Kapitel 1

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März 2011

"Anne!", rief ich nach meiner Mutter und durchsuchte das ganze Haus nach meiner Krawatte.

"Die Krawatte, die ich für heute bereitgelegt habe. Wo ist sie?"

"Auf deinem Schreibtisch, mein Sohn", rief sie mir aus der Küche zurück.

Nachdem ich das Schlafzimmer meiner Eltern durchwühlt hatte, lief ich seufzend zurück in mein Zimmer.

"Eigentlich hatte ich dort schon nachgeschaut-"

Verwirrt schnappte ich mir die blöde Krawatte. "Ich hätte schwören können, dass sie hier nicht war."

Ich warf sie mir, die Schultern zuckend, um meinen Nacken und stellte mich vor meinen Spiegel.
"Wohin?", fragte Sedat, mein Bruder, der FIFA spielte.
"Ronaldo... Ronaldo.... TOR", brüllte Vedat, Sedats Zwillingsbruder, und warf sich auf ihn. "Ich hab dich rasiert, Bruder."
Er lachte und kehrte wieder konzentriert zum Spiel zurück.

"Ich habe ein wichtiges Gespräch mit meinem Chef", erklärte ich Sedats Frage und kämpfte vergebens damit, mir die Krawatte zu binden.

"Hicran", rief ich nach meiner großen Schwester. Im nächsten Moment wurde die Tür aufgerissen, und meine Schwester kam mit Yusuf in ihren Armen herein. Fragend sah sie mich an und versuchte gleichzeitig, ihren Sohn zu bändigen. Lächelnd hielt ich ihr die Krawatte hoch und zuckte unschuldig mit den Schultern. Sie lachte, gab mir Yusuf in die Arme und fing an, mir die Krawatte zu binden.

"Nervst du Mama auch wirklich?"

Yusuf nickte und fuhr mit seinem Auto auf meiner Schulter. "Machst du gut", flüsterte ich grinsend und verpasste ihm einen fetten Schmatzer auf die Wange. Hicran kniff mir in den Arm und nahm ihn mir ab. "Das lernt er doch nur von euch. Bald wird er genauso wie ihr."

"Ist er schon", warf Vedat ein und lachte. "Haltet schön die Klappe und lasst meinen Jungen aus euren bösen Spielchen."

Dabei tippte sie mit ihrem Zeigefinger auf Yusufs Nase und verstellte ihre Stimme.

Vedat und ich lachten, bis Yusuf uns mit einem Wort für einen Moment zum Schweigen brachte.

"Klappe", sagte er und lachte unschuldig in unsere Gesichter.

Hicrans Mund klappte auf, und sie sah Yusuf mit großen Augen an. Vedat und ich fingen erneut an zu lachen.

"Böse Mama", sagte ich lachend, schnappte mir meine Arbeitsunterlagen, gab Yusuf noch einen Kuss auf die Wange und fuhr mit dem Wagen meines Vaters zur Arbeit.

~~

"Jungs! Ich wurde befördert", verkündete ich stolz und grinste durch die Runde.

"Glückwunsch", gratulierten mir alle begeistert und bewarfen mich mit Sonnenblumenkernen.

"Jetzt kannst du also unseren Hintern retten, wenn es dazu kommt, oder?", sagte Eren belustigt und schlug mir leicht auf den Kopf.

"Das konnte er auch schon vor seiner Beförderung, du Spaßvogel", entgegnete sein Bruder Gökhan.

Eren machte große Augen. "Warum wusste ich das nicht schon vorher?"

"Ich sage nichts mehr, ihr seht ja, wie zurückgeblieben mein eigener Bruder ist", sprach Gökhan genervt und schlug ihm auf den Kopf.

"Jungs, kommen wir zur eigentlichen Sache."

"Die wäre", erkundigte sich Sinan, ein weiteres Mitglied unserer Runde.

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