Kapitel 3

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„Wir legen ihn auf das Bett." Thor ließ den immer noch besinnungslosen Loki behutsam auf Janes großem Bett nieder. „Sollten wir nicht einen Arzt rufen?", fragte Darcy besorgt. „Er hat zwar gesagt, dass er das nicht möchte, aber -"

Jane unterbrach sie nervös. „Was sollten wir dem Doktor sagen?", fragte sie unruhig. „Ich bezweifle, dass ein Mediziner von der Erde sich mit der Physiognomie eines Eisriesen auskennt!" Thor schüttelte den Kopf, aber Darcy konnte ihm ansehen, dass auch er sich Sorgen machte. „Ich habe keine Möglichkeit, ihn mit den Mitteln von Asgard zu heilen", sagte er leise. Darcy musste sich zusammennehmen, nicht wie ein bockiges Kind mit dem Fuß aufzustampfen.

„Wir müssen etwas unternehmen!", rief sie ungehalten. „Wenn wir T'Challa um Hilfe bitten ...." Die moderne Medizin von Wakanda könnte Loki womöglich helfen!

„Darcy ..." Jane legte ihr beruhigend eine Hand auf ihre Schulter. Die junge Frau wusste, dass sie sich irrational verhielt. Sie kannte Loki nicht und die Geschichten, die ihre Freunde über ihn erzählt hatten, waren alles andere als schmeichelhaft gewesen. Doch Darcy sah ihn noch vorsich, wie er blutend und halb besinnungslos vor Schmerz in ihren Armen lag und wie er sie mit diesen einzigartigen, türkisfarbenen Augen angesehen hatte. Vielleicht lag es auch daran, dass sie ihn mit ihrem Auto angefahren hatte, aber Darcy fühlte sich auf eigenartige Art und Weise verantwortlich für Loki.

„Wir können ihn nicht einfach so liegen lassen", fuhr sie hitzig fort. „Er stirbt, wenn wir ihm nicht helfen!" Thor wollte etwas erwidern, als Jane plötzlich überrascht ausrief und nach seinem Arm griff. „Seht doch nur!", sagte sie aufgeregt und deutete mit ihren Blick auf den bewusstlosen Loki. Gebannt blickten drei Augenpaare auf Thors verletzten Bruder. Darcy kniff ungläubig die Augen zusammen.

„Seine Wunden", murmelte sie fasziniert „Sie verschwinden!" Es stimmte tatsächlich. Atemlos beobachteten die Freunde wie die Schnitte und Stichwunden auf Lokis entblößtem Oberkörper verschwanden. Es gab ein hässliches Knacken, als das gebrochene Bein und die verletzten Finger wieder in in ihre ursprüngliche Position zurücksprangen und das Darcy erschrocken zusammenzucken ließ. Sogar das Blut verschwand, stellte sie erleichtert fest. Eine Minute verging und nur noch die zerrissene und verschmutzte Kleidung wies auf Lokis Verletzungen hin. Seine athletische Brust begann sich verstärkt zu heben und zu senken.

„Loki?" Thor griff vorsichtig nach ihm, als sein Bruder die Augen jäh groß aufriss. Loki keuchte panisch und starrte erschrocken in die Leere, dabei zog er seine Arme an sich, als wollte er sich vor einem imaginären Feind schützen. „Ganz ruhig!" Thor verstärkte seinen Griff um Lokis Schulter. „Bruder?", fragte er erneut, sanfter dieses Mal. Darcy ignorierte Janes warnenden Blick und trat nach vor, neben Thor.

„Es ist alles in Ordnung", sagte sie beruhigend. „Du bist in Sicherheit!"

Lokis Blick glitt zu Thor. Seine Augen fokussierten sich langsam, als er endlich seinen älteren Bruder erkannte. Zu Darcys Überraschung verzog sich sein Mund, der eben noch zu einem stummen Schrei verzerrt war, jetzt zu einem leicht zitternden, aber unzweifelhaft verschlagenen Grinsen.

„Bruder", sagte er und konnte nicht die Erleichterung aus seiner Stimme verbannen, „Habe ich es also tatsächlich geschafft, dich zu finden." Loki lachte rau und zuckte kurz zusammen, als ein heißer Stich des Schmerzes durch ihn hindurch fuhr. „Ich hatte bereits befürchtet, ich würde dich nicht finden." Er hatte eine wunderschöne Stimme, musste Darcy erstaunt feststellen. Stark und melodisch wie ein Glockenspiel, selbst wenn sie noch wie jetzt von Angst und Schmerz durchzogen war.

„Aus welchem Grund hast du nach mir gesucht?" Thor musterte seinen Bruder übellaunig.„Weshalb bist du hier, Loki?", fragte er fordernd. Der Trickster erwiderte ungeduldig seinen Blick während er vorsichtig seine Finger bewegte und das Gesicht verzog.

Suddenly DarcyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt