𝟣𝟧-𝖲𝖾𝖼𝗋𝖾𝗍?

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TAEHYUNG POV

Das schrille Geräusch eines Handy Weckers holte mich wieder ins Bewusstsein. Murrend erhob ich meinen Kopf und sah mich etwas an. Jungkook schlief noch friedlich und bei solch einem süßen Anblick, konnte ich nicht anders, als zu schmunzeln.

Wie kann man bei diesem Geräusch noch in Ruhe schlafen?

Mit nur halb offenen Augen sah ich mich nach meinem Handy um, aus welchem der Ton kam. Nachdem ich den ausgeschaltet hatte, legte ich mich wieder auf Jungkooks Brust, um seinem gleichmäßigen Herzschlag zuzuhören. Das Grummeln des Jüngeren ließ mich aufschauen. „Guten Morgen, Kookie", begrüßte ich den noch halbschlafenden Jungen. „Morgen", murmelte er schlafen und rieb sich lächelnd die Augen. Dieser Anblick war wirklich viel zu süß. „Ist es nicht noch etwas früh? Nicht mal die Sonne ist wirklich aufgegangen...", fragte ich. Jedoch bekam ich keine wirkliche Antwort auf meine Frage. „Wir sollten uns fertig machen, dann können wir in einem Café frühstücken. Ich bezahle auch", schlug Jungkook vor. Begeistert stimmte ich der Idee zu: „Ja! Total gerne. Vielleicht sehen wir sogar noch die Sonne aufgehen, wenn wir uns beeilen."

[...]

Wir waren wieder auf der selben Brücke, wie am vorherigen Tag und beobachteten den Sonnenaufgang. Jungkook wollte das Fotografieren auch ausprobieren, weswegen ich diesmal vor der Kamera stand. Es herrschte eine angenehmen Stille zwischen uns. Nur leider nicht lange, denn mein Handy fing an zu klingeln. Nach einem Aufstöhnen holte ich das Gerät raus und sah, wer anrief. Ich legte sofort wieder auf, machte das Handy aus und packte es in meine Hosentasche zurück. „Willst du nicht ran gehen?" „Lieber nicht. Ist eh nur meine Mutter", antwortete ich gelassen.

Der Jüngere schien wohl interessiert zu sein und fragte weiter: „Warum gehst du denn nicht ran? Du hast deine Eltern gestern gar nicht angerufen, um Bescheid zu sagen, dass du woanders schläfst" „Es ist schwierig zwischen mir und meinen Eltern", gab ich letztendlich zu. „Willst du's mir erzählen?", fragte er mit sanfter Stimme.

Ich nickte kurz, schaute geradewegs nach vorne, als ich begann ihm das Problem zwischen meinen Eltern und mir zu schildern: „Schon als kleiner Junge, hatte ich nie das Gefühl, mich an Mädchen hingezogen zu fühlen. Ich war 14 Jahre alt, als ich mich zum ersten mal in einen Jungen verliebte. Ich habe es meinen Eltern erzählt, in der Hoffnung, sie würden gut reagieren. Mich akzeptieren. Mir sagen, dass es egal ist, wen man liebt. Aber das war nicht der Fall. Ich wurde als 'Schande unserer Familie' bezeichnet. Sie haben es mir jeden Tag auf's neue vorgeworfen. Es hat mich damals echt viel Überwindung gekostet, mich zu outen. In der Schule war eigentlich alles gut, aber ich glaube, weil ich mit dem Schülersprecher, also Namjoon, befreundet bin. Würde es Stress geben, hätten sie mit harten Konsequenzen zu tun gehabt. Es ist jeden Tag das selbe. Jeden Tag höre ich das selbe. Die Frage, ob ich nun endlich eine Freundin gefunden hätte und, dass es endlich Zeit wäre. Ich dürfe keinen Jungen mit nach Hause nehmen, heißt es. Immer das Selbe eben"

Es tat gut, alles raus zu lassen. Ich wusste nicht, wie Jungkook reagieren würde, aber irgendwann musste ich es mal jemandem erzählen. Niemand wusste von meinem täglichen Leiden, welches ich Zuhause ertrug. „Weißt du, ich find es ist egal, wen man liebt. Nur, weil du am selben Geschlecht interessiert bist, macht es dich nicht weniger zu einem Menschen. Wenn du mal wieder mit deinen Eltern streiten solltest, bist du bei mir willkommen. Mein Zuhause ist dein Zuhause", äußerte sich Jungkook. „Danke. Das bedeutet mir viel", grinste ich.

Am Café angekommen, fing Kookie an, über seine Eltern zu erzählen. Mir war klar, dass er viel mehr als ich durchmachen musste. Er hatte ein gutes Verhältnis zu seinen Eltern, aber sie waren nicht mehr da. Vor seinen Augen wurde seine Mutter erschossen und sein Vater wollte auch nicht mehr unter uns weihen, da seine große Liebe es auch nicht mehr tat. Er hatte Glück, dass seine Großmutter noch lebte und ihn bei ihr aufgenommen hatte.

Ich wusste nicht, wie es war, jemanden zu lieben. Ich war verliebt, ja. Aber jemanden richtig zu lieben, ohne dass die Liebe irgendwann aufhört, kannte ich nicht. Ich kannte es nicht, dass man keinen Gegenzug wollte, um einer Person Liebe zu schenken. Jemanden bedingungslos lieben.

Auch wenn ich glaube, gerade anzufangen es zu lernen.

Mittlerweile saß ich neben dem Jüngeren und nicht mehr gegenüber von ihm. Er fing an zu weinen und konnte gar nicht mehr aufhören. Ich nahm ihn in dem Arm und beruhigte ihn. Man sah, dass er vieles noch nicht wirklich verdaut hatte. Aber ich wollte ihm dabei helfen, die Vergangenheit zu vergessen.

Es verging etwas Zeit und wir waren fertig mit dem Frühstück. Jungkook bezahlte gerade, als ein bekanntes Gesicht den Laden betrat. Jimin kam auf uns zu und zog uns beide in eine brüderliche Umarmung.

„Schön, euch hier zu sehen", grinste Jimin. „Ja, ist es", lachte Jungkook, worauf ich zustimmte. „Jimin, tut mir leid, aber ich muss nach Hause. Meine Großmutter macht sich bestimmt schon Sorgen. Wir sind raus gegangen, ohne ihr Bescheid zu sagen" Beschämt kratze sich der Jüngste am Hinterkopf. „Alles gut, Jungkook. Wie wärs wenn wir uns morgen hier treffen? Also Taehyung, du natürlich auch", schlug der Braunhaarige vor. „Ich würde gerne kommen, aber meine Eltern verlangen von mir, dass ich mich musikalisch verbessere", musste ich absagen. „Also ich kann kommen.", antwortete Jungkook auf Jimins Vorschlag.

𝘾𝙤𝙡𝙤𝙧 𝙍𝙪𝙨𝙝 ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt