Kapitel 7

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"Ich will zu meiner Familie."

Meine Kiefer spannten sich an.

"Du. Hast. Keine. Familie. MEHR", zischte ich jedes Wort einzeln und entlud meine aufgestaute Wut.

"Sefa, ich weiß, ich habe einen Fehler gemacht, ich bereue es. Aber bitte, bitte lass mich meine Frau und meinen Sohn sehen."

Meine Augen weiteten sich. Wie konnte er so etwas sagen? Woher nahm er diesen Mut?

Ich schleuderte meine Tasche auf den Boden, packte ihn am Kragen, schubste ihn gegen die Wand und begann, ihn zu erwürgen. Gierig nach Luft schnappend, zappelte er mit den Füßen und schlug mehrmals auf meine Hand. Sein Atem roch stark nach Alkohol.

"Du verschwindest jetzt von hier. Wenn ich dich hier oder in der Nähe von Hicran und Yusuf sehe, bist du tot!", zischte ich und ließ ihn los. Er hustete und hielt sich den Hals fest. Ich beugte mich das letzte Mal zu ihm hinunter und wedelte mit meinem Finger vor seiner Nase.

"Vergiss nicht, was ich gesagt habe! Und jetzt verschwinde!"

Die Wut gegenüber diesen Mann  brodelt in mir. Die wiederholten Misshandlungen gegenüber meiner Schwester hatten ein wütendes Feuer in mir entfacht. Unter der Dusche versuchte ich, die mich etwas zu  beruhigen. Doch die Gedanken an das Leid meiner Schwester plagten mich weiterhin.

~

„Wie war dein Treffen mit Bahar?", erkundigte sich mein Vater, während er gelassen eine Gurke verspeiste.

„Gut", erwiderte ich knapp und aß weiter, ohne ihn anzusehen.

Es blieb still, bis auf Vedat und Yusuf. Vedat versuchte auf humorvolle Weise, Yusuf zu füttern, indem er die Flugzeug-Methode anwendete. Wenn ich so darüber nachdachte, wäre das Haus ohne Vedat nicht dasselbe. Er war derjenige, der versuchte, die Stimmung aufrechtzuerhalten. Das hatte er wohl von meiner Mutter, die jedoch durch meinen Vater genauso geworden war wie er.

Nachdem wir mit dem Essen fertig waren, stand ich auf, gab meiner Mutter einen Kuss auf die Wange und ermahnte die Jungs, schneller zu essen, da ich sie noch zur Schule bringen musste. Beide nickten eilig, gaben meiner Mutter ebenfalls einen Kuss und liefen mit mir zum Auto.

Nachdem ich die Jungs an der Schule abgesetzt hatte, stieg Vedat aus, aber Sedat blieb sitzen. Er wartete, bis Vedat außer Sichtweite war, und beugte sich dann zu mir vor.

Nachdem ich die Jungs an der Schule abgeliefert hatte, verließ Vedat das Auto. Sedat hingegen blieb sitzen, wartete darauf, dass Vedat außer Sicht war, und neigte sich dann zu mir.

Ich erkundigte mich, was los sei.

"Vedat ist irgendwie seltsam, abi (Bruder). Ich habe ihn seit Tagen im Auge", sagte er nervös und warf einen Blick auf Vedat.

Ich runzelte die Stirn. "Was meinst du mit seltsam?"

"Bemerkt du nicht, wie blass er geworden ist? Und er isst kaum noch. Im Schlaf stöhnt er auf, als würde er höllische Schmerzen haben. Ich habe versucht, mit ihm zu reden, aber er blockt jedes Mal ab. Kannst du mal versuchen, mit ihm zu sprechen? Ich mache mir Sorgen."

Ich lächelte, klopfte ihm zweimal leicht auf die Schulter.

"Mach dir keine Gedanken. Ich kümmere mich darum", sagte ich sanft und schickte ihn nach draußen.

~

"Sie ist ganz in Ordnung", murmelte ich und nahm einen Schluck aus meiner Wasserflasche, dann wandte ich mich wieder Sinan zu.

"Sie ist 'In Ordnung'?", rief Sinan wütend aus und schlug gegen die Boxmatte. Sein Schlag traf meine Nase, und ich stöhnte auf, während ich zu Boden fiel und spürte, wie Blut aus meiner Nase floss.

SefaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt