Kapitel 3

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„Siena, Siena, du musst aufstehen. Dein Vater wartet schon mit dem Frühstück auf dich."

Aruna war in das Zimmer ihrer Freundin geeilt und schüttelte sie etwas unsanft. Aruna war eigentlich Sienas Zofe. Die beiden Mädchen kannten sich aber schon seit ein paar Jahren und waren Freundinnen geworden. Aruna war vermutlich die einzige wirkliche Freundin, neben Floyd natürlich.

„Es ist noch so früh."

„Du weißt, dein Vater ist Frühaufsteher. Er wartet auf dich."

„Wer hat denn Geburtstag? Ich oder mein Vater?"

„Du weißt genau, wie er sich freut, dass du endlich volljährig wirst."

„Ach ja. Das Problem ist nur, dass er mich nicht so behandelt", brummte Siena immer noch verschlafen.

„Mensch Siena, du weißt doch, dass er dich liebt und dich nur beschützen will. Das haben wir doch schon so oft besprochen."

„Wie soll ich eines Tages, wenn ich Alpha werde, draußen in der Welt bestehen, wenn ich bis dahin nichts von ihr mitbekommen habe?"

„Das wirst du schon noch. Das hat noch Zeit."

„Ach ja, woher willst du das wissen?"

„Du und dein Vater seid noch jung."

„Jetzt wo ich nun offiziell erwachen bin, wird das Generve mit dem Heiraten losgehen. Aber das kann er sich abschminken. Ich will in Ruhe wählen können."

„Du brauchst nicht wählen. Du bist eine Werwölfin und hast einen Mate. Unsere Mondgöttin hat schon vor langer, langer Zeit deinen Seelenverwandten vorherbestimmt."

„Das mag schon sein. Aber bis ich ihn finde, könnte ich ja ein wenig Erfahrung mit Männern sammeln."

„Du möchtest Spaß haben? Das ziemt sich nicht für ein anständiges Mädchen und für eine künftige Alpha schon gar nicht", schmunzelte Aruna mit einem gespielt tadelnden Unterton.

„Ach was! Ich bin doch auch nur ein Mädchen."

Siena gingen diese ewigen Diskussionen auf die Nerven. Auch diese hatten sie bereits unendlich oft geführt. Aruna war ein sehr konservativ erzogenes Mädchen. Mit ihren 21 Jahren war sie nur wenig älter als Siena. Trotzdem hatte sie noch nie etwas mit einem Mann gehabt. Sie hatte sich noch nicht einmal küssen lassen. Sie war davon überzeugt, dass sie auf ihren Mate warten müsse.

Etwas mürrisch schwang Siena ihre Beine aus dem Bett, streckte sich und verschwand im Badezimmer. Sie war ein echter Morgenmuffel.

„Beeil dich!"

„Ja, versprochen!"

Keine zehn Minuten später war Siena fertig. Aruna konnte ihren Augen kaum glauben. Ihr Schützling sah wieder einmal hinreißend aus und sie war, wie so oft, richtig stolz auf sie.

„Komm, dein Vater wird sich freuen."

Die beiden machten sich auf den Weg und betraten wenig später den großen Speisesaal. In der Burg leben der Alpha mit seiner Familie, der Beta sowie alle höhergestellten Personen, wie Richter, der Anführer der Wache und alle höheren Beamten. Sie alle hatten ihre eignen Wohnungen. Der Speisesaal und andere Räumlichkeiten wurden dagegen gemeinsam genutzt, wobei der Alpha im Speisesaal einen etwas abgeschlossenen Bereich besaß. Manchmal nützte er das Essen, um mit seinen Vertrauten zu plaudern und sich auszutauschen.

An diesem Tag saß er allerdings mitten unter allen anderen. Es gab schließlich den wichtigsten Geburtstag im Leben seiner Tochter zu feiern. Vor ihm auf dem Tisch stand die riesengroße Torte, die sie selbst gebacken hatte, und als Siena hereinkam, klatschen alle Anwesenden Beifall.

„Schon gut, schon gut. Ist ja nur ein Tag, wie jeder andere", wiegelte Siena ab.

„Es ist nicht ein Tag, wie jeder andere. Meine Tochter wird volljährig. Wenn das kein Grund zum Feiern ist", rief ihr Vater. „Alles, alles Liebe und Gute, Siena. Ich habe dich sooooo lieb!"

„Ich dich auch Papa. Vielen Dank!"

„Und weil man nur einmal im Leben volljährig wird gibt es heute Abend eine riesengroße Party", verkündete der Alpha.

„Eine Party?", wunderte sich Siena.

„Ich habe alles schon organisiert. Es kommen zahlreiche junge Männer aus dem ganzen Land und auch von den anderen drei Reichen."

„Willst du mich etwa verkuppeln?", fragte Siena empört.

„Ach was verkuppeln! Es ist eine gute Gelegenheit, nach deinem Mate Ausschau zu halten", verteidigte sich ihr Vater.

„Aber Papa. Das hat doch noch ein wenig Zeit. Ich bin doch noch so jung."

„Glaube mir, wenn du erst einmal deinen Mate gefunden hast, wirst du jeden Tag bereuen, den du in deinem bisherigen Leben ohne ihn verbracht hast."

„Na, wenn das so ist."

Siena ging auf ihren Vater zu und umarmte ihn. Dann drückte sie einen liebevollen Kuss auf jede seiner Wangen und setzte sich neben ihn. Sie wollte an diesem Tag nicht streiten und, wenn er eine Party organisieren wollte, dann sollte er es eben tun.

„Du willst mich also loswerden", kicherte sie.

„Nein, das ganz sicher nicht, mein Kind!"

Siena lachte vergnügt und damit war allen klar, dass sie ihn nur necken wollte. Sie wusste ganz genau, dass er sie über alles liebte. Seit dem Tod ihrer Mutter hatte er nur noch sie und hütete sie wie seinen Augapfel. Das war manchmal zwar ein wenig nervig, aber Siena hatte ganz bestimmt keinen Zweifel daran, dass er sie von ganzen Herzen liebte.

Siena wollte sich gerade ein Stück von der Torte nehmen, da war von draußen ein fürchterlicher Lärm zu hören. Der Anführer der Wache eilte zur Tür herein und ging geradewegs auf den Tisch seines Alphas zu. Sein Gesicht war von Besorgnis gezeichnet. So hatte ihn Siena noch nie gesehen.

„Wir werden angegriffen", brüllte er.

„Von wem?", antwortete Sienas Vater. „Wer wagt denn sowas?"

„Keine Ahnung!"

Kampf um ArlagonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt