Kapitel 25

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Am späten Nachmittag erreichte die kleine Gruppe das Gebiet der Menschen. Als sie auf das Stadttor zuritten, wurden sie bereits misstrauisch beobachtet. Dass sie Werwölfe waren, erkannten die Menschen an den Abzeichen, welche die Wachen auf ihrer Uniform trugen.

„Was wollt Ihr hier?", begrüßte sie einer der Wacheleute am Tor.

Der Ton war ausgesprochen kühl und abweisend. Er beäugt Gerudin und die Menschen misstrauisch, Siena schenkte er dagegen einen lüsternen Blick und als er die beiden Mädchen sah, die herumalberten, schlich sich so etwas wie Erleichterung in seine Gesichtszüge.

„Hallo, wir bringen eine Familie, die angegriffen wurde, zurück und ich möchte die Gelegenheit nutzen, um mit Eurer Regierung zu sprechen", erwiderte Siena in ihrer freundlichen Art.

„Ihr wollt mit der Regierung sprechen. Da könnte doch jeder kommen", entgegnete der Wachmann unfreundlich. „Die Menschen dürfen das Tor passieren, wenn sie sich ausweisen können. Die Werwölfe bleiben draußen und sollen weiterziehen."

Da kam Gretas Vater nach vorne und ging auf den Wachmann zu. Er blickt entschlossen drein.

„Du solltest zumindest nachfragen, ob der Ministerpräsident bereit ist, mit Siena zu sprechen. Ich an deiner Stelle möchte nicht der Arsch sein, der eine historische Gelegenheit vergeigt hat", sprach er den Wachposten an.

Dieser blickte auf den ihm hingehaltenen Ausweis und schaute dabei ein wenig verdutzt ins Gesicht des Mannes. Die Ansage hatte ihn dann doch verunsichert. Siena nahm mit ihrem feinen Geruchsinn wahr, dass er zu schwitzen begann. Die Sache war ihm offenbar nicht mehr ganz geheuer.

„Was willst du von der Regierung?", wollte er wieder von Siena wissen.

„Ich möchte ein Friedensabkommen schließen."

„Ein Friedensabkommen? Werwölfe und Menschen?", lachte er laut auf.

„Nur, weil es bisher nicht geklappt hat, muss es nicht für alle Ewigkeit damit vorbei sein", antwortete sie entschlossen. „Es hat immer mutige Männer und Frauen in der Geschichte gegeben, die eine Wende herbeigeführt haben."

„Das sind reichlich kluge Sprüche für ein junges Mädchen."

„Das junge Mädchen ist die Alpha von Arlagon, eine sehr mächtige Werwölfin", antwortete Gretas Vater gereizt.

„Schon gut, schon gut!", lenkte der Wachmann ein. „Wartet hier einen Augenblick."

Er verschwand und ließ die übrigen Wachen zurück, um das Tor zu sichern. Siena drehte sich zu Gretas Vater um.

„Danke für deine Hilfe."

„Das ist doch das Mindeste. Du hast uns nicht nur zweimal das Leben gerettet, du hast auch bewiesen, dass du Frieden willst. Meine Regierung wäre dumm, wenn sie das nicht auch erkennen würde."

„Es wird aber trotzdem nicht leicht. Nach allem, was in der Vergangenheit geschehen ist, gibt es sicher große Vorbehalte und das kann ich verstehen."

In diesem Moment kam die Wache zurück. Er ging auf Siena zu und verbeugte sich.

„Bitte folgt mir. Ich soll Euch zum Gästehaus der Regierung bringen."

Siena und ihr Gefolge nahmen die Pferde am Zügel und folgten der Wache. Während sie durch die Straßen schritten, schaute sich Siena um und war überrascht, wie sauber und ordentlich die Häuser waren. Die Bewohner drückten sich, sobald sie erkannten, dass sie Werwölfe waren, an die Hauswände, als sie bei ihnen vorbeigingen und beäugten sie ängstlich.

Schließlich kam die kleine Gruppe zu einem recht großen, prunkvollen Bau. Stallburschen nahmen ihnen die Pferde ab und führen sie zu den Stallungen. Als sie zum Hauteingang kamen, erwartet sie dort ein Mann, den Siena auf Anfang Fünfzig schätzte.

„Grüß Gott, ich bin der Außenminister und möchte Sie herzlich willkommen heißen."

Er spulte den Text ein wenig monoton ab und Siena war sich dessen bewusst, dass es sich um einen Standartsatz handelte. Belustigt beobachtete sie aber auch, wie er suchend die Gruppe abcheckt, um zu verstehen, wer der Anführer sein könnte. Da trat Siena vor und reicht ihm die Hand.

„Freut mich, Sie kennenzulernen. Ich bin Siena, die Alpha von Arlagon."

An dem überraschten Blick konnte Siena ablesen, dass er sich eher erwartet hätte, dass Gerudin der Anführer der Gruppe wäre. Er hatte sich bei der Begrüßung auch mehr in seine Richtung gewandt. Nun aber musterte er Siena. In seinem Blick lagen Lust und Bewunderung.

„So jung und schon ein so wichtiges Amt."

„Wir haben ein etwas anderes Führungssystem als Sie. Doch Jugend muss kein Makel sein. Ich möchte im Gegenteil frischen Wind in ein etwas verstaubtes System bringen und dazu gehört es auch, gute Beziehungen zu unseren Nachbarn aufzubauen."

„Das sind löbliche Absichten", entgegnete der Außenminister. „Ich denke, man sollte die Gespräche vertiefen."

„Ich würde Sie bitten, dass wir uns frisch machen dürfen."

„Das wollte ich auch gerade vorschlagen. Sehen wir uns in einer Stunde zum Abendessen?"

„Ich denke, das müsste passen."

„Darf ich bei Rubina bleiben?", meldete sich Greta.

„Natürlich, von mir aus gerne", antwortete Siena. "Allerdings entscheiden das deine Eltern."

„Bitte Mama!", flehte das Mädchen.

„Wenn du dich benimmt", antwortete ihre Mutter.

„Ich werde ganz brav sein. Versprochen!"

„Na gut, dann kannst du bei deiner Freundin bleiben."

„Juhuuuuuu!", frohlockten beide.

Kampf um ArlagonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt