Kapitel 4

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Zu Darcys Erstaunen verlief der weitere Vormittag entgegen ihrer Erwartungen ereignislos. Lokis Anwesenheit in ihrem Haus machte nicht nur Thor angespannt und sorgte in der Gruppe für eine gedämpfte Stimmung. Darcy ging ihren täglichen Arbeiten nach, aber sie hörte wie Thor und Jane leise miteinander diskutierten. Es ging darum, ob sie seine Freunde, die Rächer, über Lokis Rückkehr verständigen sollten oder nicht. Jane gefiel der Gedanke nicht, dass der Hulk womöglich ihr Haus zerstören könnte wenn er Loki vor sich sah, eine Angst, die nicht ganz unberechtigt war, wie Darcy zugeben musste. Es verletzte sie, dass weder Thor noch Jane es für notwendig hielten, Darcy in ihre Diskussion mit einzubeziehen. Sie war Janes Praktikantin, aber selbst jetzt schien sie nicht zu dem Team zu gehören. Darcy schüttelte den Kopf und versuchte die ungewollten Gedanken zu vertreiben.

Nicht das sie an diesem Tag besonders viel gearbeitet hätte. Immer wieder ertappte sich Darcy dabei, wie ihr Blick von ihrem Computer zu der verschlossenen Schlafzimmertür glitt und sie unweigerlich an die Person denken musste, die dahinter in seinem Bett lag. Darcy war sich bewusst wie töricht und vor allem leichtsinnig dieser Wunsch war, aber sie stellte fest, dass sie Loki besser kennen lernen wollte. Als er am Morgen blutend in ihren Armen gelegen hatte, hatte er etwas in ihr berührt. Darcy wollte mehr über diesen Mann erfahren, über den sie so viele widersprüchliche Geschichten gehört hatte. Loki hatte Augen wie kein anderer. Darcy seufzte und fuhr sich durch die braunen Locken. Sämtliche Alarmglocken schrillten laut in ihrem Inneren, als sie nach einem letzten Blick auf das verschlossene Schlafzimmer einen Entschluss fasste. Jane würde ihr eine Moralpredigt halten, wenn sie wüsste, was ihre Praktikantin vorhatte. Aber Darcy Lewis war noch nie für ihre Vernunft bekannt gewesen.

Es war Mittag, als Darcy ihren Computer ausschaltete und von ihrem Stuhl aufstand, „Ich koche mir eine Tasse Tee", sagte sie zu Jane, die an dem Tischneben ihr saß. „Möchtest du auch eine Tasse?" Die Wissenschaftlerin schüttelte stumm den Kopf, wie so oft völlig vertieft in ihrer Arbeit. In diesem Fall kam das Darcy nur gelegen. Die junge Frau arbeitete still in der Küche und richtete ein Tablett mit einer Kanne Tee und zwei Sandwichs, belegt mit Marmelade und Erdnussbutter. Unbemerkt von ihren Freunden schlich sie zu Janes Schlafzimmer und klopfte zaghaft gegen die Tür.

„Was um alles in der Welt mache ich hier eigentlich?", schoss es ihr panisch durch den Kopf und einen Moment war Darcy selbst erschrocken über ihre eigene Kühnheit, als sie der Klang dieser einzigartigen Stimme zurück in die Realität holte. „Herein."

Vorsichtig öffnete Darcy die Tür. Loki saß aufrecht im Bett und blätterte gedankenverloren in einem Buch, dass er von Janes Nachtschrank genommen hatte. Bei ihrem Eintritt blickte er auf und sie registrierte die Überraschung in seinem Gesicht, als er Darcy bemerkte. Es war offensichtlich das er mit Thor als Besucher gerechnet hatte, nicht mit der Praktikantin seiner Freundin.

„Ich dachte mir du hast bestimmt Hunger und Durst", sagte Darcy und ärgerte sich, dass sie Lokis Blick so aus dem Konzept brachte. Lokis Lippen zuckten belustigt als er beobachtete wie sie zum Beweis das Tablett hob. „Du bringst mir also Tee und Gebäck?", fragte er neugierig und seine Augen blitzten amüsiert. „Oder ist dies deine Entschuldigung, dass du mich angefahren hast?" Darcy runzelte missmutig die Stirn. „Du solltest dankbar sein, dass ich hinter dem Steuer saß", bemerkte sie trocken. „So beliebt wie du bist wären die meisten Leute noch ein zweites Mal über dich gefahren um sicher zu gehen, dass sie dich erwischt haben." Zu ihrem Erstaunen schien Loki Darcy ihre Worte nicht übel zu nehmen. Er lachte leise und bedeutete seinem Gast, näher zu treten. Er beobachtete Darcy interessiert, während sie das Tablett auf dem Nachttisch abstellte.

„Du bist die Freundin von Jane Foster", sagte er. „Thor hat mir von dir erzählt." Er blickte Darcy auffordernd an, als sie sich auf demStuhl neben das Bett setzte. „Darcy", stellte sie sich verlegen vor. „Mein Name ist Darcy Lewis." Loki zog schmunzelnd seine Augenbraue hoch, während er nach seiner Tasse griff. „Ihr Menschen habt seltsame Namen", bemerkte er. „Loki ist natürlich ein völlig normaler Name", gab Darcy schlagfertig zurück. Loki lachte leise. „Thor hat gesagt, dass du vorlaut wärst", sagte er, aber es klang nicht unfreundlich. „Ich sage, was ich denke", meinte Darcy mit einem Schulterzucken. „Das ist offensichtlich", entgegnete Loki spöttisch. Er stellte seine Tasse auf das Tablett zurück.

Suddenly DarcyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt