Kapitel 2

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"In Ordnung, Papa, ich stimme zu. Ich werde es tun."

Nachdem er die angespannte Haltung, die er mir gegenüber hatte, gelöst hatte, atmete er erleichtert aus und begann zu lächeln. "Das ist die richtige Entscheidung, mein Sohn", sagte er und klopfte mir auf die Schulter. "Ich habe eine andere Meinung", meldete sich Hicran und schaute zu meinem Vater hoch. Dieser ignorierte sie jedoch und ging in die Küche zu meiner Mutter.

"Du wirst später sicherlich Bedauern über diese Entscheidung empfinden", zischte Hicran und kniff mich in den Oberarm.

"Es ist schon in Ordnung, Hicran. Wenn ich Lâvin nicht mehr in meinem Leben haben kann, habe ich kein Problem damit, eine andere zu heiraten."

Sie schaute mich erneut mit einem ernsten Blick an und schien mich regelrecht zu durchdringen.

"Das meinst du doch nicht ernst. Wie kannst du so etwas Dummes sagen? Du kannst das nicht einfach so abtun, Sefa! Wir sprechen hier von einer Ehe. Schau mich nur an. Schau, was falsche Entscheidungen mit einem Menschen anrichten können. Sie machen dich unglücklich!" sprach sie wütend auf mich ein und lief hin und her.

Seufzend verschränkte ich die Arme und mied den Blickkontakt mit meiner Schwester.

"Ich bin so auch nicht glücklich, Hicran. Ein Leben ohne Lâvin kann ich mir nicht vorstellen. Nachdem sie meinen Heiratsantrag abgelehnt hatte, brach meine Welt zusammen. Ohne sie bin ich nicht mehr derselbe. Sie war diejenige, die mich vervollständigte. Mein Leben, mein Herz. Nur sie war in meinen Gedanken, nur sie in meinem Herzen. Denkst du, ich kann wieder glücklich werden? Ich nicht!"

Ich machte eine kurze Pause, stand auf und sagte: "Ich möchte, dass das Thema hier und jetzt beendet wird."

Ein letztes Mal sah ich zu ihr und ging dann hoch in mein Zimmer. Dort traf ich auf Vedat, der alleine FIFA spielte.

"Raus", murmelte ich und griff nach einer Jogginghose aus meinem Schrank.

"Warte kurz", sagte er aufgeregt und konzentrierte sich wieder auf das Spiel.

Ein Anflug von Wut stieg in mir hoch. Ich riss ihm den Controller aus der Hand, schleuderte ihn mit voller Kraft auf den Boden und starrte mit Zorn in seine furchterregenden, braunen Augen.

Meine Halsschlagadern pulsierten vor Wut. Vedat, der langsam aus seinem Schockzustand erwachte, verließ das Zimmer wortlos.

Seufzend setzte ich mich auf meinen Sofa und vergrub mein Gesicht in meine Hände.

Die Trauer in mir wandelte sich zu Wut. Ich fühlte, wie ich kurz davor stand zu platzen. Die einzige Möglichkeit, meine Wut zu entladen, war Sport.

~~

Ich zog mein dunkelblaues Muskelshirt an und kombinierte es mit einer schwarzen Shorts. Ein Handtuch legte ich mir um den Nacken und begab mich direkt zum Boxsack. Mit meinen schwarzen Boxhandschuhen begann ich, kräftig zu boxen – links, rechts, ein Schlag nach vorne, seitwärts, und schließlich zog ich meine Knie ein, um mit voller Wucht zuzuschlagen. Nach einer intensiven Trainingseinheit wischte ich mir den Schweiß ab und beobachtete die anderen Fitnessstudio-Besucher. Mein Blick blieb an Sinan, meinem besten Freund, hängen, der gerade seine "Schülerin" beim Training unterstützte. Das Mädchen machte Liegestütze, während Sinan schmunzelnd an den Hüften half.

Mit einem Lachen schüttelte ich den Kopf, trank einen Schluck Wasser aus meiner Flasche und setzte mein Boxtraining fort. Sinan eben.

Etwa zehn Minuten lang bearbeitete ich den Boxsack ohne Unterbrechung, bis Sinan mich mit seiner Stimme unterbrach.

"Beruhige dich, mein Junge!" Er klopfte mir zweimal auf die Schulter, umarmte den Boxsack und signalisierte damit, dass ich weitermachen sollte.

Voller Entschlossenheit führte ich mein Training fort und entlud meine ganze Frustration am Boxsack. Nach etwa zwei Minuten hielt ich inne, als Sinan am Boden lag.

"Oğlum, was ist los mit dir? Mit so viel Power habe ich dich noch nie erlebt! Ich hatte schon Angst, dass du mir den Sack kaputtboxst." Mit gerunzelter Stirn untersuchte er meine Gesichtszüge und stand mit meiner Hilfe wieder auf.

Völlig erschöpft ließ ich mich auf den Boden fallen, stützte meine Arme auf die Knie und starrte auf meine Wasserflasche. Sinan setzte sich neben mich und betrachtete mich von der Seite.

Ich begann, ihm alles zu erzählen. Von Babas Traum, meinem abgelehnten Heiratsantrag und der anschließenden Trennung. Auch von der bevorstehenden Hochzeit mit einem Mädchen, das mir völlig unbekannt war.

Sinan zog große Augen.

"Junge, spinnst du völlig? Das ist ja Wahnsinn! Du ruiniertst dir gerade dein ganzes Leben. Hoffentlich ist dir das klar!"

Sinan lief unruhig im Raum umher, gestikulierte lebhaft und warf mir dabei ab und zu vernichtende Blicke zu.

Die Minuten zogen sich dahin, und zwischen uns herrschte Stille. Sinan grübelte weiterhin hin und her, während ich in meiner Position verharrte, den Kopf an die Wand gelehnt, und Sinan dabei aufmerksam beobachtete.

Sinan platzierte sich vor mir, neigte sich leicht nach vorne und stützte sich an den Knien ab, während er tief in meine Augen blickte.

"Warum gibst du so leicht auf? Du liebst Lavin! Ich kenne dich schon lange genug, um zu wissen, dass du für sie kämpfen würdest. Lass nicht einfach alles fallen. Kämpfe für sie! Gib nicht auf."

Ein Seufzen entrann mir.

"Sinan, du verstehst nicht! Sie hat Nein gesagt. Offensichtlich hat sie unsere Beziehung nicht ernst genommen. Ich kämpfe nicht für etwas, das nicht ernsthaft gewollt wird."

Sinan schüttelte den Kopf und richtete sich wieder auf.

"Du wirst es später bereuen, Bruder."

Er drehte sich um, blieb kurz stehen und fügte hinzu: "Und sag nicht: 'Hätte ich doch auf Sinan gehört', denn ich weiß, irgendwann wird es dir durch den Kopf gehen. Viel Erfolg!"

Damit verschwand er aus meiner Sichtweite.

Ich bin nur ein Fighter. Nichts weiter.

Muhammad Ali

SefaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt