23 (Lemon)

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Achtung! Dieses Kapitel beinhaltet einen Lemon (Sexszene). Überspringe dieses Kapitel, wenn du das nicht lesen möchtest.

Shania

Plötzlich springt er in die Höhe und fliegt auf mich zu. Ehe ich mich versehe greift er nach mir und nimmt mich mit.

»Lass mich los!«, schreie ich den ganzen Flug über. »Jetzt lass mich endlich runter, du eingebildeter Federwisch!«

Es ist ihm gleichgültig, wie laut ich schreie, oder welche Schimpfwörter ich verwende, Revali trägt mich fort, wie ein unartiges Küken. Zornig zapple ich in den Krallen des Orni, übertreibe es aber nicht zu stark, denn ich bin nicht scharf darauf, aus dieser Höhe wirklich fallen gelassen zu werden. Den ganzen Flug über ignoriert er mich und schaut einfach nur grimmig nach vorne. Irgendwann knurre ich entnervt auf und lasse es bleiben, mich gegen diese Respektlosigkeit zu wehren.

Nach einer Weile bemerke ich, dass er mich zu seiner Hütte fliegt. Irgendwie überrascht mich das nicht. Ich fühle mich, wie ein Stück Beute, das von einem Raubvogel zu seinem Nest gebracht wird. Am Balkon seiner Behausung setzt mich mein Beschützer ab. Seine grünen Augen funkeln ermahnend, als ich mich zu ihm umdrehe und Luft hole. Die Worte bleiben mir im Hals stecken, am liebsten würde ich etwas auf ihn werfen oder ihn treten, stattdessen wende ich mich schweigend von dem Orni ab und poltere ins Haus hinein. Ich höre, wie er mir folgt und gereizt die Luft ausatmet. Ja, wir sind beide sauer!

Jeder von uns verzieht sich in seine Ecke. Er liegt sich bockend in seine Hängematte und ich setze mich neben das Bücherregal und tue so, als lese ich ein Buch. In Wahrheit schwelt die Verärgerung in mir.

Revali ist nicht der einzige Orni im Dorf. Warum soll ich von den anderen nicht auch Tipps im Bogenschießen bekommen? Der oberste Krieger mag zwar der beste Schütze sein, aber das heißt noch lange nicht, dass man von den anderen nichts lernen kann. Dieser aufgeblasene, eifersüchtige Kehrbesen! Schon allein, dass sich der dunkelblaue Orni so aufgeführt hat, war schon peinlich genug, aber dann muss ich er mich auch noch wie ein unartiges Kind vom Übungsplatz wegschleppen. Das darf wohl doch nicht wahr sein! Er ist zwar mein Beschützer, aber nicht mein Vormund. Ich bestimme selbst über mich und das wird er lernen müssen, wenn er mit mir zusammenbleiben möchte.

Eine Stunde des Todschweigens muss bisher vergangen sein. Das Buch in meinen Händen habe ich bisher nur zweimal umgeblättert. In diesem Moment sehe ich zufällig auf und bemerke, dass Revali mich von der Hängematte aus anstarrt. Augenblicklich wendet er wieder den Blick ab. Er sieht immer noch sauer aus. Gut, denn ich bin auch immer noch wütend!

»Tu doch nicht so, als würdest du lesen!«, höre ich meinen Gefährten einen Wimpernschlag später sagen. Seine Stimme klingt freudlos und grimmig. »Du hängst seit Ewigkeiten bei derselben Seite fest.«

Ich wüsste so vieles zu erwidern, doch diesen Gefallen tue ich ihm nicht. Stattdessen blättere ich demonstrativ weiter. Ich spüre, wie sein Blick auf mir haftet und sich verfinstert, als ich nichts sage. Revali stöhnt missgestimmt auf.

»Na schön, gut, wenn du so willst! Doch es wird dir auch nichts bringen, wenn du mich mit schweigen strafst«, knurrt er und lässt sich in die Hängematte zurückfallen.

Wenn ich es nicht besser wüsste, könnte man meinen, es verletzt ihn, dass ich nicht mit ihm rede. Geschieht ihm recht, er hat schließlich einen Fehler gemacht.

Es vergeht wieder eine Weile, vermutlich eine halbe Stunde. Nun habe ich versucht, wirklich das Buch zu lesen, doch es mag mir nicht richtig gelingen, mich in die Handlung hineinzuversetzen, eigentlich weiß ich nicht mal, um was es in der Geschichte geht. Wieder sehe ich aus dem Augenwinkel heraus, dass sich Revali auf seiner Hängematte aufsetzt.

Soulhunter 1 - Buch des Windes (Revali x Shania)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt