Kapitel 7

53 3 0
                                    


„Wir sind soweit." Darcy hatte die Beifahrertür ihres Autos geöffnet und bedeutete Loki, einzusteigen. „Ihre Kutsche erwartet sie", bemerkte sie scherzhaft. Der Trickster war erneut über ihren gelassenen Tonfall erstaunt. Darcy schien wirklich keine Angst zu haben. Die meisten Menschen sahen ihn als Monster, als einen Mörder. Darcy sah ihn einfach an, wie ... sie einen normalen Mann ansehen würde. Loki wusste nicht, ob er sich darüber freuen oder ärgern sollte. Es war seltsam.

„Was ist los?" Darcys blaue Rehaugen musterten ihn abwartend. „Möchtest du, dass ich dich noch einmal anfahre?" Sie grinste übermütig. Loki war es nicht gewohnt, dass ihn jemand so spielerisch aufzog. „Willst du mich provozieren?", gab der Trickster zurück, aber seine Mundwinkel zuckten belustigt. „Ich bin immer noch erstaunt, dass man dich hinter das Steuer eines Wagens lässt", bemerkte er, als er Darcys Aufforderung nachkam und sich auf dem Beifahrersitz niederließ. Darcy lehnte an der Tür und lachte auf. Bei seinen Worten lehnte sie sich zu ihm hinunter. „Du staunst und sitzt dennoch in meinem Auto", konterte sie. Ihre vollen Lippen formten sich zu einem neckenden Lächeln. Loki konnte nicht anders. Statt einer bissigen Antwort lächelte er zurück. „Ich nehme an, du spielst damit auf meinen Mangel an Fluchtmöglichkeiten an", sagte er. Darcy kicherte und verdrehte die Augen. Auch wenn der Trickster sie eben erst kennen gelernt hatte, er wusste sofort, dass diese Geste typisch Darcy war. „Das wird bestimmt lustig", meinte sie gut gelaunt und schloss die Tür, ehe Loki etwas hätte erwidern können.

Die nächsten dreißig Minuten verbrachte Loki schweigend. Selbst wenn ihm nach einer Unterhaltung zu Mute gewesen wäre, der Trickster bezweifelte, dass er bei Darcys unablässigem Geplapper auch nur ein Wort hätte einbringen können. Er fragte sich, ob dies eine weitere Eigenart von ihr war oder ob die junge Frau nervöser war, als sie ihm zeigen wollte.

„England wird dir gefallen", erzählte Darcy. „London ist einfach großartig! Ich weiß nicht genau ob Thor möchte, dass du in die Stadt gehst, aber er erwartet sicher nicht, dass du den ganzen Tag in dem Haus verbringen musst. Wir könnten uns das British Museum ansehen oder eine Vorstellung im Globe Theatre und -"

""Redest du immer so viel?", unterbrach sie Loki ungehalten. Darcy musterte ihn gekränkt. „Das nennt man freundliche Konversation machen", entgegnete sie pikiert. „Vermutlich verstehst du das nicht. Du benutzt Wörter, als ob jede einzelne Silbe ein scharf geschliffenes Schwert wäre." Darcy hielt vor einer roten Ampel. Loki wandte sich verwundert zu ihr. „Das denkst du?", fragte er neugierig. Darcy schnaubte, eine weitere Geste von der er sofort wusste, dass sie absolut Darcy war. „Ich bitte dich!", sagte sie sarkastisch.„Alles was du sagst hat eine doppelte Bedeutung, das kann ich sogar nach nur einem Tag mit dir sagen!"

Die Überzeugung die in ihren Worten lag, verärgerte Loki. „Du denkst also, du hättest mich durchschaut", fragte er herausfordernd. „Ich glaube, dass du nicht der herzlose Bösewicht bist, als den du dich gerne ausgibst",entgegnete Darcy bestimmt. Loki musterte sie kalt. „In dem Fall solltest du nichts von mir zu befürchten haben, nicht wahr?", sagte er zornig. Darcy schwieg beleidigt. Als die Ampel auf Grün wechselte, fuhr sie härter an, als notwendig gewesen wäre. „Ich verstehe langsam, was meine Freunde über dich sagen", meinte sie knapp. „Du bist tatsächlich ein Mistkerl!" Loki lachte leise.

Die weitere Fahrtverlief schweigend. Zu seinem Entsetzen stellte Loki fest, dass er Darcys munteres Gerede vermisste. Um sich abzulenken beobachtete der Trickster aus dem Fenster die vorbeiziehende Umgebung.

„Was ist das?" In der Ferne entdeckte er ein gewaltiges, rundes ... Rad? Es ragte inden wolkenverhangenen Himmel und thronte über der Stadt. Darcy lachte neben ihm. „Das ist das London Eye", antwortete sie. „Ein Riesenrad." Loki wollte eigentlich nicht nachfragen, aber entgegen seiner Absicht war er plötzlich interessiert. „Was ist sein Zweck?", wollte er wissen. „Man kann damit die gesamte Stadt überblicken", erklärte Darcy. „Reisenden gefällt das um London besser sehen zu können und -" Sie zögerte kurz. „Pärchen", fügte sie verlegen hinzu. „Es ist romantisch." Loki ließ sich mit einem verächtlichen Lachen zurück in den Sitz sinken.

„Ihr Menschen habt seltsame Eigenarten", stellte er fest. Der Trickster blickte Darcy von der Seite an. Ein süffisantes Lächeln lag auf seinen Lippen.„Warst du ebenfalls mit einem männlichen Begleiter auf diesem ... Riesenrad?", fragte er. Darcy zog überrascht ihre Augenbrauen hoch. „Jetzt möchtest du es aber genau wissen", zog sie ihn auf. „Ich wüsste zwar nicht, was dich das angeht, aber nein, ich war nicht auf dem Riesenrad." Sie schmunzelte. „Auch nicht mit einem männlichen Begleiter wie du es nennst." Tatsächlich war Darcy nach ihrem Umzug nach London mit Ian auf dem London Eye gewesen, aber sie hatte nicht vor, das Loki zu sagen. Sie kannte ihn gut genug umzu ahnen, dass er nicht der romantische Typ war.

Suddenly DarcyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt