Caroline und kam lächelnd auf Bahar zu, während sie ihre Pupillenleuchte aus ihrem Laborkittel raus holte. Konzentriert leuchtete sie in Bahars Augen und gab positive Geräusche von sich. "Alles sieht gut aus. Weitere Beschwerden?", fragte Caroline. Bahar schüttelte den Kopf. "Ich will nur nach Hause." "Kannst du mein Schatz, ruh dich aus, zu viel Stress tut euch beiden nicht gut."
Bahar hielt ihren Atem an, sah abwechselnd zu Sefa und Caroline.
"Uns beiden?"
Während Sefa auf Carolines Antwort wartete, versuchte Bahar, Caroline mit ihren Mimiken zu sagen, dass er noch nicht wusste, dass Bahar schwanger ist. Zu ihrem Glück, verstand Caroline alles. "Genau euch beiden", sie lachte und schlug auf Sefas Schulter.
Bahar klatschte sich leise auf die Stirn.
Jeder wusste, dass wenn Caroline jemanden auf die Schulter schlug, sie log. Voller Hoffnung betete Bahar, dass er nicht weiter nachfragte und das tat er zu ihrem Glück auch nicht.
Sefa nickte lächelnd. "Danke Rana."
Sie räusperte sich "Immer noch Caroline."
Sefa verdrehte die Augen. "Was ist das für eine Cousine Bahar? Sag mir das bitte? Rana okay? Ra-na."
Bahar und Caroline lachten. "Ich hab mich für Caroline entschieden, ich darf das", sagte Caroline schmunzelnd. "Mama ist Deutsch", sagte Bahar und zuckte mit den Schultern."Soll ich dir was zu bereiten? Hast du Hunger?"
Bahar schüttelte den Kopf und lächelte gezwungen."Bahar?"
Der Schmerz in ihr war so groß und unerträglich. Das Lächeln, das reden- einfach alles schwächte sie.
"Bahar?"
Sie konnte und wollte nicht mehr dieses Leben führen.
"Bahar."
Nahm sie endlich seine Stimme wahr und blickte auf ihn ab.
"Komm setz dich."Bahar stützte sich an ihn, gemeinsam liefen sie ins Wohnzimmer und setzten sich.
Er ließ ihre Hand nicht los und schaute auf sie herab.
Fremde Hände berührten ihre.
Fremde Augen schauten sie an.
Sie teilte sich ein Bett mit einem Fremden. Dies alles war allein nur ihre Schuld. Nur sie allein ließ ihn an sich heran."Ich weiß alles Bahar."
Sofort blickte sie ihm in die Augen und fragte sich, was er meinte.
"Ich weiß, wer er ist. Wer in deinem Herzen liegt und weshalb du so einen Schmerz erleidest. Ich wusst alles, bevor du es mir erzählt hattest, doch ich konnte es dir einfach nicht sagen."
Bahars Mundwinkel sank.
"Du brauchst dich nicht verstellen Bahar. Mach das, was du fühlst und nicht das, was andere Menschen von dir sehen wollen. Ich-"
Sefa zögerte etwas. "-bin immer da."
Mit diesen Worten sah er Bahar in die Augen.
Doch sie schüttelte ihren Kopf."Ich kann nicht mehr ich sein Sefa, bevor du in mein Leben tratst und auch jetzt. Ich bin nicht mehr ich. Ich kann nicht mehr 'ich' sein. Du hast mich nie wirklich kennengelernt. Es ist so schwer, wirklich. So schwer jedem etwas vorzumachen."
Beide schwiegen.
"Ich weiß, du kennst das Gefühl auch Sefa, du brauchst mir deshalb auch nicht sagen, dass du immer bei mir sein wirst, denn das wirst du nicht."
Sefa blickte schlagartig zu ihr und zog seine Augenbrauen zusammen.
"Natürli-", wollte er sagen und wurde von Bahar unterbrochen.
"Denn ich werde es nicht zulassen. Ich werde kein Hindernis mehr für dich sein. Ich kann dich nicht mit in mein schwarzes Loch ziehen."
Ihr liefen die Tränen runter.
"Ich will die Scheidung Sefa."
Wenn eine Frau einen Mann nicht mehr riechen kann, hilft auch das beste Parfüm nicht mehr.
Helen Vita
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Sefa
RomanceAngenommen, deine große Liebe hat sich aus dem Staub gemacht, und es fällt dir schwer, deine Emotionen im Griff zu behalten. Plötzlich unterbreitet dir dein Vater ein einzigartiges Angebot, das die Möglichkeit eines Neuanfangs in deinem Leben eröffn...