Revali
Über mir befindet sich der wolkenbehangene Himmel, unter mir die schneebedeckten Berge von Hebra. Flocken rieseln an mir vorbei. Der eiskalte Wind zupft an meinem Gefieder. Konzentriert halte ich auf eine Stelle zu, schwebe graziös über das Gebirge. Plötzlich sehe ich in der Ferne Rauch aufsteigen. Meine Pupillen weiten sich.
»Offenbar haben wir sie gefunden«, höre ich Teba neben mir rufen. »Hoffentlich sind nicht schon wieder so viele verwundet.«
Augenblicklich bedenke ich meinen Bruder mit einem ausdruckslosen Blick. Der silbergraue Orni fliegt an meiner Seite, nur wenige Flügelspannweiten neben mir.
»Das werden wir sehen«, sage ich und nehme augenblicklich Tempo auf.
Mein Bruder und meine Mitstreiter folgen mir. Die schwarze Rauchsäule tritt immer näher, schließlich kann ich die verbrannte Luft schmecken. Abrupt gehe ich zum Sturzflug über. Ich lande auf einem Felsen.
Natürlich bin ich der Erste, der die Siedlung erreicht. Schockiert sehe ich mich in dem Trümmerhaufen um. Ich kann es nicht glauben, er hat wirklich alles zerstört. Die kleine Siedlung hier in den Hebra-Bergen wurde einfach dem Erdboden gleichgemacht. Brennende Trümmer, zerstörtes Hab und Gut und tote Tiere liegen verstreut in der Gegend herum. Es macht ein dumpfes Geräusch, als Teba neben mir im Schnee landet. Sowie auch die anderen Orni, die in diesem Moment ebenso eintreffen, macht er ein besorgtes Gesicht.
»Es ist alles zerstört...«, murmelt Teba fassungslos.
In diesem Augenblick vernehmen wir ein Geräusch. Es klingt, wie ein erschöpftes Röcheln, gefolgt von einem Husten und einem ausgedehnten Jammern. Mit Pfeil und Bogen bewaffnet nicke ich mit dem Schnabel auf das, was vor uns liegt.
»Vielleicht mag die Schlacht vorbei sein, doch es gibt immer noch Überlebende, die wir retten müssen. Vorwärts!«, meine ich mit kühler, trockener Stimme.
Augenblicklich folgen mir meine Krieger. Mit gespannten Bogen ziehen wir durch die qualmende Siedlung. Unter einem stillen Kommando meinerseits teilen sich die anderen auf. Nur mein Bruder darf an meiner Seite bleiben. Mit wachsender Vorsicht schleichen wir über den Boden. Auch wenn der Feind vermutlich schon lange weg ist, wir müssen achtsam sein.
Mit einem Mal bleibt Teba neben mir stehen. Mit dem Flügel deutet er in eine Richtung.
»Da vorne ist jemand«, erklärt er mir ernst.
Ich nicke. Langsam schreiten wir voran. Teba besitzt die schärfsten Augen unter den Orni, eine Eigenschaft, die ich sehr zu schätzen weiß. Mein Bruder und ich ziehen an den brennenden Trümmern vorbei, bis wir an ein eingestürztes Haus gelangen, das einst auf einem Felsen erbaut worden war. Unter den Teilen liegen Überlebende begraben. Augenblicklich senken wir unsere Waffen und beginnen, die Holzbalken über ihren Körpern wegzutragen. Bald kommen ein verstaubter Orni und seine Frau zum Vorschein.
»Was ist hier passiert?«, frage ich den blauen Orni, während Teba seiner braunen Gattin hilft.
Ich drehe den Überlebenden auf den Rücken und klopfe ihm den Staub von Gefieder. Er hustet.
»Wir sind angegriffen worden«, erklärt mir der Überlebende mit heiserer Stimme. »Ein Drache...«
»Wie der Bote gesagt hat!«, bestätigt mein Bruder, der sich gerade den Flügel der Orni-Frau ansieht, der offenbar nur verstaucht ist.
»Und wieder kommen wir zu spät...« Gedankenverloren sehe ich zum Himmel hoch und denke an die anderen Male, als es hieß, ein Drache greife eine unserer Siedlungen außerhalb Hebras und Tabantas an.
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Soulhunter 1 - Buch des Windes (Revali x Shania)
FanfictionBuch des Windes, der erste Teil der Soul-Hunter Saga von Legend of Zelda - Breath of the Wild, erzählt die Geschichte von Shania, die nach einiger Zeit ohne jegliches Gedächtnis in einem Stall bei einer Farmer-Familie aufwacht. Schon bald stellt sic...