Die Hände tief in den Taschen vergraben, machte sie sich auf den Weg zum Café. Sowohl die Terrasse als auch das Innere des Cafés waren mit schick gekleideten Gästen gefüllt. Ein Hauch von Espresso und Zigarettenrauch lag in der Luft. Lavin ging in kleinen Schritten auf Tisch Nummer 12 zu, der etwas abgelegen von den anderen stand. Sie setzte sich, überkreuzte die Beine und versuchte, selbstsicher zu wirken. Doch sie wusste, dass diese Fassade nicht lange halten würde. Mühsam hielt sie Tränen zurück und kämpfte gegen den Kloß in ihrem Hals an.
"Du bist gekommen."
Sie nickte.
"Um ehrlich zu sein, hätte ich mir unser Treffen anders vorgestellt."
Lavin schwieg.
Er räusperte sich.
"Naja, ist auch egal. Hier ist dein Ticket."
Er schob das Ticket zu Lavin.
"Meine Männer werden dich zum Flughafen bringen, und gegen 8 Uhr geht dein Flug nach London. Von dort aus weiter nach Sydney. Dort werden dich meine Männer abholen und zu deinem Haus bringen."
Lavin ließ eine Träne fallen, die sie sofort wegwischte, und steckte das Ticket in ihre Tasche.
"Und meine Gegenleistung?"
Sie nickte, holte den Zettel mit der Telefonnummer ihrer alten Klassenkameradin aus ihrer Tasche und reichte ihn Ayhan.
"Danke."
Sie nickte, stand auf und fuhr mit seinen Männern zum Flughafen.Sefa
Während Bahar mit ihren Freundinnen tanzte, unterhielt ich mich mit meinen alten Klassenkameraden und musste die Geschichte erzählen, wie ich Bahar kennengelernt hatte. Natürlich verfälschte ich die Wahrheit.
"Bruder, ich bin froh, dass du die Richtige gefunden hast."
Yasin klopfte mir auf die Schulter und lächelte.
"Wenn du nur wüsstest", dachte ich und wurde auf das Handydisplay von Rukiye aufmerksam.
"Rukiye."
Sie sah mich fragend an.
"Dein Handy klingelt."
"Oh. Danke. Hallo?... Wer?... Ayhan?.. Ach ja.. Hallo-" Sie winkte uns zu und entfernte sich."Naja, Bruder, wir sehen uns dann noch."
Ich nickte und hob die Hand zum Abschied."Meine Damen und Herren, wir bitten die Braut und den Bräutigam bitte auf die Tanzfläche."
Mit zusammengezogenen Augenbrauen sah ich rüber zu Gökhan, der mich nur grinsend ansah. Seufzend lief ich zur Tanzfläche und stellte mich vor Bahar. Sie sah nervös zu Hacer, und wenn man genau hinsah, konnte man erkennen, wie ihre Augen sich füllten. Sie fühlte sich eindeutig nicht wohl.
Der DJ begann zu sprechen: "Soo, es ist Zeit für Zeybek." (Türkischer Tanz)Fassungslos sah ich zu Gökhan. Das war er! Er hatte das alles organisiert. Wie konnte er nur? Er wusste ganz genau, dass ich diesen Tanz nur mit Lavin machen wollte, und das auf unserer gemeinsamen Hochzeit, nicht mit jemand anderem. Ich biss mir auf die Zähne und richtete meinen Blick auf Bahar. Leicht nickte sie und ging in Position. (Video ab 1.30)
Langsam ließ ich meine Arme sinken, genauso wie Bahar. Die Musik endete, und sofort brach Jubel im Saal aus. Mein Blick wanderte durch die Menschenmenge, und ich entdeckte Dilan. Vergeblich suchten meine Augen Lavin. Sie war nicht da. Dilan schüttelte den Kopf und deutete auf ihre Brüder. Ich ballte meine Hände zu Fäusten und wollte nur noch weg. Weg aus dieser unerträglichen Situation!
Der Abend neigte sich dem Ende zu, und schließlich waren nur noch Freunde und Familie im Saal.
"Ganz viel Spaß noch gleich", flüsterte Gökhan grinsend neben mir.
"Das wird nicht passieren."
"Warum nicht? Ihr seid jetzt verheiratet."
Er lachte weiter.
Aber ich nicht.
"Ich liebe sie nicht, und sie liebt mich auch nicht."Gökhan schüttelte den Kopf.
"Ich verstehe euch nicht. Warum tut ihr euch das an?"
Ich zuckte mit den Schultern und zeichnete mit meinen Augen das Muster der Fliesen nach."Sefa", vernahm ich die Stimme meines Vaters. Ich drehte mich zu ihm. Er winkte mich zu sich.
"Hadi. Wir sehen uns wieder in zwei Wochen."
Er nickte lächelnd und umarmte mich. „Viel Spaß in Sydney."Ich nickte dankend und lief zu meinem Vater.
„Hier."
Er überreichte mir einen Autoschlüssel. Fragend blickte ich in sein Gesicht. „Das ist ein Hochzeitsgeschenk von uns allen, für euch beide."
Ich schüttelte den Kopf und gab ihm den Schlüssel zurück. „Das kann ich nicht annehmen."
"Doch, du kannst. Jetzt nimm die Schlüssel und fahrt mit deiner Frau nach Hause."Er steckte mir die Schlüssel in die Tasche, packte mich an den Schultern und gab mir einen leichten Ruck in Richtung Bahar. Er ließ mir nicht mal ansatzweise die Gelegenheit, etwas zu sagen. Seufzend ging ich zu Bahar, die allein auf einem Stuhl saß und verträumt auf den Boden sah. Ich stellte mich vor sie, steckte die Hände in die Hosentaschen und räusperte mich. Als sie das Räuspern hörte, erschrak sie und stand hektisch auf.
"Oh... tut mir leid", sagte sie zitternd und kratzte sich am Hals.
"Gehen wir?"
Sie nickte, verabschiedete sich von allen und stieg mit mir in unser Auto. Die Fahrt dauerte ungefähr zwanzig Minuten. In dieser Zeit schlief Bahar ein und murmelte unhörbare Sachen. Angekommen, stieg ich aus, trug Bahar hoch in unsere Wohnung und legte sie auf das Bett. "Bahar?", flüsterte ich.
Langsam öffnete sie ihre Augen. Als sie merkte, dass sie nicht mehr im Auto war, riss sie ihre Augen ganz auf und richtete sich abrupt auf.
"Keine Sorge, wir sind jetzt zuhause. Ich wollte dich nur aufwecken, weil du noch dein Brautkleid trägst."
"Oh... okay. Danke."
Sie nickte und starrte mich erwartungsvoll an. Wie ein trotteliger Kerl stand ich da, blickte in ihre blauen Augen und realisierte nicht, dass sie auf eine Reaktion von mir wartete."Oh... es tut mir leid. Ich hole nur schnell Sachen aus dem Schrank und schlafe dann auf dem Sofa."
Bahar blinzelte.
"Du... du musst nicht auf dem Sofa schlafen. Mir... mir macht es nichts aus, wenn d-."
Ich unterbrach sie. Man konnte schon aus ihrer Stimme herauslesen, dass sie noch nicht bereit war, und ehrlich gesagt, war ich es auch nicht.
"Es ist besser, wenn ich auf dem Sofa schlafe."
Ich lächelte, nahm Decke, Kissen und meinen Pyjama und verließ das Zimmer. Seufzend setzte ich mich auf das Sofa und lehnte mich zurück. Der Blick blieb an der Decke haften. "Naptın sen Sefa", murmelte ich und vergrub mein Gesicht in den Händen. (Was hast du nur gemacht, Sefa?) Wie soll mein Leben jetzt weitergehen? Was mache ich jetzt? Werden wir immer so verkrampft miteinander umgehen? ...Werde ich sie jemals lieben? Werde ich Lâvin vergessen, obwohl ich sie so sehr liebe, dass es schon wehtut?
Bahar
Bahar legte das Brautkleid behutsam in eine Kiste, schob es unter das Bett und setzte sich an den Rand. Eine Träne lief ihr über die Wange. Sie mochte Sefa und zweifelte keineswegs an ihm. Sie wusste genau, dass er kein schlechter Ehemann sein würde. Liebe erwartete sie nicht von ihm. Alles, was sie wollte, war nicht wieder allein gelassen zu werden. Geborgenheit, die sie vor zwei Jahren verloren hatte. Mit dem Handrücken wischte sie sich die Tränen ab und legte sich allein in das riesige Ehebett.
Geborgenheit ist ein Leben
in zwei Seelen...Elmar Kupke
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Sefa
RomanceAngenommen, deine große Liebe hat sich aus dem Staub gemacht, und es fällt dir schwer, deine Emotionen im Griff zu behalten. Plötzlich unterbreitet dir dein Vater ein einzigartiges Angebot, das die Möglichkeit eines Neuanfangs in deinem Leben eröffn...