Kapitel 19

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Sie blieben vier Tage auf Asgard. Thor wollte auf die Erde zurückkehren,  zusammen mit Jane und in das Leben das er sich selbst ausgesucht hatte und um den Plänen seines Vaters zu entgehen, der ihn immer noch als Erben auf seinen Thron sehen wollte. Loki würde mit ihnen auf der Erde leben. Darcy vermutete, dass Asgard mit Odin auf dem Thron in seinen Augen wesentlich uninteressanter war, als die langweilige Erde. Darcy war glücklich. Die Angst, dass Loki dauerhaft nach Asgard zurückkehren würde, schmerzte sie. Außerdem war da dieser kleine Teil in ihrem Inneren, der hoffte, dass Loki auch deshalb die Erde als Wohnort vorzog, weil er dort mit ihr zusammen sein konnte, auch wenn dieser Gedanke vermutlich lächerlich war.

Darcy war glücklich, als sie die gemütliche Eingangshalle von Stark Manor betraten. „Wieder zu Hause", seufzte sie. Loki konnte ihr nur zustimmen.

Zurück in England kehrte ihr Leben rasch wieder zur gewohnten Normalität zurück. Am Tag arbeitete Darcy mit Jane, nachts war sie mit Loki zusammen. Für ihre Freunde hatte sich nichts geändert, doch wenn sie mit Loki alleine war, wurde die junge Frau das Gefühl nicht los, dass sich seit ihrer Rückkehr von Asgard etwas zwischen ihnen verändert hatte. Seit Darcy dem Trickster das erste Mal begegnet war, hatte es für sie nie einen Zweifel gegeben, dass Loki etwas Besonderes war, mehr Engel als Mensch. Er war der dunkle Prinz, nach dem sie ihr Leben lang gesucht hatte. Loki in Asgard zu sehen, hatte Darcy erneut bewusst gemacht, dass er kein Mensch war. Loki war ein Gott und damit ein unsterbliches, vollkommenes Geschöpf. Darcy war ein Mensch und sie war sterblich. Sie würde altern während der Trickster die nächsten Jahrtausende noch jung und stark sein würde. Der Gedanke erfüllte sie mit Entsetzen.

Darcy dachte an Janes Warnung. Würde sie mit Loki eine dauerhafte und stabile Beziehung führen können? Manchmal fragte sie sich, ob der Trickster ihre Sorgen teilte. In ihrem Liebesspiel gab es eine neue Dringlichkeit, als ob sie beide wüssten, dass ihre gemeinsame Zeit begrenzt war. Darcy hatte sich Loki nie näher gefühlt.

Zehn Tage nach ihrer Rückkehr von Asgard saßen Darcy und Loki zusammen auf der Couch in ihrem Wohnzimmer. Sie lasen. Die junge Frau liebte es, den Trickster beim Lesen zu beobachten. Keiner konnte sich sie sehr in ein Buch vertiefen wie Loki. Wenn er las, hörte die Außenwelt auf zu existieren. Darcy war in die Geschichte von Jane Eyrre und Mr.Rochester versunken, als ein Donner die Stille des Nachmittags durchschnitt und sie von den Seiten aufblicken ließ.

Durch das Fenster drang das grelle Licht eines Blitzes und Regen tropfte gegen die Scheiben. „Ein Gewitter", sagte Darcy überrascht und stand von der Couch auf um zu dem Fenster zu gehen. Ein weiterer Blitz zuckte über den Himmel. „Einundzwanzig", begann die junge Frau zu zählen, als erneut ein Donner die Luft erzittern ließ. „Das Gewitter muss direkt über uns sein", stellte Darcy fest. Ihr Blick wanderte zu Loki.

Der Trickster saß kerzengerade auf der Couch. Jede Faser seines Körpers war angespannt, seine Hände waren zu Fäusten geballt und seine Augen waren weit aufgerissen. Er glich einer Raubkatze, die jederzeit bereit zur Flucht war,

„Ist alles in Ordnung mit dir?", fragte Darcy verwundert. Loki wandte seinen Blick nicht ab. „Natürlich", sagte er mit gepresster Stimme. Er hatte den Satz kaum beendet, als erneut ein Donner ertönte. DerTrickster zuckte unwillkürlich zusammen.

