Kapitel 28

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„Darf Rubina wirklich bei Euch bleiben?", erkundigte sich Siena.

„Natürlich! Wer würde es übers Herz bringen, die beiden auseinanderzureißen", antwortete Gretas Mutter.

„Ich bin froh, dass sich die beiden gefunden haben."

„Greta war immer ein Einzelkind. Dass sie sich mit Rubina so gut versteht, grenzt an ein Wunder und ich bin dankbar, dass sich die beiden begegnet sich."

Siena umarmte Gretas Mutter. Die beiden hatten sich etwas abseits des Abendessens zu diesem Gespräch getroffen. Siena war es wichtig, ohne die beiden Mädchen das Thema anzusprechen, denn wenn die beiden dabei gewesen wären, hätte sie kein normales Gespräch mit Gretas Mutter führen können, ohne unzählige Male unterbrochen zu werden.

„Wenn ich ehrlich bin, ist es eine große Erleichterung für mich. Wir haben in den nächsten Tagen eine anstrengende Reise vor uns. Wenn sie hierbleiben kann, dann bleibt ihr diese Strapaze erspart."

„Na dann, ist ja alles gut."

Die beiden gingen zurück zum Tisch. Ohne sich abzusprechen blieben beide stehen und beobachteten die beiden Mädchen, die gemeinsam spielten, kicherten und Grimassen schnitten. Sie blickten sich an, nickten sich zu und gingen auf die beiden zu.

„Wenn du möchtest, kannst du bei uns bleiben", bot Gretas Mutter Rubina an.

„Echt?"

„Echt!"

„Danke!", jubelte Rubina.

Sie sprang auf und fiel Gretas Mutter um den Hals. Man konnte sehen, wie froh sie war und auch Greta strahlte.

„Hast du das gehört? Ich darf noch bei dir bleiben", wandte sich Rubina an Greta.

„Ihr seid die besten", sagte Greta in unsere Richtung. Man konnte sehen, dass sie es wirklich ehrlich meinte.

„Aber du bist folgsam und machst keine Dummheiten", ermahnte Siena die kleine Wölfin.

„Ich verspreche es!", versicherte diese. „Danke, danke, danke!"

Dann sprang sie auf Siena zu, warf ihre Arme um ihren Hals und drückte sie ganz fest an sich. Eine Träne kullerte über ihre Wange.

„Meine Oma hätte dich gemocht. Da bin ich mir sicher!"

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Siena und der Ministerpräsident hatten sich zusammen mit Gerudin und einigen Beratern nach dem Abendessen zusammengesetzt und das Friedensabkommen ausgearbeitet. Das Parlament hatte grünes Licht gegeben und Siena wollte keine Zeit verlieren. Bis weit nach Mitternacht hatten beide Seiten am Text gefeilt. Danach aber stand er und beide waren damit sehr zufrieden.

Da das Parlament noch darüber abstimmen musste und dies, laut Sitzungsordnung einige Tage in Anspruch nehmen würde, hatte sich Siena dazu entschlossen aufzubrechen. Die Unterzeichnung sollte erfolgen, wenn sie Rubina abholen. Siena wollte auch einen Text zu den beiden anderen Rudeln mitnehmen und diese bewegen, sich an der Unterzeichnung zu beteiligen.

Nun stand der Aufbruch bevor. Siena drückte Rubina an sich. Die Kleine war ihr in den wenigen Tagen unheimlich ans Herz gewachsen.

„Sei brav und hab Spaß", sagte sie. Eine Träne kullerte dabei über ihre Wange.

„Du brauchst nicht traurig sein. Mir geht es hier gut", versicherte Rubina.

„Ich weine, weil ich dich so lieb habe."

„Ich habe dich doch auch lieb!", versicherte die Kleien. „Ich wünsche dir viel Erfolg. Du wirst das schon hinkriegen."

„Ich hoffe es", antwortete Siena. Sie drückte die Wölfin noch einmal an sich und erhob sich dann.

Emotional war auch die Verabschiedung von Gerta und ihren Eltern sowie Sebastian. Dann ging Siena auf den Ministerpräsidenten zu. Er hatte es sich nicht nehmen lassen, sie persönlich zu verabschieden.

„Machen Sie es gut und viel Erflog!", sagte er beim Händeschütteln. „Sie kriegen das hin."

„Ihr Wort in Lunas Ohren", antwortet sie. Ganz spontan zog sie ihn an sich und umarmte ihn. „Danke für Ihr Vertrauen!"

„Danke, dass Sie es überhaupt versucht haben. Ich glaube wir haben nicht nur Geschichte geschrieben, sondern auch einen wichtigen und sehr nützlichen Schritt für uns alle gemacht."

„Ich hoffe, wir können meinen Onkel stoppen und alle in Frieden leben", antwortete Siena.

„Ich hoffe es auch."

Damit löste sich Siena von ihm und ging auf ihre Gruppe zu. Bedienstete des Außenministers wollten ihnen die Pferde bringen.

„Danke, aber wenn wir dürfen, lassen wir die Pferde zurück", sagte Siena.

„Sie wollen zu Fuß gehen?"

„Wir werden als Wölfe laufen. Da sind wir schneller."

„Das würde ich gerne sehen", antwortete der Ministerpräsident.

„Ich glaube es ist noch zu früh, den Menschen zu zeigen, wie unsere Wölfe aussehen."

„Aber wie wollen Sie das anstellen?"

„Wir spazieren in den Wald dort hinten und erst dort werden wir zu Wölfen."

„Ich verstehe", antwortete er nachdenklich. „Und wenn ich mitkomme?"

„Sie wollen es sehen."

„Ja, hat mich immer schon interessiert."

„Wenn Sie keinen Schock davontragen, von mir aus. Ich bin für Ehrlichkeit."

Damit machten sich Siena, Gerudin und die Wachleute in Begleitung des Ministerpräsidenten auf den Weg. Sobald sie weit genug im Wald verschwunden waren, bleib Siena stehen.

„Sind Sie sicher?"

„Ja!"

„Gut!"

Augenblicklich verwandelte sich Siena in ihren weißen Wolf und die anderen folgten ihrem Beispiel. Sie überragte alle. Der Ministerpräsident blickte die Gruppe staunend an, vor allem den großen weißen Wolf hatte es ihm angetan. Siena aber nickte, so als wollte sie sich stumm verabschieden, drehte sich um und lief los. Die anderen folgten ihrem Beispiel. Obwohl Siena für ihre Verhältnisse langsam lief, hatte die anderen Mühe, mit ihr mitzuhalten.

Kampf um ArlagonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt