5.1 Aufbruch

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𝕳edda wurde von einem energischen Klopfen gefolgt vom Klicken des Schlosses geweckt

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𝕳edda wurde von einem energischen Klopfen gefolgt vom Klicken des Schlosses geweckt. Träge öffnete sie die verklebten Augen und blinzelte zu der Silhouette in der offenen Tür. Ihr kam es vor als hätte sie nur kurz die Augen geschlossen denn ihr gesamter Körper schmerzte und ihr war übel als hätte sie kein Auge zugetan.

»Aufstehen«, forderte der winzige Mann, den sie gestern am wenigsten gesehen hatte. Er ging ihr höchstens bis zur Brust.

Hedda schloss die Augen, drehte sich auf den Rücken und sah zur Decke. Die Eindrücke von gestern waren so brachial gewesen, dass sie sich immer noch nicht verarbeitet hatte. Wie eine Flut stürzten die Bilder wirr auf sie ein. Das Herz wurde ihr schwer als sie sich an den Moment erinnerte, in dem ihr klar wurde, dass sie tatsächlich ihr Leben lang belogen worden war. Es fühlte sich an wie eine Wunde, die seit zwei Jahrzehnten eiterte und nun aufgebrochen war. Wenn sie ganz tief in sich hineinhörte, konnte sie fühlen, dass sie es schon immer gewusst – nein, gespürt hatte.

Wieder musste sie mit den Tränen kämpfen, am liebsten hätte sie sich eingerollt und die Arme um sich geschlungen um ihren Körper davor zu bewahren zu verfallen. Das Lachen ihres Vaters wenn er sie hochhob und herumwirbelte, eine Prinzessin nannte. Das Atmen wurde ihr schwer und um sich davon abzuhalten zu weinen, ballte sie die Hände zu Fäusten dass sich ihre Nägel in ihre Innenflächen bohrten. Das Bild ihrer strengen Tante, die sie ermahnte beim Spielen ja in ihrem Spielzimmer zu bleiben, das für sie mehr Gefängnis als Kokon war.

Der Schmerz gab ihr Kraft die Beine über die Bettkante zu schieben und sich aufzusetzen. Der kleine Mann wartete noch immer in ihrer Tür, ungeduldig wippend und mit einem peinlich berührten Ausdruck im Gesicht. Ein weiterer Grund nicht zu weinen. Für ihren haltlosen Ausbruch vom vorigen Tag schämte die sich zwar nicht - als Frau erwartete man von ihr, dass sie emotional handelte und reagierte - aber noch einmal sollte das nicht vorkommen. Wenn sie eines von der Welt ihres Vaters – die der Macht – gelernt hatte, dann dass es in ihr besser war keine Frau zu sein. Also musste sie sich hart und unnachgiebig wie ein Mann geben.

Mit gestrafftem Rücken erhob sie sich und strich sich das knotige Haar hinter die Ohren. Da sie die Stiefel angelassen hatte, ging sie ohne weiteren Umstand zur Tür. Ein Blick zum Fenster am Ende des Flures verriet, dass es bereits hell war. Nun da bald der Frühling anbrach und die Nächte kürzer wurden, musste es kurz vor Mittag sein. Dies bestätigte auch ihr Hunger.

Hedda folgte dem Mann die Treppe hinunter und in den Schankraum wo die feurigen Zwillinge an einem Tisch saßen und aßen. Von dem riesenhaften Mann fehlte jede Spur, aber Kennet saß mit nassem offenen Haar am Feuer. Ohne seinen Mantel, das dick gefütterte Wams, das Tuch um seinen Hals und nur in einem einfachen cremefarbenen Hemd, seiner weinroten Augenklappe und einer schwarzen Hose wirkte er nicht mehr so einschüchternd. 

»Ich bin Arvid«, lenkte der kleine Mann neben ihr wieder ihre Aufmerksamkeit auf sich.

»Ich glaube nicht dass ich mich vorstellen muss.«

Blutbesiegelt - Hexenerbe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt