Kapitel 5

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Natürlich war es nicht ganz so einfach.

„Loki kann nicht hier leben!", sagte Jane bestimmt, als sich die Gruppe eine Stunde später in die Küche zurückgezogen hatte. Loki war im Wohnzimmer und blätterte durch die Bücherregale. Darcy saß mit Thor und Jane an dem hölzernen Küchentisch. Allerdings waren sie nicht alleine. Tony Stark alias Iron Man und Steve „Captain America" Rogerswaren persönlich als Anführer der Rächer in dem Quinjet der Gruppe angereist, sobald sie von Thor über die Rückkehr ihres ehemaligen Feindes informiert worden waren. Jetzt berieten sie sich über Lokis weiteren Verbleib auf der Erde.

„Er kann nicht in London bleiben", stimmte Steve der Wissenschaftlerin zu. Die Gefahr, dass Loki in der Metropole für eine erneute Katastrophe sorgen könnte war zu groß. „Wir werden ihn in das neue Hauptquartier bei New York bringen", schlug Tony gelassen vor und erlaubte sich ein schadenfrohes Grinsen. „Sollte Rock of Ages versuchen auch nur sein Zimmer zu zertrümmern, wird er sich gegen Vision und Dr. Strange behaupten müssen."

Thor war nicht überzeugt. „Loki hat bereits für genug Unfrieden unter meinen Freunden gesorgt", sagte er zögernd. „Es ist meine Aufgabe, sicher zu stellen, dass er keine Gefahr für die Erde und ihre Bewohner darstellt. Ich möchte euch nicht mit den Problemen meiner Familie belasten." Tony zuckte gleichmütig mit den Schultern. „Wie du möchtest." Steve schüttelte den Kopf. „Wir können Loki nicht unbeaufsichtigt lassen", erinnerte er seinen Freund. „Wir können ihn kaum in einem Hotelzimmer einquartieren", bemerkte Tony sarkastisch.

„Er kann bei mir wohnen."

Darcy sollte später nie genau die Frage beantworten können, was sie am Ende dazu bewegte, sich als Mitbewohnerin für Loki anzubieten. Womöglich war ihr spontaner Einwurf lediglich ein weiterer Beweis dafür, dass Darcy Lewis schneller redete als sie dachte. Vielleicht hatte sie es auch einfach satt, nach mehreren Begegnungen mit Göttern und Monstern, nur Beobachterin zu sein und wollte selbst die Heldin ihrer Geschichte sein, so wie Jane und Thor. Auch wenn Darcy sich eingestehen musste, dass sie weder die Intelligenz von Jane, noch die Stärke von Thor besaß. Mit Tony Stark oder Steve Rogers verglich sie sich erst gar nicht.

Ihre Freunde schienen dasselbe zu denken. Steve und Tony verstummten überrascht und Jane und Thor musterten sie so entsetzt, als hätte Darcy vorgeschlagen, sich mit Loki zu duellieren. Jeder von ihnen schien zu glauben, dass er sich verhört haben musste. Darcy, die leichtsinnige und chaotische Darcy besaß weder genug Vernunft noch ausreichend Geschick um mit einem Trickster wie Loki umgehen zu können. Es schmerzte, ihren Unglauben so deutlich zu spüren.

„Darcy ... Nein!"Jane schüttelte beunruhigt den Kopf. „Das wäre viel zu gefährlich", pflichtete ihr Steve bei. „Man kann Loki nicht trauen." Thor nickte zustimmend. „Es wäre ein leichtes für meinen Bruder, dir Schaden zuzufügen, wenn er das vorhaben sollte, Darcy", sagte er ernst. „Er mag durch die Folter von Thanos geschwächt sein, aber seine Magie ist immer noch stark." Tony musterte sie nur schweigend. Keiner von ihnen glaubte, dass sie das schaffte, merkte Darcy und sie hasste, wie sehr sie diese Erkenntnis schmerzte.

„Das ist doch egal!", rief die junge Frau verärgert. „Ich weiß, Loki ist ein Trickster und ein Verbrecher, aber er ist auch immer noch ein Mann und mit einem Mann werde ich fertig!" Bei ihren Worten zuckten kurz Tonys Mundwinkel, aber Jane und Thor blickten sie immer noch besorgt an. „Ich habe es satt, nur untätig zu Hause zu sitzen und zu warten während ihr auf einer Mission seid", sagte Darcy entschlossen. „Ich möchte auch etwas beitragen und mich nützlich machen." Sie warf eine kurzen Blick in das Wohnzimmer. „Außerdem glaube ich nicht, dass Loki vorhat, jemandem von uns zu verletzen,wenn er auf unsere Hilfe angewiesen ist." Darcy dachte an den Moment in Janes Schlafzimmer, als ihr Loki so nahe gewesen war. „Er hätte mich längst töten können, wenn er das vorgehabt hätte", sagte sie überzeugt.

Jane runzelte misstrauisch die Stirn. Darcy wurde zu spät bewusst, dass sie sich mit ihren Worten verraten hatte. „Du warst mit ihm allein?", fragte sie entsetzt. „Darcy!" Ihre Praktikantin rollte genervt mit den Augen. „Es ist nichts passiert!", rief sie aufgebracht. Es war Steve, der ihr in diesem Augenblick zu Hilfe kam. „Du hast recht", sagte er und blickte von Darcy zu Thor. „Loki ist nicht dumm, er würde nicht unseren Zorn riskieren, wenn er auf der Erde Zuflucht sucht vor einem gemeinsamen Feind." Darcy nickte dankbar.

„Anstatt von einer Zelle in Asgard in Heimquarantäne bei den Rächern zu wechseln, könnte er bei mir das Leben eines Menschen führen", erklärte sie ihren Plan. „Das ist bestimmt sinnvoller, als ihn weiter wie einen Verbrecher zu behandeln." Jane und Thor wirkten noch immer nicht überzeugt. Tony musterte sie prüfend. „Du bist dir sicher, dass du das willst?", fragte er ruhig. Darcy antwortete ohne zu zögern. „Ja!" Tony sah zu Steve. Als würden die Männer stumm miteinander kommunizieren, nickten sie gleichzeitig. „Dann wäre das entschieden", sagte Steve. Darcy hätte die Helden küssen können. Steve war Stratege und er vertraute ihren Urteilsvermögen.Tony wiederum kannte sich besser als die meisten Menschen mit zweiten Chancen und disfunktionalen Familien aus. Gerade aus diesem Grund glaubten sie an Darcy.

Der Zuspruch von Iron Man und Captain America schien auch Thor zu überzeugen. „Bliebe noch die Frage zu klären, wo Loki leben soll", wandte er ein. Darcys winzige Wohnung in Bloomsbury war kaum groß genug für sie selbst. Tony hatte die rettende Lösung. „Mein Vater hat kurz nach dem Ende des Krieges ein Herrenhaus in Surrey gekauft, ungefähr vierzig Minuten von London entfernt", erzählte er. „Seit dem Tod von ihm und meiner Mutter war ich nicht mehr dort, aber eine Dame aus dem Dorf kümmert sich regelmäßig um das Haus und den Garten." Der Milliardär griff nach seinem Telefon. „Ich werde mit ihr reden und sie bitten, sicher zu stellen, dass die Zimmer bereit für Besucher sind." Er verschwand aus der Küche um zu telefonieren.

„Hier." Steve reichte Darcy ein Armband. Es bestand aus einem goldenen Reif, in der Mitte eingelegt befand sich ein ovaler, roter Stein. „Das ist wunderschön", sagte Darcy, als Steve es ihr galant über das Handgelenk streifte. Es machte sie verlegen von Captain America mit Schmuck beschenkt zu werden. Der Soldat musste lächeln. „Tony hat diese Kommunikatoren für uns gemacht, wenn wir einander um Hilfe rufen müssen", erklärte er. „Du musst nur auf den roten Knopf drücken, sollte Loki dich bedrohen, dann wissen wir, dass du uns brauchst." Darcy musste lachen. „Schön und nützlich", sagte sie anerkennend. Steve zuckte mit den Schultern. „Tony", sagte er nur.

Jetzt, wo sie sich durchgesetzt hatte, spürte Darcy Schmetterlinge in ihrem Bauch bei dem Gedanken, bald mit Loki für einen längeren Zeitraum alleine in einem Haus zu leben. Ob das an der Aufregung lag oder sie über ihren eigenen Mut erschrocken war, konnte sie nicht sagen. Darcy war nicht ein Mensch, der seine Meinung änderte. Sie hatte sich entschieden. Tony kehrte in die Küche zurück und schickte ihr die Adresse des Hauses auf ihr Telefon, damit sie sich nicht während der Reise verirrte.

Jane griff besorgt nach ihrer Hand. „Versprich mir, dass du auf dich aufpasst!", sagte sie eindringlich. Darcy lächelte schief. „Ja, Mom", sagte sie. Jane seufzte ergeben. „Weshalb mache ich mir eigentlich Sorgen?", murmelte sie. Thor legte ihr sanft eine Hand auf die Schulter. „Du hast Loki überredet, mit uns zu reden", sagte er zu Darcy. „Du hast sein Interesse geweckt. Er wird dir nichts antun." Darcy musterte ihn überrascht. An diese Sichtweise hatte sie gar nicht gedacht. Tony musste lachen. „Krümel wird mit Loki zurecht kommen", scherzte er und sie errötete, als das Genie sie mit einem seiner berühmten Spitznamen bedachte.

„Ich habe keine Angst", versicherte Darcy ihren Freunden. Sollte Loki bei ihr etwas Komisches versuchen, würde sie seinen perfekten kleinen Hintern schocken. Ja, er war ihr aufgefallen.

Suddenly DarcyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt