12. schwul

59 5 1
                                    

~ Who are we to judge the color of others when we all bleed red ~

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

~ Who are we to judge the color of others when we all bleed red ~

Ich stehe vor dem Spiegel und schaue auf meinen Körper. Ich finde mich nicht hässlich oder bin unzufrieden mit meinem Gewicht. Aber es gibt ein paar Sachen, die sogar ich ändern würde.

Meine Narben.

Unter meiner rechten Brust beginnt eine Narbe, die die dickste von allen ist. Sie streckt sich über meinen Bauch, bis zu meinem Bauchnabel. Es gibt noch kleinere und blassere Narben auf der Vorderseite meines Körpers, die man jedoch nur bei genauerem hinsehen bemerkt. Die zweit schlimmste ist die auf meinem Rücken. Sie erstreckte sich quer darüber und ist definitiv nicht zu übersehen.

Ich schäme mich für keine dieser Narben, denn im Endeffekt zeigen sie mir, wie stark ich bin. Und darauf bin ich verdammt stolz. Das einzige was mich nervt, und warum ich meistens einen Badeanzug anstatt eines Bikinis trage, sind diese Blicke die einem zugeworfen werden.

Sie sind entweder mitleidig, interessiert oder man starrt mich an, als wäre ich eine verrückte.

Ein Klopfen an meiner Zimmertür reißt mich aus meinen Gedanken. »Hey ich bin's« dringt die Stimme von Adrien gedämpft zu mir durch.

»Warte kurz.« rufe ich zurück und ziehe mir endlich meinen Pullover über den Kopf, den ich schon seit Minuten in der Hand halte.

»Kannst rein kommen« rufe ich ein weiteres mal, während ich zu meinem angrenzenden Badezimmer laufe und aus meinem Spiegelschrank eine Haarbürste hole. Ich sehe im Spiegel wie meine Tür aufgemacht wird und Adrien reinkommt. Als ich fertig mit Haare bürsten bin, laufe ich zurück zu Adrien.

Er trägt eine normale schwarze Hose. Dazu einen Hellblauen Pullover, der, wie mir gerade auffällt, perfekt zu meinem Hellblauen Pullover passt.

Adrien lächelt mich an, als er auch mein Outfit bemerkt. »Wir müssen jetzt los, wenn wir noch rechtzeitig ankommen wollen.«

Ich nicke, laufe zu meinem Schreibtisch, wo ich mir meine Tasche nehme. Dann drehe ich mich wieder zu Adrien um. »Von mir aus können wir los.«

Wir laufen zusammen die Treppen runter und kurz bevor wir durch die Tür gehen, verabschiede ich mich mit einem Ruf durch das ganze Haus. »Wie sind jetzt weg.«

Ohne auf eine Antwort zu warten, verlassen wir beide das Haus und gehen gemeinsam zu Adriens wagen, der vor meinem Haus geparkt ist. Ich habe keine Ahnung von Autos und Adrien hatte mir bestimmt schon hundert mal erzählt, welches Auto er da genau hat, aber bei Gott wie soll ich mir sowas merken.

***

Die Tribünen waren schon brechend voll, als Adrien und ich ankamen. Wir setzten uns einfach da hin wo platzt ist.

Mein Blick gleitet über das Feld, auf dem unsere Cheerleader Mannschaft irgendetwas vorführt, was verdammt gefährlich aussieht. Dann zu Adrien der mindestens genauso verloren wirkt wie ich.

Wir haben noch nie ein Footballspiel gesehen, zumindest ich nicht. Deswegen habe ich auch keine Ahnung wie das geht.

»Weißt du überhaupt wie Football geht?« frage ich etwas verzweifelt meinen Besten Freund, der im nächsten Moment nur mit den Schultern zuckt.

»Zür Holle, keine Ahnung. Warum sollte ich mich auch für so etwas interessieren? Nur wegen deinem Lover sitzen wir hier jetzt für keine Ahnung wie lange und ich wette mit dir, dass mein Arsch am Ende weh tun wird.« Adrien wirft mir einen Vorwurfsvollen Blick zu, bevor er sich wieder auf das Feld konzentriert.

Ich steche ihn mit meinem Ellenbogen in die Seite. Weil er Jason Lover nennt und weil ich gerade einfach Lust darauf habe.

Im nächsten Moment fangen die Leute um uns herum plötzlich an zu jubeln und zu schreien. Etwas unbeholfen blicke ich zu Adrien, der meinen Blick genauso Hilfesuchend erwidert.

Aber als ich sich die Leute um uns herum beruhigt haben und sich nacheinander wieder hinsetzten, erkenne ich von jetzt auf gleich unsere Schul Mannschaft auf dem Feld. Ohne das ich es wirklich kontrollieren kann, suche ich nach dem Quarterback und somit auch nach Jason.

Als ich ihn finde, bleibt mein Blick wie magisch auf ihm heften. Man erkennt ihn durch den Helm fast nicht, aber weil er mir auf der Gala erzählt hat, welche Nummer er trägt, finde ich ihn relativ schnell.

Ich habe absolut keine Ahnung, was genau die alle auf dem Feld machen. Das einzige, was ich weiß, ist, dass Jason ziemlich gut in dem ist was er macht, denn unsere Schule hat immer mehr Punkte als die andere Mannschaft.

Plötzlich werde ich in meine linken Seite gepiekst. Als ich mich zu Adrien umdrehe, schaut dieser mich aus großen Augen an. Irritiert ziehe ich meine Augenbrauen zusammen.

»Was ist los?« frage ich leicht besorgt und halte seinen Finger fest, der mich immer noch in die Seite piekst.

»Ich bin schwul.« platzt es aus Adrien hervor. Ich bleibe erstarrt in meiner Position stehen und schaue ihn immer noch aus zusammengezogen Augenbrauen an.

»Was?« frage ich irritiert und doch leicht belustigt.

»Oh. Mein. Gott. Ich bin schwul. Ich bin stock schwul. Von vorne bis hinten. Ich meine, ich habe mich nie für Mädchen interessiert, aber ich dachte, irgendwann käme noch die richtige. Aber ich bin verdammt nochmal schwul.« sprudelt es aus ihm heraus.

»Woher weißt du das denn jetzt?« frage ich und muss mir das Lachen verkneifen.

»Siehst du die Footballspieler auf dem Feld?« fragt er und zeigt allen Ernstes mit dem Finger auf das Feld.

»Ne man, keine Ahnung wen du meinst.«

»Jetzt rede keine scheisse. Das hier ist ernst. Aufjedenfall sind sie heiß. Ich meine scheisse sind die Typen heiß. Und dann gibt es die Cheerleader im Hintergund, aber die finde ich normal also keine Ahnung. Ich finde sie nicht interessant. Aber dann gibt es da diese vielen Jungen auf einmal, die schwitzen und einfach nur rattenscharf aussehen und oh mein Gott.« Adrien breitet seine Beine aus, stellt seine Ellenbogen darauf fährt sich mit den Händen durch sein Gesicht. »Ich bin verdammt nochmal schwul, Amilia.«

Ich seufze und täschel ihm etwas unbeholfen die Schultern. Ich wusste das dieser Tag irgendwann kommen würde und habe mich versucht darauf vorbereitet, aber niemals hätte ich gedacht, dass er mitten in einem Footballspiel bemerkt, dass er Schwul ist.

»Ich dachte, du würdest es nie checken.« lache ich. Adrien dreht sich ruckartig zu mir um und schaut mich aus großen Augen an.

»Du wusstest das ich schwul bin und hast nie etwas gesagt?« fragt er verständnislos.

»Es lag nicht an mir, dir das zu sagen. Du musstest es selber herausfinden. Zugegeben, ich hätte nicht gedacht, dass du es während eines Footballspiels herausfindet, aber es ist auch okay.«

Und dann nehme ich Adrien einfach in die Arme.

Forever us | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt