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Revali


Zögerlich blinzle ich der Sonne entgegen. Es erwartet mich ein strahlend blauer Himmel. Quälend langsam bewege ich mich, spüre Gras und Sand unter mir. Schon bald bemerke ich, dass ich am Ufer des Orni-Sees liege. Dann erinnere ich mich wieder. Ich habe gegen den Drachen gekämpft, doch dieses Biest hat mich einfach mit seinem Orkan aus dem Spielfeld gefegt, als ich ihn von Shania ablenken wollte, die tollkühn auf seinen Kopf gesprungen ist.

Ruckartig zucke ich zusammen. Shania? Was ist mit ihr geschehen? Geht es ihr gut? Ist sie verletzt? Braucht sie meine Hilfe?

Mit schmerzendem Körper erhebe ich mich langsam vom Boden. Ich muss wohl ins Wasser gefallen sein, als der Wirbelwind mich erfasst hat. Irgendwie ist es mir gelungen, mich ans Ufer zu retten, anschließend muss ich kurz ohnmächtig geworden sein. Ich hatte Glück, dass der See in diesem Moment offenbar nicht mehr unter Storm stand. Auf wackeligen Beinen stehend taumle ich vorwärts, mir gelingt es jedoch, das Gleichgewicht zu halten.

Mein Blick schweift über den Orni-See. Mitten im Wasser ragt die große felsenartige Insel in die Höhe, auf dem sich unser Dorf befindet. Rauch steigt von dem Felsen auf. Ich kann bereits von hier aus erkennen, wie sehr die Häuser von dem Kampf gegen den Drachen in Mitleidenschaft gezogen worden sind. Es wird wohl eine Weile dauern, bis wir unser Dorf wiederaufgebaut haben. Doch im Moment mache ich mehr Sorgen um Shania. Von ihr und dem Drachen fehlt jede Spur, aber ich sehe am Himmel Orni kreisen.

So breite ich meine Flügel aus, prüfend hebe ich sie auf und ab. Sie schmerzen zwar ein wenig, dennoch scheinen sie weder verstaucht, noch gebrochen zu sein. Ich nehme etwas Anlauf und stoße mich vom Boden ab.



Wenige Augenblicke später erreiche ich das Dorf. Zersplittertes Holz und angesengte Gegenstände liegen auf dem Boden rum. Manche Plattformen sind beschädigt und so einige Treppen kann man nicht mehr betreten. Dennoch steht das Meiste davon noch. Während ich meine Suche nach Shania fortsetze, treibt es mich zunächst zu Tebas Haus. Ich hoffe, dass es meinem Bruder und seiner Familie gut geht. Doch als ich bei Tebas Hütte angekommen bin, muss ich feststellen, dass niemand dort ist. Allerdings wurde die Behausung weitgehend von dem Angriff verschont. Wieder hebe ich ab und suche von der Luft aus weiter nach Shania und meinem Bruder. Als ich immer noch keinen erspähe, zieht sich plötzlich mein Magen zusammen. Ich beginne, mir Sorgen zu machen. Immer wieder bete ich schweigend zu Hylia, dass der Hylianerin und meiner Familie nichts zugestoßen ist.

Dann höre ich plötzlich eine mir vertraute Stimme. »Revali!«

Gleitend drehe ich meinen Kopf um und erblicke meinen Bruder, wie er auf mich zufliegt. Augenblicklich mache ich eine Wende und komme ihm entgegen. Teba begrüßt mich mit einem lauten, erfreuten Lachen. Ich lache ebenso und kralle in aller Übermut nach meinem Bruder, sodass wir uns in der Luft verhaken, wie ein Liebespaar.

»Wo warst du, Bruder? Ich habe überall nach dir gesucht. Sogar in den See bin ich getaucht«, meint mein engster Verwandter freudestrahlend.

Anstatt ihm darauf zu antworten, frage ich nach Saki und Tulin.

»Den beiden geht es gut«, erklärt mir mein kleiner Bruder. »Sie haben sich rechtzeitig in Sicherheit gebracht. Doch ich habe ihnen geraten mit ihrer Rückkehr zu warten, deshalb bleiben sie eine Weile im Stall vor unserem Dorf.«

»Und was ist mit Shania?«, stelle ich diese Frage zögernd, denn ich fürchte mich vor der Antwort.

»Sie behandelt die Verletzten«, höre ich Teba sagen.

Soulhunter 1 - Buch des Windes (Revali x Shania)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt