Kapitel 26

163 7 0
                                    

Exakt eine Stunde später standen Siena und ihre Leute in der großen Halle der Gästevilla. Sie kamen sogar knapp vor dem Außenminister, dem dies sichtlich peinlich war. Die Gäste warten zu lassen war unhöflich und er hatte Sorge, es könnte ihm so ausgelegt werden, als hätte er kein Interesse, mit ihnen zu sprechen.

„Ich bin zutiefst betrübt, dass ich Sie habe warten lassen", entschuldigte er sich.

„Halb so wild", entgegnete Siena gelassen. „Wir sind doch auch erst angekommen."

„Trotzdem möchte ich Ihnen versichern, dass ich Ihren Besuch zu würdigen weiß."

Siena hätte ihm am liebsten gesagt, dass sie nicht so viel Wert auf Förmlichkeiten legt, verkniff es sich jedoch. Sie wollte die Gepflogenheiten der Menschen respektieren. Ihr Vorhaben sollte nicht an derartigen Kleinigkeiten scheitern. Sie folgte dem Außenminister ins Speisezimmer und alle nahmen Platz. Siena war ein wenig überrascht, da der Platz genau ihr gegenüber leer blieb.

Rechts von ihr saß Gerudin und links von ihr Rubina, dann Greta. Daneben saßen deren Eltern und Sebastian. Der Außenminister und einige seiner Beamten hatten auf der anderen Seite des Tisches Platz genommen.

„Der Herr Ministerpräsident lässt sich vielmals entschuldigen, er wird erst in etwa einer halben Stunde zu uns stoßen. Er hat noch Verpflichtungen", wandte sich der Außenminister an Siena.

„Das macht nichts. Wir sind froh, dass er sich trotz allem die Zeit für uns nimmt. Schließlich sind wir, ohne uns vorher anzumelden, eingetroffen."

Siena, Gerudin und der Außenminister plauderten über belanglose Dinge und versuchten so die Zeit bis zum Eintreffen des Ministerpräsidenten zu überbrücken. Die beiden Mädchen spielten ruhig miteinander und die Menschen saßen etwas unbehaglich am Tisch. Sie waren es nicht gewohnt, dermaßen wichtige Persönlichkeiten, um sich zu haben.

Schließlich kam ein Mann in den Raum, der Ende Fünfzig zu sein schien. Der Außenminister erhob sich sofort und Siena sowie ihr Gefolge schlossen sich dem an. Nach der Begrüßung nahmen alle wieder Platz.

„Sie sind also gekommen, um über ein Friedensabkommen zu sprechen", kam der Ministerpräsident direkt zum Punkt. „Wie haben Sie sich das vorgestellt?"

„Darf ich etwas ausholen?", erkundigte sich Siena. „Ich bin erst seit ein paar Tagen die Alpha unseres Rudels. Es gibt bei den Werwölfen vier Rudel mit jeweils größeren Gebieten. Das sind Arlagon, in dem mein Rudel lebt, das sind Wersilia, Oristin und Gorland.

Vor ein paar Tagen wurden wir angegriffen und ich musste schmerzlich feststellen, dass mein eigener Onkel, der Alpha von Gorland dahintersteckt. Er plant die Herrschaft über alle vier Rudelgebiete an sich zu reißen.

Nun möchte ich Wersilia und Oristin als Verbündete gewinnen und so das Vorhaben meines Onkels durchkreuzen."

„Aber was haben wir damit zu tun?"

„Mir ist klar, dass Menschen und Werwölfe bisher nicht das beste Verhältnis hatten. Aber das möchte ich ändern. Ich schlage deshalb vor, dass wir einen Friedensvertrag schließen"

„Aber was hätten wir davon?"

„Wir würden uns nicht mehr bekriegen."

„Wer wir?"

„Vorerst Arlagon und die Menschen. Ich werde versuchen Wersilia und Oristin vorschlagen, sich diesem Abkommen anzuschließen."

„Und Gorland?"

„Onkel Serbin will keinen Frieden."

„Ich verstehe, dass Sie damit den Rücken frei haben für Ihren Krieg mit Gorland. Aber was haben wir Menschen davon?"

Kampf um ArlagonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt