29

183 15 1
                                    

Revali


Shania sitzt auf dem Stuhl und liest ein Buch. Sie sieht immer noch nicht fröhlicher aus. Seit ihrem Traum sind bereits 3 Tage vergangen und ich spüre, dass dieser Traum immer noch wie ein Fluch zwischen uns liegt. Jedes Mal, wenn ich sie anfasse, fürchte ich mich davor, dass sie mich wieder wegschupsen könnte. Ich weiß nicht, was ich noch tun soll. Shania ist nicht mehr so wie sonst. Ihre frechen Kommentare bleiben in letzter Zeit ganz aus, sie lacht kaum noch und sie redet auch nicht mehr so viel mit mir. Ich möchte sie so gern in meinen Flügeln halten und ihr sagen, dass sie wieder lächeln soll, doch ich traue mich nicht.

Seufzend erhebe ich mich aus der Hängematte. Ich halte es hier nicht mehr aus, ich muss raus. Augenblicklich bewege ich mich auf den Tisch zu, auf dem ich meine Schützenausrüstung abgelegt habe. Köcher und Bogen schnalle ich mir auf den Rücken über.

Shania hebt ihren Blick. Sie sieht mich überrascht an.

»Gehst du trainieren?«, fragt mich meine Gefährtin.

Langsam nicke ich und sehe sie dabei erwartungsvoll an. Doch anstatt mich zu fragen, ob sie mitkommen kann, senkt sie den Blick und murmelt nur: »Gut...«

Entmutigt wende ich mein Gesicht von ihr ab. Wir haben schon so lange nicht mehr zusammen trainiert. Ihr scheint wohl, immer noch die Lust dazu zu fehlen. Dabei trainiere ich so gerne mit ihr, Haut an Haut, Rücken an Rücken, Schulter an Klauen.

Wortlos verlasse ich den Raum und lasse Shania alleine in der Hütte zurück. Ich nehme Anlauf und stoße mich in die Luft ab. Meine Flügel tragen mich höher und höher, immer weiter hinauf. Ich fühle nur noch den Wind, nichts weiter. Meine Gedanken sind leer. Irgendwann sehe ich bereits den Übungsplatz unter mir. Ich lande.

Den Bogen nehme ich prompt von meinem Rücken und bewege mich auf eine Wand zu. Genau in dem Moment stelle ich fest, dass mir eigentlich gar nicht nach Bogenschießen ist. Ich möchte viel lieber mit Shania in der Hängematte liegen, ihr Rücken an meinem Bauch, ihr Haar an meinem Schnabel. Wo ist nur ihre Unbeschwertheit geblieben? Seit Tagen wirkt sie so bekümmert.

Frustriert schnaube ich und greife nach meinem Köcher. Ich lege einen Pfeil nach dem anderen auf die Sehne und schieße einfach, ich schieße, was das Zeug hält. Irgendwann sind alle Ziele getroffen und die gesamten Pfeile verbraucht. Keuchend beuge ich mich über meine Kniee und ringe nach Atem. Genau in diesem Moment vernehme ich Schritte im Schnee. Sofort blicke ich vom Weiß auf, doch mein hoffnungsvoller Blick erlischt, als ich meinen Bruder sehe, statt Shania.

»Du trainierst in letzter Zeit oft alleine«, bemerkt Teba, als er näherkommt.

Abrupt drehe ich mich von ihm weg. »Ich mag die Stille, doch diesen Moment hast du eben versaut.«

»Wo ist Shania?«, fragt er mich dann auch noch.

»Zuhause...«, erwidere ich ihm trocken.

Doch Teba hört nich auf. »Alles in Ordnung bei euch?« Er klingt ehrlich besorgt.

Ich jedoch schüttle einfach den Kopf. »Halt den Schnabel und trainier mit mir! Wer als erstes seine Wand abgeräumt hat, verliert! Stell dich schon mal darauf ein!«

Teba schaut mich einfach nur an, hört jedoch auf, mich mit Fragen zu durchbohren.

»Na schön!«, sagt einfach nur. »Ich werd's dir aber allerdings nicht leicht machen.«



Am Abend hat Saki wieder einmal für uns gekocht. Es gab Obst und gefülltes Gemüse. Shania hat ihr Essen kaum angefasst. Das macht mir Sorgen, denn sie hat sonst immer einen gesunden Appetit. Auch Saki und Teba ist aufgefallen, dass die Hylianerin sich seit einigen Tagen merkwürdig verhält. Mein Bruder hat es allerdings unterlassen, mich nochmal darauf anzusprechen.

Soulhunter 1 - Buch des Windes (Revali x Shania)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt