Kapitel 10

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Rubina hatte pralle Backen. So viel hatte sie sich in den Mund gesteckt und hatte nun Mühe, zu kauen. Erneut beobachtete sie Siena voller Freude.

„Du solltest langsamer essen. Es ist doch genug da", versicherte sie der Kleinen.

„Es gibt so viele gute Sachen. Ich möchte alle probieren."

„Das kannst du ja. Nur nicht alle gelichzeitig."

„Ich kanns halt nicht erwarten und weiß nicht, was ich zuerst kosten soll", kicherte die Kleine.

Sie hatte sich beim Training wirklich gut geschlagen. Siena hatte ihren Trainer gebeten, einen zweiten Mann zu rufen. Dieser kümmerte sich ausschließlich um Rubina, während sie ihrem Plan folgte, der natürlich deutlich anspruchsvoller war als jener des kleinen Mädchens.

„Ich werde irgendwann auch so hart trainieren wie du", sagte Rubina mit vollem Mund.

„Das wirst du sicher. Wenn du fleißig bist, wirst du eine ausgezeichnete Kämpferin. Du hast Talent."

„Echt?"

„Das sage ich nicht nur so. Du bist wendig, du bist geschickt und du bist klug. Das sind alles gute Voraussetzungen, um gut zu kämpfen. Eine gute Freundin hat mir sogar gesagt, das sei der Stoff, aus dem Helden sind."

Rubina blickte ganz stolz in die Runde. Siena konnte deutlich sehen, wie der Ehrgeiz das kleine Mädchen gepackt hatte.

„Du bist ihr ganz großes Vorbild", flüsterte Aruna Siena ins Ohr.

„Ich?"

„Ja, du hast sie gerettet und kämpfst gegen Monster. Da wäre jedes Mädchen hin und weg."

Nachdenklich trank Siena ihren Kaffee. Sie hätte nie gedacht, dass sie für irgendjemanden ein Vorbild sein könnte. Ausgerechnet sie, die so unsicher war. Sie war nun Alpha des Rudels und ihr Vater hatte sie nicht im Mindesten auf diese verantwortungsvolle Aufgabe vorbereitet. Sie war ins kalte Wasser geworfen worden. Aber nun half kein Jammern mehr. Sie hatte eine Aufgabe.

„Ich werde gehen müssen. Genießt ihr den Einkauf und habt Spaß", sagte Siena zu Aruna und Rubina.

„Darf sie mir auch ein Spielzeug kaufen?", fragte Rubina schüchtern. „Eine Puppe?"

„Ich denke, Aruna wird dir gerne eine Puppe kaufen", lachte Siena.

Sie nahm die Kleine nochmals in den Arm, drückte sie und gab ihr zum Abschied einen Kuss auf die Stirn. Dann stand Siena auf und ging Richtung Tür.

„Sei brav mit Tante Aruna", kicherte sie.

„Ich werde ganz brav sein", versicherte die Kleine ernst.

Siena versetzte dieser Blick einen Stich ins Herz. Sie hatte den Eindruck, die Kleine hätte Angst, sonst wieder verstoßen zu werden. Siena eilte noch einmal auf sie zu, hob sie hoch und drückte sie fest an sich.

„Ich lass dich nie wieder gehen. Auch wenn du einmal etwas anstellst, das ändert nichts daran, dass ich dich lieb habe. Du bist jetzt für immer bei mir. Versprochen!"

„Versprochen ist versprochen und wird auch nicht gebrochen", kicherte Rubina.

Sie war sichtlich erleichtert. Offenbar war das tatsächlich ihre Sorge gewesen. Sienas Intuition war wohl genau richtig gewesen. Sie setzte das Mädchen wieder auf ihrem Stuhl ab und ging diesmal wirklich.

Im Büro des Alphas blieb sie zunächst stehen. Sie blickte sich um und eine Träne kullerte ihr über die Wange. Noch gestern hat ihr Vater hinter diesem Schreibtisch gesessen. Sogar seine Brille lag noch dort.

Kampf um ArlagonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt