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Shania


Krampfhaft halte ich mich am Zügel fest, während Doran gemächlich voranschreitet. Seine Hufe klappern über den trockenen Sandweg. Während ich meine Kniee ängstlich in den Rücken des Hengstes presse, trabt Tessies Pferd anmutig an mir vorbei. Die Pferdenärrin lacht mich aus, als sie meine hasenfüßige Haltung erblickt.

»Wovor hast du Angst?«, scherzt Volkers Tochter. »Du siehst so aus, als würdest du auf einem untoten Knochenpferd reiten.«

»Ha, ha!«, gebe ich kleinlaut zurück, während ich mich daran versuche, Doran zu lenken. »Bei dir sieht es so leicht aus. Du reitest ja schließlich schon dein ganzes Leben. Ich dagegen bin noch nie auf einem Pferd gesessen... Naja, glaube ich zumindest.«

»Keine Sorge, das wird schon!«, versichert mir Tessy. »Du darfst nur nicht so viel Angst haben. Doran kann das spüren. Und weil er eine ziemlich rücksichtsvolle Seele besitzt, gibt er auf dich Acht. Deshalb bewegt er sich aber auch kaum von der Stelle. Du musst ihm zeigen, dass du ihm vertraust.«

»Wenn das nur so einfach wäre...«, murmle ich.

Ich hätte nein sagen sollen, als Tessy mich fragte, ob ich mal mit ihr ausreiten möchte. Aber ich wollte es unbedingt probieren und jetzt sitze ich hier oben, starr wie ein Stein.

»So...«, meint meine Freundin, wendet ihre Stute und kommt auf mich zu. »Doran hat sich leicht von uns einreiten lassen und das wird er auch bei dir tun, wenn du ihn nur sanft anspornst. Schlage die Zügel selbstbewusst und führe ihn in die Richtung, in der er gehen soll! Komm! Das schaffst du schon.«

Ich schlucke und werfe Doran einen unsicheren Blick zu. Tessy sitzt währenddessen kerzengerade auf ihrem Pferd und nickt zusprechend zu mir rüber. Zögerlich bewege ich die Zügel. Es geschieht nichts.

»Selbstbewusst habe ich gesagt«, lacht Tessy. »Du musst schon etwas energischer am Zügel rucken.«

Diesmal jedoch mache ich die Sache zu beherzt. Doran wiehert und schnaubt, bevor er in einem ziemlich zügigen Tempo voran trabt. Schockiert schreie ich ein lautes »Hey!« und kralle mich augenblicklich fest. Das Ruckeln, das von den Bewegungen des Hengstes ausgeht, gefällt mir gar nicht.

»Gut!«, lobt mich Tessy, die mir augenblicklich folgt. »Nur nicht so steif, entspann dich. Doran wird gut auf dich aufpassen. Nimm eine gerade Haltung ein und steuere ihn den Weg entlang auf die Lavendelfelder zu!«

Das Pferd zu bewegen war die einfachste Aufgabe, es zu steuern die schwierigere. Obwohl ich die Zügel nach links ziehe, schlägt Doran den rechten Weg ein.

»Nicht da lang!«, ruft die Farmerstochter mir nach. »Da geht's zum Wald.«

»Ich weiß, ich will ja auch nicht da lang!«, schreie ich zurück.

Unbeholfen ziehe ich an den Zügeln, um das Pferd zum Stehen zu bringen, doch anstatt langsamer zu werden oder gar umzukehren, wird der Hengst schneller. Schon bald beginnt er, zu galoppieren. Verzweifelt winsle ich, als Doran wiehernd auf den Wald zurast. Tessys Pferd eilt mir hinterher.

»Bleib endlich stehen!«, fahre ich meinen Hengst an, doch da sind wir schon bereits im Wald.

Bei meiner Panik übersehe ich einen tiefhängenden Ast. Als ich ihn bemerke, ist es bereits zu spät. Er erfasst mich an der Brust und stößt mich vom Rücken des Pferdes. Unsanft falle ich auf den harten Boden. Doran läuft noch einige Schritte weiter, bis er neben einem kleinen Teich zum Stehen kommt. Dort steht er nun wiehernd und klopft mit dem Huf auf die Erde. Es wirkt gerade so, als würde er mich auslachen.

Soulhunter 1 - Buch des Windes (Revali x Shania)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt