Kapitel 22

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"Sefa."
Meine Mutter rannte weinend auf mich zu und umarmte mich. Während ich versuchte sie zu beruhigen, fragte ich Sedat was passiert ist. 
"Vedat ist in Ohnmacht gefallen und hat sich den Kopf gestoßen, er ist im OP."

Ich löste mich von meiner Mutter, sah runter zu ihr und wischte ihr die Träne weg. 
"Annem benim. Ağlama. Alles wird gut gehen." (Mama nicht weinen)
Sanft küsste ich ihre Stirn und setzte sie zu meinem Vater, der sie direkt in die Arme nahm.

Ich wand mich zurück zu Sedat und klopfte ihm auf die Schulter. "Geht es dir gut?"
Gezwungen lächelte er und nickte. "Wo ist Bahar?"
"Sie ist auch drin."
 "Operiert sie?"
Er schüttelte den Kopf. "Sie darf nicht, da Vedat ein Familienmitglied ist. Das ist wohl so vorschreiben. Sie sieht nur zu."
Ich nickte und sah wie Hicran mit Yusuf im Arm eingeschlafen ist. 

"Wie ist es passiert", fragte ich Sedat.
"Wir waren in unserem Zimmer, lernten für unsere Mathe Klausur, bis Vedat auf einmal raus zum Badezimmer rannte und sich übergab. Das passierte in letzter zeit sehr oft, doch er wollte nie darüber reden und hat das Thema gewechselt. Naja, ich rannte ihm hinterher, fragte was los sei, doch er sagte es ginge ihm gut und dann, als er die Tür öffnete, war er auf einmal richtig blass und konnte kaum richtig stehen. Im nächsten Moment fiel er direkt in Ohnmacht und stoß seinen Kopf gegen das Waschbecken."

Nach ungefähr zwei Stunden öffnete sich die Tür und Bahar kam raus. Meine Mutter rannte sofort zu ihr und bettelte sie an, ihr gute nachrichten zu überbringen. Bahar nahm ihren Mundschutz ab nahm ihre Hand und warf einen kurzen Blick zu mir. "Er ist Stabil. Durch den stoß seinen Kopfes am Waschbecken, hatte er eine Hirnblutung die gestoppt wurde-"

Alle atmeten auf einmal erleichternd auf, doch ich merkte das es noch eine schlechte Nachricht auf uns zu kommen wird, da Bahar traurig in meine Augen sah.

"Außerdem.."

"Außerdem was?",unterbrach Hicran Bahar und drückte Yusuf fester an sich. 

"Es wurde ein Inoperabler Tumor gefunden."

Fest ballte ich meine Hände zu Fäusten und ein Klos bildete sich in meinem Hals. Meine Mutter fiel weinend zu Boden, während Sedat und mein Vater sie versuchten hoch zu heben. Hicran setzte sich vor schock hin und sah starr auf den Boden. Bahar sah mir in die Augen und kam langsam auf mich zu. Sie stellte sich vor mich und berührte zögernd meine Faust. 

Wohin mit meinen Gefühlen? Wie fühl ich mich? Was ist los mit mir? Warum nehme ich alles so träge wahr? 
Bahar schlang ihre Arme um mich und umarmte mich so fest es ging. Ich schluckte den Klos runter, erwiderte die Umarmung und vergrub mein Gesicht in ihren Haaren. 

"Was passiert jetzt?", flüsterte ich, ohne sie los zu lassen. 
"Sie werden ihn gleich zur Intensivstation bringen, bis er aufwacht."
Sie wollte sich lösen doch ich ließ dies nicht zu und drückte sie fester an mich. 

"Birakma beni." (Lass  mich nicht los)

Bahar schüttelte den Kopf und erwiderte die Umarmung. "Ich bin bei dir", flüsterte sie und streichelte  behutsam meinen Rücken...

Als Vedat in die Intensivstation verlegt wurde, vergingen zwei Stunden und meine Eltern und Sedat fuhren Nachhause um sich etwas auszuruhen.

"Hier."
Bahar setzte sich neben mich und gab mir meinen Kaffee. 

"Danke", murmelte ich müde und lächelte leicht. 

Bahar strich mir meine Haare zurück und lehnte ihren Kopf an meinen Arm. 

"Warum ist er denn noch nicht wach?"

Sie umschlang meinen Arm. 

"Er wird mit sehr starken Schmerzmitteln in einem künstlichen Narkoseschlaf weiter aufrechterhalten. Er wacht in dieser Phase nur deshalb nicht auf, weil er strake Medikamente bekommen hat. Dies verhindert, dass er unmittelbar nach dem Eingriff, wenn die Verletzungen durch die Operation noch sehr schmerzhaft wären, wach ist. So verschläft er sozusagen  die Zeit in der der Wundschmerz am größten ist."

SefaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt