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Revali


Die Luft vermischt sich mit den wohlklingenden Tönen von Akkordeonmelodie und Flötenklängen. Die fünf Töchter von Kashiwa singen im Chor, während ihr Vater auf seinem Instrument spielt. Einige andere Orni muszieren um den Papagei herum.

Zusammen mit Teba sitze ich etwas Auswärts des Trubels und spiele mit ihm Nesthocker, ein Spiel, dessen Regeln so ähnlich sind, wie Schach. Tulin turnt währenddessen mit den anderen Kindern in der Gegend herum. Während ich über meinen nächsten Zug nachdenke, schiele ich verstohlen zu Kashiwa rüber.

Mir fällt es immer noch schwer zu glauben, dass der Streuner von Papagei an meiner Rettung beteiligt war. Er hat Shania zu mir geführt und Hilfe geholt. Da er seine Frau und Kinder zweitweise verlässt, um seine Lieder hinaus in die Welt zu tragen, bin ich immer davon ausgegangen, dass man sich auch Kashiwa nicht verlassen kann und dass ihm außer seiner Musik alles egal ist. Aber vielleicht habe ich mich in den Barden doch geirrt, so wie ich mich auch an Shania geirrt habe. Außerdem fällt mir auf, dass er in letzter Zeit häufiger Zuhause ist.

Die Auserwählte sitzt zusammen mit Saki in der Nähe von Kashiwa und lauscht den Klängen der Musik. Die hübsche Hylianerin mit den rabenschwarzen Haaren schließt die Augen und genießt die Melodie. Sie lässt sich immer auf's Neue von ihrer Umgebung faszinieren, eine Eigenschaft, die mir sehr an ihr gefällt, dieses kindliche Interesse.

»Dauert das noch länger oder machst du endlich deinen Zug?«, höre ich Tebas ungeduldige Stimme.

Abrupt blicke ich zum Spielbrett zurück. Die Figuren stehen unberührt auf dem Tisch. Mein Blick bleibt auf einer weiblichen Spielfigur hängen. Augenblicklich muss ich an Shania denken. Ich wünschte, das Leben würde ebenso aus Feldern bestehen, dann könnte ich die Hylianerin steuern und auf mich zu bewegen.

»Revali... Mir wächst gleich ein Bart!« Mein Bruder sitzt mit verschränkten Flügeln mir gegenüber und schenkt mir einen auffordernden Blick.

»Ja, ja!«

Tebas Gesichtsausdruck erhellt sich, als ich nach einer Figur greife und sie zwei Felder weiterziehe. Verdutzt blickt mir der graue Orni ins Gesicht.

»Bist du dir sicher?«, fragt er mich.

Ich zucke mit den Flügeln. »Aber klar doch!«

Ein verräterisches Grinsen huscht meinem Bruder über den Schnabel, anschließend lässt er seine weiße Armee an Spielfiguren auf mich los. Drei Züge später habe ich verloren. Ich kann's nicht fassen. Ergeben lasse ich die Flügel in den Schoß sinken und schließe die Augen. Das stichelnde Gelächter meines Bruders übertönt die Musik.

»Tja, du hast schon mal besser gespielt, großer Bruder!«, spottet Teba gut gelaunt über seinen einfachen Sieg. »Wie war das nochmal mit der Strategie?«

Ich seufze und öffne wieder die Augen. Mein Blick fällt auf Shania, die nach wie vor Kashiwa und seine Töchter beim Musizieren zusieht.

»Manchmal da ist eine Strategie nicht viel mehr, als eine Illusion, egal wie toll man sie sich zurechtliegt...«, murmle ich etwas gereizt.

Teba folgt meinem Blick. Er nickt, als er versteht.

»Das sind ja ganz neue Worte aus deinem Schnabel«, bemerkt mein Bruder. »Offenbar geht ihr euch immer noch aus dem Weg, was? Würde gerne wissen, was du wieder angestellt hast.«

Augenblicklich strafe ich Teba mit vernichtendem Blick. »Wie kommst du auf die Idee, dass ich schuld bin.«

Belustigt lacht Teba auf. »Ich weiß nur, dass ihr beide, seit wir den Drachen angegriffen haben, komisch seid.«

Soulhunter 1 - Buch des Windes (Revali x Shania)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt