8. Mom

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~ I was missing youBevor we Even met

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~ I was missing you
Bevor we
Even met. ~

Ich fühle mich beschissen. Mein Herz rast ungewohnt schnell in meiner Brust und meine Schuldgefühle könnten nicht schlimmer sein. Ich habe Amilia ohne jede Vorwarnung dort gelassen. Was ist, wenn sie niemanden hat, der sie abholen kann? Dann muss sie die ganze Strecke zurück laufen. Ich muss sie nach dem hier sofort anrufen und fragen ob es ihr gut geht.

Während ich ans andere Ende der Stadt fahre, läuft das Radio leise im Hintergrund. Als ich losgefahren bin, hat es angefangen zu regnen. Meine Scheibenwischer versuchen so gut es geht, dir Tropfen wegzuwischen, aber wenn die einen Weg sind, kommen die nächsten.

Und dann komme ich an der Bar an. Ich bleibe sitzen, denn ich will da ungern rein. Ich werde gleich meine Mom sehen. Mein Mom die vor 10 Jahren einkaufen gegangen ist und nie wieder kam. Die Mom die mich nur angerufen hat, wenn sie etwas haben wollte. Und doch stehe ich jetzt hier, nur um ihr zu helfen. Die Wut und die Traurigkeit steigen in mir auf und sind kurz davor auszubrechen. Also versuche ich, sie so gut es geht rauszulassen und mehrmals auf mein Lenkrad einzuschlagen.

Ich verdiene das nicht, all das nicht. Ich habe nie jemanden etwas Böses getan. Ich habe nicht mal jemanden eine runtergehauen, obwohl die Gerüchte in der Schule etwas ganz anderes sagen.

Um wenigstens ein bisschen Kontrolle über mein Körper zu erlangen, atme ich durch. Einmal. Zweimal. Dreimal.
Kreise mit meinen Schultern und Klappe meinen Spiegel runter, um mich selber anzuschauen.

»Okay Jason. Du schaffst das. Du kriegst das hin. Du siehst sie nach Jahren wieder, alles okay. Du bringst sie zu ihr und bist dann wieder weg.« murmel ich vor mich hin und atme noch ein letztes mal tief durch, bevor ich aus dem Auto steige.

Aus der Bar höre ich Musik, die aber nur gedämpft zu mir dringt. Neben dem Gebäude sehe ich eine Gruppe Betrunkener Männer, die laut über etwas lachen. Bei jeden Schritt, den ich auf die Bar zulaufe, wird meine Wut größer.

Wut auf meine Mom, die mich verlassen hat und nur kommt, wenn sie etwas will.
Wut, dass ich Amilia wegen ihr sitzen gelassen habe.
Wut auf diese Ungerechtigkeit.

Und dann betrete ich die Bar. Das erste was mir in die Nase steigt, ist Alkohol, Schweiß und Erbrochenes. Ich lasse meinen Blick über die Menschenmenge gleiten und erblicke meine Mom in der hintersten Ecke. Halb liegend. Den Blick verschleiert und das Glas vor ihr halb ausgetrunken.

Ihre dunklen Haare hat sie zu einem unordentlichen Zopf zusammengebunden. Ihr Shirt ist einfach nur weiß, dafür sieht man aber ganz klar die Flecken drauf.

Als ich am Tisch ankomme, hebt sie ihren Kopf und blickt mich mit ihren braunen Augen an. Mit meinen braunen Augen. In mir zerbricht etwas, zerbricht in tausend Scherben und das einzige was sie einigermaßen zusammenhalten kann ist Wut.

Unbändige Wut auf sie, auf mich und dieses beschissene Leben.

Meine Mutter fängt an zu lächeln und breitet ihre Arme aus. »Jason« lallt sie und versucht aufzustehen, wobei sie ziemlich schwangt. Wie aus Reflex lege ich meine Hände an ihren Körper und versuche sie zu stützen. »Mein geliebter Sohn ist gekommen«

Ich drehe mich ohne ein Wort um und laufe wieder zur Tür der Bar. Wenn sie mir folgt, dann folgt sie mir. Wenn sie sitzen bleibt, dann soll sie gucken wie sie nach Hause kommen kann.

Als ich wieder vor meinem Auto stehe, blicke ich mich einmal um und erkenne wirklich meine Mutter, die schwankend aus der Tür tritt und zu meinem Auto läuft. Ich reiße die Tür auf, setzte mich hin, schnalle mich an und mache das Auto an.

Nachdem sich auch meine Mutter hingesetzt hat, blicke ich sie einmal an. »Adresse?« frage ich.

Meine Mutter hickst, nuschelt dann aber zur Antwort: »montaña Hotel«

Ohne ein weiteres Wort fahre ich aus der Parklücke und die Straße entlang. Das Radio ist aus und keiner von uns sagt auch nur ein Wort, wofür ich ziemlich dankbar bin.

»Also ich hatte dich ja Gesprächiger im Sinn.« kommt es plötzlich von meiner Seite und ich höre meine Mutter leise lachen.

»Da dachte ich auch, man könnte sich noch normal mit dir unterhalten« gebe ich nüchtern von mir und halte an einer roten Ampel.

Ich merke, wie mich meine Mutter von der Seite mustert. »Du bist ein hübscher Junge geworden.« meint sie und blickt wieder aus dem Fenster. »Ich wusste immer, du wirst ein hübscher junger Mann werden.« sie lächelt leicht, als ob sie in Erinnerungen schwelgt.

Ich antworte einfach nicht drauf und fahre weiter, als sich die Ampel wieder auf grün schaltet. So langsam wird mein Innerstes ruhig. Meine Mutter redet nicht mehr und ich fahre einfach die Straßen entlang.

»Wie geht es deinem Vater?« fragt sie und ich muss mich unwillkürlich verkrampfen. Meine Knöchel stechen weiß hervor und meine Kiefer tut weh, so fest drücke ich ihn aufeinander.

»Ich werde mit dir nicht über Dad sprechen« meine ich und hoffe, dass jetzt endlich Ruhe gibt, aber da habe ich die Rechnung ohne meine Mutter geschrieben.

»Ich will nur wissen wie es meinem Ehemann geht« sagt sie und ich muss mich wirklich anstrengen nicht zu lachen. »Ex Ehemann« verbessere ich sie.

Mein Druck auf das Gas Pedal wird immer stärker, denn ich will sie einfach nur aus meinem Auto haben. Und tatsächlich scheint es etwas zu bringen, denn nach weiteren 5 Minuten des Schweigens stehen wir vor dem Hotel.

Meine Mom steigt schweigend aus und ist schon fast an der Tür angekommen, als ich das Fenster runterfahren lasse.

»Mom?« sie dreht sich um und etwas wie Hoffnung liegt in ihren Gesichtszügen. »Lösch meine Nummer« meine ich kühl, lasse das Fenster wieder hochfahren und fahre los.

Mit einem Blick in den Rückspiegel sehe ich, dass sie immer noch an der Stelle steht und meinem Auto hinterher schaut.

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