Revali
Als ich mit einem Bündel Holz unter dem Flügel wiederkehre, finde ich Shania kauernd in der Höhle wieder. Sie atmend schnell, hustet und schnieft. Die Kleine zittert, versucht sich irgendwie, an ihrer nassen Kleidung zu erwärmen. Ich kniee vor der Hylianerin nieder und lege das Brennholz hin. Im Anschluss entzünde ich mit dem Feuerstein, den ich gefunden habe, ein Feuer. Nach wenigen Augenblicken knistert es. Sachte puste ich in die Glut hinein, um der zarten Flamme Kraft zu verleihen. Mit jedem Mal wird das Feuer größer und größer.
Nachdem ich mich ein letztes Mal vergewissert habe, dass das Feuer nicht mehr ausgehen wird, krieche ich zu Shania und lehne mich gegen die Wand. Das Mädchen sieht mich nicht an, es starrt nur gierig auf das Feuer, hofft, die Flammen können sie im Nu erwärmen. Doch ich weiß, dass ihr mit dieser feuchten Kleidung nie warm werden wird.
»Deine Kleidung hat sich vollgesogen. So wird dir nie warm! Du solltest sie neben das Feuer legen und sie trocknen lassen«, rate ich ihr.
Augenblicklich schaut mich die Kleine schief an. »So leicht bekleidet werde ich auch bestimmt nicht erfrieren? Im Ernst jetzt?«
Mein Blick wechselt vom Feuer zu Shania, von Shania zum Feuer. Ich denke nach, denn ich habe nichts, was ich ihr geben könnte, bis ihre Sachen trocken sind. Ich könnte ihr ja meine Hose leihen und meine Rüstung, doch das würde sie auch nicht warmhalten. Aber ich habe mein Federkleid, schließlich ist ja auch ihre Kleidung aus Orni-Federn gemacht.
»Ich werde dich wärmen, schließlich habe ich ziemlich warme Federn. Weißt du? Ich friere nicht mehr.«
Nun, das war gelogen. Ich fiere immer noch. Doch das wird sich schon bald legen. Das Feuer spendet bereits etwas Wärme.
Nachdenklich schaut Shania in die Flammen. Nach einer Weile jedoch nickt sie und willigt ein.
»Gut!«, sagt sie und beginnt, sich auszusehen.
Es wundert mich, dass es sie keines Wegs stört, dass ich anwesend bin. Sie dreht sich zwar etwas weg, dennoch hat sie mich nicht aufgefordert die Höhle zu verlassen. Gesittet wende ich meinen Blick von ihr ab, doch hin und wieder ertappe ich mich dabei, dass ich doch zu ihr hinüberschiele. Die Hylianerin trägt nur noch einen Büstenhalter und ein Höschen. Ordentlich legt sie ihre Kleidung auf die Steine neben dem Feuer. Anschließend blickt Shania wieder zu mir zurück.
»Komm her!«, fordere ich sie auf, ohne sie direkt anzusehen und strecke meinen linken Flügel. »Ich versichere dir, gleich wirst du nicht mehr frieren.«
Zögerlich schreitet das Mädchen auf mich zu. Ihre Wangen sind leicht gerötet, als sie sich hinsetzt und sich zögerlich in meine Federn kuschelt. Ich lege meinen Flügel um sie. Ihre halbnackte Erscheinung verschwindet unter meinen dunkelblauen Federn. Verlegen blicken wir beide jeweils in eine andere Richtung.
Zugegeben, es ist ungewohnt, doch trotzdem nicht unangenehm. Ich spüre die weichen Haare der Hylianerin auf meinen Federn. Ihr ungewöhnlich warmer Atem streift mein Gefieder. Eine Weile sitzen wir beide einfach nur so da und schweigen uns an. Doch nach einiger Zeit bricht Shania die Stille.
»Vorhin, als du mich in die Quelle gelegt hast, da habe ich mich an etwas erinnert«, erzählt sie mir, wahrscheinlich um die unangenehme Situation zu überspielen.
»An was?«, frage ich mit ehrlichem Interesse nach.
»Da war ein See«, beschreibt mir Shania ihre Erinnerung. »Er war groß und umringt von grünen Bergen. Da waren überall bunte Seerosen, ganz viele Frösche und Libellen.«
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Soulhunter 1 - Buch des Windes (Revali x Shania)
FanfictionBuch des Windes, der erste Teil der Soul-Hunter Saga von Legend of Zelda - Breath of the Wild, erzählt die Geschichte von Shania, die nach einiger Zeit ohne jegliches Gedächtnis in einem Stall bei einer Farmer-Familie aufwacht. Schon bald stellt sic...