Kapitel 23

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Spät in der Nacht, wachte ich durch ein bedrückendes Gefühl auf.
Träge schleppte ich mich ins Badezimmer, wusch mein Gesicht und lief anschließen raus zum Balkon. Es war etwas Kühl, doch das störte mich nicht. Der Himmel war klar, weshalb der Mond und die Sterne heute Nacht besonders strahlten. Ich setzte mich auf eines der Balkonsessel und versuchte das bedrückende Gefühl in mir los zu werden.
"Sefa?", sagte Bahar müde und verengte ihre Augen zu schlitzen.
"Was ist los?",fragte sie gähnend, setzte sich neben mich, hakte sich ein und lehnte ihren Kopf auf meine Schulter.
Ich schwieg. Ich wusste ja nicht selbst, was los ist.

Als ich den Endschluss fasste, Bahar zu heiraten, dachte ich, dass ich niemals damit klar kommen würde, doch mittlerweile ist sie nicht mal so übel. Aber aus uns, kann niemals mehr als Freundschaft werden.
Ich liebe Lavin immer noch wie die Pest und Bahar anscheinend, Kadir.
Wir sprachen nie über die Nacht, in der wir uns Liebten. Irgendwie hatte ich das dringende Gefühl, mit ihr darüber zu Sprechen, doch dann würde es unangenehm für sie und für mich werden. Deswegen beschloss ich einfach das Thema zu schließen und weiter zu Leben.

"Hast du dir frei genommen?"

"Ja", murmelte ich und spürte wie meine Augenlider sich langsam schlossen.

"Lass uns zurück ins Bett, wir müssen früh aufstehen."

Ich lachte kurz. "Ich sehe es schon voraus. Dich krieg ich nicht so leicht aus dem Bett, aber ich hab lang über Methoden nachgedacht um dich aus dem Bett zu bringen."

Bahar richtet sich schnell auf und schlug mir auf den Arm. "Wehe." Sie grinste und wedelte mit ihrem Zeigefinger vor meiner Nase. Ich grinste ebenfalls, zuckte mit den Schultern und stand auf. "Wart's einfach mal ab", sagte ich und lief zurück ins Zimmer.

...

Voller schreck richtete ich mich schnell auf und stellte schnell fest: Ich bin Nass.
Bahar kicherte und rannte mit dem leeren Glas in ihrer Hand, aus dem Zimmer.
"Bahar! Wegrennen bringt dir nichts. Ich krieg dich!"

Ich warf die Decke zur Seite.
"Wie hat sie es geschafft so früh aufzustehen?", fragte ich mich selbst und dabei durch die ganze Wohnung und entdeckte Bahar im Wohnzimmer hinter dem großen Blumentopf.

"Hab ich dich."
Ich grinste und breitet meine Arme aus.
Bahar machte ihren typischen Hundeblick und machte sich ganz klein.
"Aber, du machst das auch immer mit mir."

Ich lachte. "Ich darf das."

Bahars Augen weiteten sich. "Was los? Bist du Babo oder was?"

Wir beide lachten.
"Ja ich bin hier der Babo."

Und mit diesem Satz rannte ich auf sie zu, hob sie hoch und stellte sie wieder mal unter die Dusche. Sie kreischte.
"Mann Sefa, nicht schon wied-"

Ich ließ sie nicht aussprechen und ließ das kalte Wasser über ihren Kopf fließen. Kreischend versuchte sie mir den Duschkopf aus der Hand zu reißen, doch das klappte meines Glücks nicht.
Nach zwei Minuten stellte ich das Wasser ab und reichte ihr lachend ein Handtuch hin. "Du bist so ein Arsch", sagte sie zitternd und riss mir das Handtuch aus der Hand. "Ich weiß", sagte ich grinsend und lief aus dem Bad. Währen Bahar im Bad beschäftigt war, machte ich mich fertig und setzte mich ins Wohnzimmer.

Plötzlich fiel mir auf, das ich heute morgen gar nicht mit Lavin im Gedanken aufgewacht bin.

Ich schmunzelte. Das liegt wohl an Bahar und ihre Aktion von gerade.

"Sefa, ich bin fertig. Wir können los."

Im Krankenhaus

"Seit ehrlich, dachtet ihr ich wäre Drogen süchtig?", sagte Vedat belustigt und sah in die Runde, die aus Bahar, Sedat, Hicran und mir bestand.

Sedat blieb ernst und räusperte sich. "Nein."
Er konnte nie lügen dieser spasst.
Ich lachte. "Also ich schon."

Hicran verpasste mir einen schlag auf den Oberarm und sah mich ermahnend an. "Was den? Er findet es doch auch witzig."

"Schon okay Hicran abla. Es war mein Fehler euch nichts zu sagen."

Sedat räusperte sich wieder. "Ich geh dann mal raus." Und schon war er weg. Sedat mochte es nie in solchen Situationen mit dabei zu sein, deswegen ging er auch gerade einfach so raus.

"Yenge(Sagt man zu der Frau seines Bruders)"

Bahar richtete ihre Blicke lächelnd zu Vedat.

"Wirst du mich behandeln?"

"Nein, leider nicht, da du ein Familienmitglied bist. Aber ich werde dich besuchen wenn ich mal zeit hab. Ich fange morgen sowieso an zu Arbeiten. Dann bin ich rund um die Uhr im Krankenhaus."

"Und hattest du schon mal Operationen die du alleine durchgeführt hast, ohne Aufsicht?"

"Was ist los Vedat? Wenn ich nicht wüsste was für eine Niete du in der Schule bist, würde ich denken du hast wirklich Interesse an der Medizin", sagte ich belustigt und erntete wieder böse Blicke von Hicran.

Bahar räusperte sich.
"Ich geh mal nach Sedat schauen."

Ich nickte.

Bahar

Als sie nach draußen kam, saß Sedat auf einer niedrigen Steinmauer. Er hatte die Ellbogen auf die Knie gestützt und starte die Wiese an. Bahar hielt ihm Tee hin, und er sah es einen Moment an, bevor er es nahm. "Danke." Er wirkte erschöpft.
"Alles okay?"
"Nein." Er trank einen schluck. Bahar setzte sich ein Stück weiter neben ihn auf die Mauer. "Willst du reden?"
Sedat schüttelte mit seinem Kopf. Schweigend saßen sie nebeneinander.
Eine weile starrten beide einfach so auf die Wiese, bis Sedat: "Er ist so ein Mistkerl", brüllte und einen Stein auf die Wiese schmiss.

"Wenn er uns schon von vornherein gesagt hätte, dass er Krank ist, hätte er doch höhere Lebenschance."

"Er hat trotzdem Überlebenschancen Sedat."

Er fing an zu lachen und stand auf. "Ich weiß doch das das nicht stimmt. Das wissen wir alle, doch wir wollen es uns nicht eingestehen. VERDAMMT. Er wird sterben", brüllte er und trat gegen einen Mülleimer. Gerade wollte Bahar was sagen, doch er war schon im nächsten Moment aus dem Blickfeld.
Wie erstarrt blickte sie in seine Richtung, in der er verschwand. Bahar hatte ihn noch nie so gesehen.

"Bahar!"

Ein schauer überfiel ihren Körper. Seine Stimme! Die Stimme. Die Stimme die alles mit seiner Liebe zu ihr kaputt machte, der der Kadir, ihren alles geliebten verlobten von ihr nahm.



Eigene Schmerzen ertragen wir leichter als die Leiden unserer liebsten Angehörigen.


Friedrich Martin von Bodenstedt



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