Kapitel 23

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Darcy kehrte am nächsten Tag in ihre Wohnung nach London zurück. Zu groß erschien ihr das Haus, zu leer das breite Bett in ihrem Schlafzimmer, wenn Loki nicht darin war. Die junge Frau vergrub sich in ihr Wohnzimmer und versuchte sich mit Arbeit abzulenken. Sie wollte weder Jane noch Thor merken lassen, wie sehr sie unter der Trennung von Loki litt. Natürlich war die Wissenschaftlerin klug genug, um ihre Praktikantin zu durchschauen.

„Ist das jetzt der Moment wo du mir „Ich habe es dir gesagt", sagst?", fragte Darcy ihre Chefin in einem Anflug ihres vertrauten Humors, als die Frauen gemeinsam bei einem Kaffee in der Küche von Janes Wohnung saßen. Die Wissenschaftlerin lächelte mitfühlend. „Ich denke heute verzichte ich darauf", sagte sie sanft. „Es tut mir leid, dass Loki gegangen ist", fügte sie ehrlich hinzu. Darcy schüttelte den Kopf. „Gib nicht ihm die Schuld", bat sie. „Wir wussten beide, dass unsere Beziehung keine Zukunft hat. Loki war bloß vernünftig genug, es als Erster zu beenden."

Darcy hasste ihren Liebeskummer. Egal wie sehr sie versuchte, Loki zu vergessen, er schlich sich hartnäckig in ihr Herz zurück, wie stark sie auch versuchte nicht an ihn zu denken. Jeder Film, jedes Buch, jedes Lied erinnerte sie an den Trickster.

Jane entging nicht, wie niedergeschlagen ihre Praktikantin war. Die Wissenschaftlerin ahnte, wie Darcy zu Mute war, hatte sie doch ähnlich empfunden, als Thor nach Asgard zurückgekehrt war. Jane sah der jungen Frau an, dass Darcy versuchte, tapfer und stark zu sein, damit sie nicht in aller Öffentlichkeit zusammenbrach, aber sie machte sich Sorgen. Die Wissenschaftlerin wusste, dass Darcys unbekümmerte Art nur ihren Schmerz verbarg. Sie hatte Loki geliebt. Das Eigenartige war, dass Jane sich sicher war, dass Loki für Darcy ebenso empfand. Sie hatte das Paar in den letzten Wochen beobachtet und ihre anfängliche Skepsis war Verwunderung gewichen, als sie erlebte, wie sich der Trickster in der Gegenwart von Darcy verhielt. Jane war sich nicht sicher wie ihre Praktikantin es geschafft hatte, aber Darcy hatte Lokis Herz berührt. Thor gab seiner Freundin recht.

„Ich werde mit Loki sprechen", beschloss der Gott, als Darcy eines Abends in ihre Wohnung zurück fuhr und dabei noch niedergeschlagener als gewöhnlich ausgesehen hatte. Thor machte sich Sorgen, nicht nur um seine Freundin sondern auch um seinen Bruder. Bereits am nächsten Tag fuhr er deshalb in das Hauptquartier der Rächer nach Temple, um mit dem Trickster zu reden.

„Loki hat sein Zimmer nicht verlassen, seitdem er hier ist", sagte Steve, als Thor ihn nach dem Befinden seines kleinen Bruders fragte. „Er redet auch mit niemanden." Der Donnergott runzelte beunruhigt die Stirn. „Ich werde nach ihm sehen", sagte er nur.

Als Thor gegen die Tür von Lokis Zimmer klopfte, antwortete niemand. „Loki?" Besorgt trat der Prinz von Asgard ein.

„Bruder!", ertönte die sarkastische Stimme des Tricksters aus einer Ecke desZimmers. Thor blickte durch den Raum. Er erschrak, als er Loki in der hintersten Ecke des Zimmers erblickte, wo sein Bruder auf einem Teppich am Boden saß. Lokis Gesicht war noch blasser als normal, sein Haar fiel in schwarzen Strähnen wie flüssige Tinte in sein Gesicht und das intelligente Leuchten, dass seine Augen versprühten war verschwunden. Der Trickster war nicht verletzt, zumindest nicht äußerlich, aber er schien ... besiegt. Loki hatte erfahren müssen, dass er adoptiert worden war, er war von Thanos gefoltert und gequält worden und er hatte seine Mutter verloren.  All diese Schicksalsschläge hatte der Trickster mit erhobenen Haupt überstanden. Doch die Trennung von Darcy hatte ihn gebrochen. Ein besiegter Loki war ein furchtbarer Anblick.

Bei dem Anblick von seinem Bruder verzog Loki sein Gesicht zu einem sardonischen Grinsen. Es ähnelte mehr einer Grimasse. „Bist du hier, um deinen Triumph auszukosten?", fragte er Thor bitter. „Ich teile nun dein Schicksal. Ich habe mich ebenfalls in eine Sterbliche verliebt."

Thor unterbrach den Trickster. „Es ist genug, Loki", sagte er, aber es klang nicht unfreundlich. „Du musst das nicht machen. Komm mit mir zurück nach Hause! Du kannst mit Darcy glücklich werden."

Loki lachte hohl. „Wie lange soll dieses Glück von dem du sprichst anhalten?", fragte er mit Verzweiflung in der Stimme. „Fünfzig Jahre? So lange bis Darcy alt ist und sie ihre Kraft verlässt? So lange, bis man sie für meine Großmutter hält und ihr Geist so geschwächt ist, dass sie mich nicht mehr erkennt?" Er schüttelte entschlossen den Kopf. „Ich werde nicht zusehen, wie Darcy stirbt!", sagte er. „Das werde ich weder ihr noch mir antun."

Thor lauschte seinem Bruder schweigend. „So leidet ihr nun beide", wandte er ein. „Darcy sehnt sich nach dir, Loki!"  Der Trickster zuckte kurz zusammen, blieb aber unbeeindruckt. „Ein Moment des tiefen Glücks ist mehr wert, als eine Ewigkeit der Reue", fuhr der Donnergott fort. „Du wirst deine Entscheidung bereuen!"

Loki dachte einen Moment über die Worte seines Bruders nach. „Jeder Moment zusammen wird den unausweichlichen Moment der Trennung nur noch schwerer machen", sagte er schließlich ruhig. „Darcy ist ein Mensch. Zeit heilt alle Wunden für ihre Art. Sie wird mich bald vergessen haben." Darcy würde ein  glückliches menschliches Leben führen und eines Tages einen Mann wie Ian heiraten, der ihr das geben konnte, was Loki nie können würde. Stabilität und eine Familie. Der Gedanke zerriss dem Trickster das Herz, aber das wollte er seinem Bruder nicht zeigen.

Thor betrachtete Loki besorgt. „Du weißt, dass das nicht passieren wird", sagte er ruhig. Der Trickster reagierte nicht. Thor begriff, dass er die Meinung seines Bruders nicht ändern würde. „Denk über meine Worte nach, Loki", sagte er sanft. Dann ging der Donnergott und Loki blieb allein mit seinem Schmerz zurück.

Suddenly DarcyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt