Kapitel 6

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Zwei Wochen sind vergangen, seit dem Treffen mit Lavin. Nun sitze ich mit meiner Verlobten in einem Café, um sie besser kennenzulernen.

"Und wie lange dauert das etwa?"

Sie lächelte, und dabei wurden ihre Grübchen sichtbar.

"Nach dem klinischen Teil kommen das 11. und 12. Semester, die das 48-wöchige 'Praktische Jahr' umfassen. Danach steht das 2. Staatsexamen an. Das ermöglicht mir, die staatliche Zulassung zur Ausübung als Ärztin zu beantragen."

Ich zeigte mein Erstaunen durch eine hochgezogene Augenbraue.

"Beeindruckend."

Ein kurzes Lachen entwich ihr, und sie schaute beschämt auf ihre Hände.

"Und – was machst du beruflich?"

"Ich bin Polizist."

"In welchem Dienstbereich?"

Mit Erstaunen blickte ich in ihre blauen İriden und stellte meine Kaffeetasse auf den Tisch.

Sie errötete und strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr.

"Ärzte sind oft in Zusammenarbeit mit Polizisten, besonders bei Schussverletzungen, wo es unsere Pflicht ist, die Polizei zu alarmieren. Übrigens, meine Freundin ist auch Polizistin."

Ich lächelte, beendete meinen Kaffee und versuchte, Blickkontakt zu halten, doch sie mied es, mir direkt in die Augen zu sehen.

„Wer ist deine Freundin? Vielleicht kenne ich sie."

„Hacer Taş."

Meine Augen weiteten sich.

„Was? Echt? Hacer ist eine enge Freundin und meine Partnerin auf der Arbeit. Was für ein Zufall."

Sie lächelte nickend und trank ebenfalls ihren Kaffee aus. Ich hob die Hand und bestellte zwei weitere Tassen Kaffee.

Nach dieser Offenbarung über Hacer wurde die Atmosphäre zwischen uns lockerer. Wir fingen an, über gemeinsame Freunde und Erfahrungen zu sprechen. Der Kaffee floss, und die anfängliche Nervosität wich einer angenehmen Unterhaltung. Es schien, als würden wir uns besser kennenlernen und eine Verbindung herstellen.

~~

„Unangenehm? Peinlich? Was ist passiert?", hakte Gökhan nach, offenbar gespannt auf jedes Detail.

Ich lehnte mich zurück und rieb mir die Stirn.

„Wir haben über alltägliche Dinge geredet, aber es fühlte sich an, als wären da noch ungesagte Worte. Ich glaube, beide spüren eine Last aus der Vergangenheit", erklärte ich, während mein Blick in die Ferne schweifte.

„Sie hat lange braune Haare, eine schlanke Figur, auffallend schöne Gesichtszüge und wirklich schöne blaue Augen. Das Gespräch war anfangs sehr, wie soll och sagen- angespannt. Wir haben über Blumen geredet Gökhan.  Wusstest du, dass wenn man Orchideen anbrüllt und fragt warum sie immer noch blühen, blühen sie wohl extra weiter um einen zu ärgern. Bahar selbst war etwas unbeholfen, aber mit der zeit war es dann nicht mehr wo schlimm. Aber das mit den Blumen, werd' ich mein leben lang nicht mehr vergessen."

Gökhan behielt seine Lippen fest zusammengepresst, um nicht sofort loszulachen.

„Lach ruhig. Lass es raus", ermutigte ich ihn.

Plötzlich brach Gökhan in lautes Gelächter aus und hielt sich dabei den Bauch. Meine ernste Miene konnte ich nicht länger bewahren und stimmte schließlich verzweifelt in das Lachen ein.

Nach zwei Minuten hörten wir auf, sahen uns in die Augen und brachen erneut in schallendes Gelächter aus, bis Erva wutentbrannt ins Wohnzimmer kam. Ihr Bauch im neunten Monat der Schwangerschaft war riesig und deutlich sichtbar.

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