Shania
Meine Finger kratzen hektisch über mein Oberteil.
»Oh, Mann! Das juckt vielleicht...«, murmle ich genervt.
Nun gleiten meine Fingernägel unter mein Hemd. Revali hat eindeutig seine Spuren an mir hinterlassen. Prellung und Schürfwunden sind sauber verheilt. Nachdem mich der Orni eingecremt hatte, habe ich mich zusätzlich selbst geheilt. Doch aus irgendeinem Grund scheint meine Haut, diese Salbe nicht zu vertragen und das kann ich nicht heilen. Jetzt juckt es mich die ganze Zeit und an den betroffenen Hautstellen ist ein merkwürdiger Ausschlag entstanden. Und das ist nicht das einzige Problem, denn ich muss die ganze an Revali denken, an seine weichen Federn, die mir mit geschmeidigen Bewegungen die Salbe auftragen, an Revalis Blick, der mich intensiv mustert und an den Moment in der Höhle...
Entgeistert schüttle ich meinen Kopf. Nein, Shania! Reiß dich bloß zusammen! Denk nicht schon wieder an deine Träumereien!
Ich entledige mich eines langen, lauten Seufzers und lasse meinen Blick über die bezaubernde Landschaft von Tabanta streifen. Im Schneidersitz habe ich es mir auf dem Flugplatz in der Nähe meines Zimmers gemütlich gemacht. Gedankenverloren sehe ich in die Ferne. Verbissen versuche ich an etwas anderes zu denken, als an den dunkelblauen Orni. Der Wind wiegt sich sanft in den Bäumen und spielt mit den Ähren der umliegenden Felder. Die bunten Baumkronen schimmern farbenfroh in der Sonne. Die Luft riecht nach Natur und frischgebackenem Brot, das soeben eine Orni-Frau aus dem Ofen schiebt. Außerdem kann ich den Orni-See und die herumliegenden, schneebedeckten Berge erkennen. Hier ist wirklich rein gar nichts, was mich an Rivali erinnern, überhaupt nichts... außer Rivali selbst. Ich erkenne den Orni am Himmel. Graziös manövriert er sich durch die Lüfte. Kurz schlägt er mit den Flügeln, dann breitet er sie wieder aus und lässt sich treiben. Gut, dass er nicht bemerkt, wie ich fasziniert seine anmutige Erscheinung betrachte. Doch dann wendet er im Flug und kommt geradewegs auf mich zu.
Geschockt zucke ich zusammen. Sofort wische ich mir eine Strähne hinters Ohr und tue so, als ob ich den Orni nicht gesehen hätte. Ruhig bleibe ich sitzen und warte bis Revali näherkommt, erst als er auf der Plattform landet, hebe ich den Blick.
»Einen wunderschönen, guten Morgen wünsche ich, verehrte Auserwählte!«, begrüßt er mich mit überheblicher Stimme.
»Was verschafft mir die Ehre?«, ich versuche beiläufig zu klingen, fast sarkastisch, denn ich will nicht, dass er mitbekommt, dass ich mich sehr freue, ihn zu sehen.
Revali verschränkt seine Flügel hinter dem Rücken und umkreist mich. »Ich dachte, ich komm mal vorbei und sehe nach dir. Nicht, dass du wieder in Schwierigkeiten gerätst oder gar einen Abgrund hinabstürzt!«
Ein überraschtes Funkeln glitzert in meinen Augen. »Hat sich der große Revali etwa Sorgen um mich gemacht?«, scherze ich, obwohl ich mir insgeheim wünsche, dass er ja sagt.
Revali bleibt stehen, sieht mich an und erwidert meinen belustigten Blick. »Als dein Beschützer ist es meine Aufgabe, ich bin für dich verantwortlich.«
Es fällt mir schwer, meine Enttäuschung unbemerkt hinunter zu schlucken, aber eigentlich hätte ich nichts Anderes von Revali erwarten dürfen.
»Wie ehrenhaft von dir...«, murmle ich ernüchtert und wende meinen Blick von ihm ab.
Dennoch bin ich verwundert, als sich der Orni neben mich setzt. Seine rote Brustpanzerung, die mit braunen Lederriemen festgeschnürt ist, glänzt in der Sonne. Auch sein cremefarbener Kriegerrock, der über seiner beigen Hose liegt, schimmert im Tageslicht.
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Soulhunter 1 - Buch des Windes (Revali x Shania)
FanfictionBuch des Windes, der erste Teil der Soul-Hunter Saga von Legend of Zelda - Breath of the Wild, erzählt die Geschichte von Shania, die nach einiger Zeit ohne jegliches Gedächtnis in einem Stall bei einer Farmer-Familie aufwacht. Schon bald stellt sic...