Der Schultag ging relativ rasch zu ende. Schneller, als Shota am Ende lieb war. Natürlich war er es gewohnt, Schüler auszubilden und mit ihnen zu trainieren. Allerdings innerhalb der Schulmauern. Es fiel ihm einfach, den Heldenjob strikt von seinem Lehrerjob zu trennen. Aus diesem Grund hatte er bisher auch noch nie so etwas wie einen Praktikanten aufgenommen. Wenn er jemanden etwas beibringen wollte, dann wollte er das auf sicherem Grund und Boden machen, und nicht im Eifer des Gefechts. Natürlich wusste er nur zu gut, wie wichtig es war, die angehenden Helden auf alle Eventualitäten und Gefahren vorzubereiten, doch es behagte ihm einfach nicht, sie direkt mit an die Fronst zu nehmen und noch mehr Verantwortung für sie zu übernehmen. Sie waren alle fürchterliche Sturköpfe. Von sich selbst wusste er bereits, wie schwierig so etwas werden konnte, wenn man alles auf seine eigene Weise erledigen wollte. Mit Begleitung war jedoch so etwas wie Teamwork gefragt. Eraserhead war jedoch nicht ohne Grund ein unabhängiger Undergroundhero geworden. Er war gerne allein und ungestört.
Ein wenig ungeduldig sah er auf die Uhr, während er am Tor wartete, damit die drei Schüler zu ihm kamen. Shota fand es immer noch unglaublich albern, dass sie mitkommen wollten. Während Sero, Kirishima und Bakugo mit ihm mitkamen, würden sich Denki und Mina nach ihrer Nachhilfestunde zu Hizashi gesellen. Schließlich konnte Aizawa das nicht übernehmen, da er arbeiten musste. Hier war er also ganz froh um ihre Hilfe. Hoffentlich würde er es nur nicht bereuen, sie mitgenommen zu haben.
In seinem Viertel, in dem er Nachts für gewöhnlich stets nach dem rechten sah, schienen seltsame Dinge vor sich zu gehen. Tsukauchi hatte ihn darüber informiert, dass die Schurken wohl bemerkt hatten, dass der Undergroundhero, der wie ein Schatten durch die Nacht huschte und ihnen gerne in die Suppe spuckte, im Augenblick verhindert war. Es war also dringend notwendig dort nach dem Rechten zu sehen und endlich wieder für Ordnung zu sorgen. So gern er die letzten Abende mit Hizashi verbracht hatte, konnte er seine Aufgabe nicht außer Acht lassen.
Als sich die drei Heldenschüler endlich näherten, wandte Aizawa sich sofort um, sobald sie bei ihm waren, um loszugehen. „Ihr seid spät dran, wir haben viel zu tun", begrüßte er seine Schüler barsch. Ihnen war hoffentlich klar, dass sie bei der Arbeit nicht so freundschaftlich umgehen durften wie am vergangenen Wochenende. Hier war es unglaublich wichtig, ernst zu bleiben. Schließlich wusste Shota aus Erfahrung, was passierte, wenn man aufgrund freundschaftlichem Geplauder nicht vorsichtig genug war.
Red Riot, Cellophane und auch Dynamight hielten kurz inne, doch da ihr Lehrer sich nicht mehr umwandte, folgten sie ihm stillschweigend. Da sie bisher bemerkt hatten, dass er kein Auto besaß, war ihnen klar gewesen, dass sie laufen mussten. Sie hofften nur, dass sein übliches Viertel nicht allzu weit weg war. Allzu weit wollten sie auch nicht laufen.
Sie gingen tatsächlich ein ganz schön weites Stück, stillschweigend, hinter Eraserhead her, ehe Eijiro sich räusperte. „Wo gehen wir hin? Gibt es bereits einen Plan, Eraserhead?", wollte er neugierig wissen. Das Schweigen gefiel dem Rotschopf gar nicht.
„Wir sind gleich bald da. Vergesst nicht, die Augen offen zu halten und euch bedeckt zu halten. Ihr seid heute als Undergroundheros unterwegs. Wenn die Schurken euch bereits von weitem sehen können, dann habt ihr was falsch gemacht", erklärte Aizawa ihnen, ehe er einen Blick über seine Schultern warf. Keins der Kostüme der drei war dafür geeignet als Undergroundheld Fuß zu fassen. Sie stachen hervor wie bunte Kanarienvögel. Wobei Red Riot wohl noch eher als praktisch gekleidet durchgehen würde. Der Helm, den Cellophane trug, reflektierte das kleineste Licht. Damit konnte man sich kaum im Schatten verstecken. Von Dynamights Ausstattung konnte man auch nicht behaupten, dass sie praktikabel für diese Aufgabe wären. Auch wenn Shota das nicht für möglich gehalten hätte, fand er es im Augenblick fast schade, dass Kaminari nicht mitgekommen war. Das Kostüm des Blondschopfs wäre weniger aufgefallen.
„Pah, schon vergessen, dass dir letztens das Leben gerettet hat, dass uns die Schurken schon von weitem gehört haben?", erinnerte Katsuki den Dunkelhaarigen, der ihm einen strengen Blick zuwarf, aber keine Widerrede gab. Immerhin hatte Bakugo recht. Beim letzten Mal hatte es durchaus geholfen, die Angreifer abzulenken, um seinem festen Griff zu entkommen. „Wir wenden einfach meine Erfolgsstrategie an: Wenn ihr mir den Rücken freihaltet, dann pass ich auch auf eure Ärsche auf!" Breit grinsend stemmte er seine Hände in die Hüfte.