Darcy runzelte die Stirn. „Hast du etwa Angst vor Gewitter?", fragte sie überrascht. „Nein!", fauchte Loki gereizt. Darcys Mundwinkel zuckten. Es war seltsam, den sonst so hochmütigen Loki so verängstigt zu sehen.

„Komm schon, etwas stimmt doch nicht", sagte sie mit einem Grinsen. „Es geht mir gut", erwiderte Loki unwirsch, aber er konnte das Zittern in seiner Stimme nicht verbergen.

Darcy rollte mit den Augen. „Ganz ruhig, Snape", zog sie ihn auf und versuchte, ihn von seiner Angst abzulenken. „Es ist völlig in Ordnung, Angst zu haben, das hast du mir einmal gesagt. Jeder fürchtet sich vor etwas. Ich mag zum Beispiel keine Clowns." Sie ging zurück zu der Couch und setzte sich neben Loki. Darcy musterte den Trickster erwartungsvoll.

Loki zögerte einen Augenblick. „Als Kinder trainierten Thor und ich jeden Tag zusammen", begann er langsam. „Eines Tages ging ein Angriff meines Bruders in die falsche Richtung und ein Blitz traf mich." Darcy verzog mitfühlend das Gesicht. „Das hat bestimmt wehgetan!", sagte sie.

Es donnerte erneut und statt einer Antwort zuckte Loki zusammen. Darcy lächelte sanft. „Komm her", sagte sie leise. Die junge Frau stand auf und hielt ihm ihre Hand entgegen. „Ich habe eine Idee!"

Loki zog skeptisch eine Augenbraue hoch. „Was hast du vor?", fragte er, gegen seinen Willen neugierig geworden.

Darcy kicherte zufrieden. „Vertrau mir einfach!", sagte sie. Als Loki nicht antwortete, griff sie nach ihrem I Pod, der auf dem Couchtisch aus Glas und Eichenholz lag und stellte ihren aktuellen Lieblingssong ein. Mit der freien Hand nahm Darcy Lokis Arm und zog ihn hoch zu sich.

„Konzentriere dich ganz auf die Musik", sagte sie. Darcy gab Loki einen Ohrstöpsel, den anderen nahm sie für sich. Der Trickster blickte misstrauisch, folgte ihr aber. Das Paar begann sich langsam zu bewegen und mit der Melodie in seinen Ohren verlor sich Loki langsam in der Musik. Darcy lächelte ihm zu während sie im Takt über den Perserteppich schwebten. Die Augen der jungen Frau blickten offen und freundlich in sein Gesicht, ihr samtiger Körper bewegte sich warm und geschmeidig gegen den des Tricksters. Vielleicht war es die Musik oder die Nähe zu Darcy, womöglich war es auch eine Mischung aus beidem, aber auf einmal spürte Loki wie sich sein Herz schmerzhaft zusammen zog.

„Ich liebe dich." Die drei Worte erschienen plötzlich mit einer solchen Klarheit in seinem Kopf, dass sie dem Trickster beinahe über die Lippen geglitten wären. Wie hatte Loki sich nur je einbilden können, Darcy nicht zu lieben. Sie verkörperte alles, was er sich je gewünscht hatte, ohne es selbst zu wissen. Darcy war klug und witzig und interessant und auf eine irritierende Art liebenswert. Sie war wie Frigga, furchtlos und mutig. Loki schluckte schwer. Er hatte plötzlich einen Kloß in seinem Hals.

„Siehst du?", riss ihn Darcys sanfte Stimme aus seinen Gedanken. „Das Gewitter hat aufgehört." Die Musik war verstummt und der Trickster stellte erleichtert fest, dass das Gewitter einem typischen englischen Regen gewichen war. „Du musst jetzt keine Angst mehr vor Gewitter haben", erklärte die junge Frau zufrieden. Sie verstummte abrupt, als Loki sie überraschte, indem er sie eng an sich zog und heftig küsste.

Darcy grinste verlegen, als sie sich von einander lösten. „Gern geschehen", stieß sie atemlos hervor. „Ich habe noch gar nicht damit begonnen, mich zu bedanken", gab der Trickster selbstsicher zurück und machte sich sogleich daran, sein Argument anschaulich zu untermauern.

Suddenly DarcyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt