Kapitel 9

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(Zu Beginn eine kleine Rückblende, bzw. eine Erinnerung an eine unbeschwertere Zeit. Yamada sitzt immer noch bei den Schülern.)


„Komm schon, Hizashi!", quengelte der hellblauhaarige Junge vor ihm und verschränkte die Arme, „du kannst dir das wohl kaum entgehen lassen!" Für Oboro war es eindeutig, dass sein viel zu lauter Freund dabei sein musste. Immerhin ging es gar nicht anders. Sie machten doch immer alles zusammen!

Doch Yamada verzog nur seine Miene. „Aber eine schnulzige Komödie? Irgendwie ist das nicht so meins", seufzte der Blondschopf und schüttelte den Kopf, „und Shota mag sowas bestimmt auch nicht. Wir könnten uns ja den Horrorstreifen reinziehen, der genauso grade im Kino läuft." Schließlich wäre das eher was für drei Jungs und Nemuri war es bestimmt auch egal, was sie sich anguckte. Ein Horrofilm war viel interessanter als eine Liebeskomödie.

„Erstens – und das wirst du kaum glauben – hat Shota den Film mit ausgesucht und zweitens willst du doch nicht die Reparatur einer Kinoleinwand bezahlen, wenn du vor Schreck aufschreist und sie kaputt machst, oder?", fragte Shirakumo belustigt und piekte seinen Kumpel in die Seite, der daraufhin kurz quietschte. Natürlich wollte Hizashi das nicht, immerhin musste er immer noch die Fensterscheiben der Eisdiele abbezahlen, nachdem Oboro und Nemuri es letzten Sommer für einen großen Spaß empfunden hatten, ihn einfach so zu erschrecken. Leider war Yamada zeitweilen richtig schreckhaft und solange er seine Macke noch immer nicht perfekt unter Kontrolle hatte, passierte es allzu oft, dass er mit seiner Stimmenmacke etwas kaputt machte wenn Shota nicht anwesend war und rechtzeitig reagierte.

Also seufzte der Blondschopf. „Okay, du hast ja recht", murmelte er, „aber so ein Film und dann Essengehen? Das klingt weniger nach nem Jungsabend, sondern eher nach nem Date!" Nur weil ein Mädchen in ihre Truppe war, mussten sie doch deswegen nicht so einen Mädchenfilm gucken. Aber wenn Shota damit einverstanden war, wollte er mal nicht so sein. Immerhin war es ohnehin schon schwer genug, den Dunkelhaarigen überhaupt dazu zu überreden, irgendwohin mitzukommen. Wenn er sich schonmal einen Film mit aussuchte, hieß das ne Menge.

Bei der Erwähnung des Wortes ‚Date' musste Oboro breit grinsen, was der andere jedoch nicht sehen konnte, weil er die Treppe voran hochging, damit sie zu ihrem Treffpunkt gelangen konnten, wo Nemuri und Shota bestimmt schon warteten. „Tja ... vielleicht wird's ja ein Date und am Ende wird wild geknutscht!", schien Shirakuma zu scherzen.

Hizashi entlockte es jedoch nur ein nervöses Auflachen und seine Wangen färbten sich leicht rosa, während Oboro die Tür vor ihnen öffnete und sie endlich zu den anderen gelangten. Vor ihnen sahen sie bereits Aizawa und Kayama, ans Geländer des Daches gelehnt, Shushi die Katze streichelnd und miteinander scherzend. Allein der Anblick in Verbindung mit dem, was Oboro gerade gesagt hatte, wurde dem Blondschopf leicht übel. „Wird das dann was Fixes zwischen den beiden?", fragte er leise, sodass nur Shirakumo es hören konnte und klang dabei mehr als verzweifelt.

Dieser brach allerdings in schallendes Gelächter aus. „Mann, hast du ne Ahnung!", lachte der Junge und klopfte seinem Kumpel auf die Schulter, „warts einfach ab. Vielleicht wird's ja wirklich ein Date ... ein Doppeldate mit wunderbarer Überraschung!"

~*~

„Ein Doppeldate mit Überraschung", wiederholte Hizashi leise, als er aus dem Gedanken auftauchte, der ihn in eine Erinnerung an seine Vergangenheit geführt hatte. Starr blickte er gerade aus, und bekam nicht mit, dass die Schüler ihn allesamt verwirrt musterten.

„Present Mic? Sensei? Alles in Ordnung?", fragte Izuku verwirrt und streckte einen Arm aus, um an der Schulter des Lehrers ein wenig zu rütteln. Er war die letzten Minuten einfach nur starr dagesessen und hatte einen unsichtbaren Punkt fokussiert und im Blick behalten, sodass sie sich alle langsam Sorgen machten. Vermutlich hatte Midnight recht gehabt, und sie hätten niemanden sonst einweihen sollen, dass sie herumgeschnüffelt hatten. Wenn Mic schon so reagierte, wie würde erst Aizawas Reaktion ausfallen?