Hanta und Shota seufzten gleichzeitig, während Kirishima das Lächeln erwiderte. „Versucht einfach nicht in Schwierigkeiten zu geraten", fügte Aizawa an und versuchte nicht allzu genervt zu klingen. Früher hatte er immer angenommen, dass Nemuri und Hizashi die hartnäckigsten Personen auf der großen weiten Welt waren. Doch er hatte sich getäuscht. Gegen die Anhänglichkeit dieser Jugendlichen sahen selbst seine beiden Freunde wie zwei gleichgültige Fremde aus.
„Aber nur, wenn sich auch alle dran haltet", forderte Eijiro Shota grinsend dazu auf und zwinkerte, „wir sind ja hier um zu helfen! Also wenn es irgendwo eine Situation gibt, bei der wir einspringen können, sag Bescheid! Schließlich sollen wir alle in einem Stück zurückkommen." Dafür waren sie ja schließlich mitgekommen. Um zu verhindern, dass Aizawa etwas zustieß, auch wenn der Mann das nicht wusste.
Grummelnd verdrehte Shota die Augen als er die Worte des Rothaarigen vernahm. „Ich bin doppelt so alt als ihr, hört auf mich zu bemuttern. Ihr seid schlimmer als Midnight!" Auch wenn er nicht vorgehabt hatte, ihnen das zu verraten, war es ihm über die Lippen gerutscht. Natürlich fanden Hanta und Eijiro diesen Umstand amüsant, während Bakugo ebenso nur grummelte.
„Sie wird schon wissen, wieso. Aber Alter schützt nicht davor, dumme Entscheidungen zu treffen und sich in Gefahr zu bringen", murrte der Aschblonde.
„Wenn ihr frech werdet, könnt ihr sofort zurück zum Schulgelände laufen." Streng jeden von ihnen anblickend, hielt er kurz inne, ehe er seinen Weg in eine Seitengasse fortsetzte. Diese ganze Situation wurde ihm immer unangenehmer. Nur zu gerne hätte er seine Fangwaffe dazu benutzt, sich auf das nächste Dach hoch zu schwingen, um den Schülern zu entkommen. Doch es wäre unglaublich widersprüchlich, zuerst davon zu sprechen, dass er älter war als sie und dann im nächsten Atemzug davon zu laufen wie ein kleines Kind. Wenn sie doch nur die Klappe halten könnten und sich still verhalten würden.
„Wir meinen es ja nicht böse. Wir sind nur besorgt und wollen, dass du sicher bist. Damit sich niemand Sorgen machen muss", versuchte Sero die Wogen zu glätten.
Aizawa blieb daraufhin so abrupt stehen, dass die drei fast in ihn hineinliefen. „Ihr sollt das sein lassen! Ich brauche keine Bodyguards!" Schließlich war er alt genug, um selbst auf sich aufzupassen. Natürlich wusste er, dass das oft nicht klappte, doch er war im Stande, selbst für sich zu sorgen. Hin und wieder. Es ärgerte ihn, dass sie der Meinung waren, dass man auf ihn aufpassen musste. „Hat Hizashi euch aufgetragen, mir so auf die Pelle zu rücken?", wollte er fassungslos wissen, während er Mühe hatte, seine Wut darüber nicht offen zu zeigen. Wenn das wirklich stimmte, wäre er mehr als enttäuscht von dem Blondschopf. Er hatte ihm doch versichert, dass alles in Ordnung war, und Yamada wollte ihm glauben. Wieso fiel er ihm nun so in den Rücken?
Sofort hob Eijiro seine Arme und winkte ab. „Nein! Wir sind selbst auf diese Idee gekommen, ehrlich! Hizashi wusste nichts hiervon! Vermutlich hätte er es uns ausgeredet, weil er weiß, dass du stark bist und keine Babysitter brauchst. Wir wollen auch nicht als solche auftreten. Wir wollten dich bloß unterstützen! Ehrenwort!" Mehr oder weniger. Schließlich waren sie nur auf die Idee gekommen, ihn zu begleiten, weil sie Sorge um ihn hatten. Nach dem Wochenende konnte es ihnen wohl kaum jemand verübeln.
Diese Worte besänftigten ihn eher mäßig. Noch immer beschlich Shota das Gefühl, dass sie ihm etwas verheimlichten, doch da er nicht weiter Zeit vergeuden wollte, wandte er sich um und atmete tief ein, ehe er seufzte. „Wolke", murmelte er leise und flehend klingend vor sich hin, obwohl er wusste, dass die Anwesenden keine Ahnung hatten, was dies bedeuten sollte. Diese Schüler raubten ihm den letzten Nerv und würden noch seinen Tod bedeuten. Da war er sich ziemlich sicher.
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Der Pakt
Fanfiction[My Hero Academia | Erasermic | Spoiler zum Manga] Neugier ist selten gut, vor allem wenn er die Schüler dazu anstachelt etwas über ihren Klassenlehrer herauszufinden, der im Fieberwahn einen seiner Schützlinge mit seinem ehemaligen Mitschüler verwe...