„Ich mache mal Tee", meinte Momo und sprang auf. Yamada war plötzlich so blass geworden, dass sie schon Angst hatten, er würde gleich vom Sofa fallen. Ein bisschen Tee würde bestimmt helfen, seine Lebensgeister wieder zu wecken.

„Haben wir ihn kaputt gemacht?", fragte Mina besorgt und biss sich auf die Lippe. Hätten sie doch nur auf ihre Lehrerin gehört! Sie hatte wohl schon geahnt, dass es kein gutes Ende nehmen würde, wenn ihre beiden Freunde von dem Unterfangen ihrer Schüler Wind bekamen. Aber wer hätte auch annehmen können, dass es so schlimm sein würde?

„Ein Doppeldate!", wiederholte Yamada erneut und sah Midoriya in die Augen, dessen Hand immer noch auf seiner Schulter lag, „er war gar nicht mit ihr zusammen ... er wollte sie mit ihm verkuppeln und ... ach du scheiße ..." Der Fluch kam ihm so leise über die Lippen, dass Eri es zum Glück nicht hören konnte, da sie zu beschäftigt damit war, nun das Jahrbuch durchzublättern, das Yamada zuvor fast aus der Hand gefallen war, als er im Gedanken versunken war.

Es war einer dieser Momente, in denen man von der Erkenntnis eine Ohrfeige bekam. Zumindest fühlte es sich so an. Nachdem er wieder an den Tag gedacht hatte, jener Tag vor der Tragödie, an dem sie sich für das darauffolgende Wochenende ein Treffen abgemacht hatten, dämmerte ihm langsam, dass er damals ein ziemlich großer Idiot gewesen war. Kopfschüttelnd vergrub er sein Gesicht in seinen Handflächen. Wie konnte er nur so dämlich sein? Damals war er dem Glauben verfallen, dass sich etwas zwischen Nemuri und Shota anbahnte, weil die beiden ständig die Köpfe zusammengesteckt hatten und so wirkten, als hätten sie eine enge Verbindung zueinander. Dabei schien der Dunkelhaarige nur versucht zu haben, der älteren Schülerin Oboro schmackhaft zu machen. Aber wenn Oboro damals von einem Doppeldate gesprochen hatte und er einen Pakt mit Shota hatte, dann würde das doch bedeuten, dass ...

Allein der Gedanke daran reichte, dass Yamada spürte, wie seine Wangen zu glühen begannen. Sofort sprang er auf, was die Schüler nur noch verwunderter dreinblicken ließen. „Passt bitte auf Eri auf", bat er rasch, bevor er davon stürmte, und die Schüler verwirrt zurückließ. Er musste schnell hier raus. Er musste weg, brauchte frische Luft. Außerdem musste er Nemuri finden und sie etwas fragen. Diese Frage brannte ihm einfach auf der Zunge, sodass es fast schon zu einem physischen Schmerz wurde.

Noch ehe jemand Widerworte geben konnte, Momo mit dem Tee wieder zurückkam oder irgendjemand nachfragen konnte, ob alles in Ordnung war, hatte Present Mic das Gebäude bereits verlassen. Vollkommen verständnislos sahen die Schüler ihm hinterher. Was war gerade in dem Kopf ihres Englischlehrers vorgegangen? Irgendetwas hatten sie doch eindeutig verpasst!

„Sollten wir ihm folgen?", fragte Denki besorgt. Immerhin konnten sie nicht einschätzen, was der Lehrer nun vorhatte. Seinem Gebrabbel von gerade eben konnte man leider auch gar nichts entnehmen, um zu wissen, was in ihm vorgegangen war.

„Wir hätten das Buch gleich verstecken sollen", seufzte Tenya und sah zu Eri, die neben Ochaco saß und freudig auf einem Gruppenfoto Mic und Aiawa ausmachte und darauf zeigte, als wäre es ein Suchbild. Wie konnte dem Iida nur dieser Fehler passieren? Er hätte das Buch sofort in sein Zimmer tragen oder in die Tasche stecken müssen. Nun war es für solche Gedanken allerdings zu spät. Vielleicht war Present Mic nun bereits auf dem weg zu Aizawa, um sie alle zu verpetzen.

„Was er wohl damit gemeint hat. Doppeldate. Er hat das Wort zweimal wiederholt. Irgendetwas ist ihm doch eingefallen!", warf Mina ein und kratzte sich nachdenklich am Kinn. Vielleicht hatten sie doch wieder eine Spur und mussten doch noch nicht aufgeben.

„Schluss damit! Wir haben gesagt, dass wir uns raushalten!", forderte Iida sie sofort auf, als er merkte, dass sie erneut versuchte, weiter zu schnüffeln.

Doch Mina winkte nur ab und deutete Denki und Toru, dass sie ihr folgen sollten. Schneller als Tenya reagieren konnte, verließen die drei den Gemeinschaftsraum. Diese Gelegenheit das Rätsel doch noch abzuschließen und aufzuklären, wollten sie sich einfach nicht entgehen lassen.

Der PaktWo Geschichten leben. Entdecke jetzt