»Dieser Wald ist doch von den Göttern verlassen. Oder wir sind es, die verlassen wurden.«
Ivar gab Aebbe recht während das Tuch in seiner Hand schwerer wurde.
Es scheint als wären wir verflucht. Als hätte uns der Weltenvater im Stich gelassen.Um etwas blutigen Speichel auszuspucken, drehte er den Kopf zur Seite. Im Wald um ihn herum raschelte es durchgehend, doch nun wo er der ersten Brut des Grauens die Stirn geboten hatte, fühlte er sich stark genug um es mit dem aufzunehmen, was sonst noch hier hauste. Es war wie in einer Schlacht. War der erste Gegner gefällt, machten einem die anderen weniger Angst.
Stolz erfüllte ihn auch wenn der Schmerz an ihm nagte. Irrwichte waren tödliche boshafte Kreaturen und einen Angriff zu überleben zeugte von großem Können. Einen zu besiegen war beinahe unmöglich. Er konnte es immer noch nicht so recht glauben, dass sie das Monstrum erschlagen hatten, dass berühmt dafür war Jäger mit seinen Fährten an einen Ort zu locken wo es ihn gut überwältigen und fressen konnte. Das, was sie so gefährlich machte, war die Schläue dieser Biester und die Fähigkeit Laute nachzuahmen. Bei dem Gedanken daran wie der Irrwicht auf ihn gefallen war, schüttelte es ihn kurz erneut.
Mit der Zeit schwand Ivars Lust auf eine Konfrontation. Ihm wurde kalt. Das Blut auf seiner Kleidung kühlte ihn aus während es gefror und das große Tuch saugte sich so langsam voll.
Schließlich gesellte sich Schwindel dazu, sodass er kaum noch sah wohin er ritt. Seine Sinne schwanden, die Geräusche der Pferde und des Dunkelwaldes hörten sich an, als käme sie aus weiter Ferne und obwohl Ivar Angst um sich bekam als er Probleme hatte sich aufrecht zu halten, fehlte ihm die Kraft sich zu artikulieren. Sein Fuchs trottete einfach treu wie Gold den Pferden seiner Gefährten hinterher, auch dann noch als er sich auf seinem Hals ablegte. Die Augen, schwerer als eine Vollrüstung, ließ er zufallen.
Ivar kam erst wieder zu sich als ihn Aebbe heftig schüttelte. Ihm war eisig, er hatte nicht einmal die Kraft zu zittern.
»Wir sind wieder auf dem Pfad!«
Es dauerte bis der Prinz verstand was sein bester Freund mehrfach wiederholte während er ihn zu ihm rüber gebeugt an der Schulter rüttelte. Ivar ließ wieder die Augen zufallen. Erleichterung durchflutete ihn. Bald würde dieses Matyrium enden. Hoffentlich.
Falls ich das erleben werde, flüstere eine gehässige Stimme in seinem Kopf bevor ihn wieder sein Dämmerzustand übermannte.
Nur am Rande bekam er mit, dass sie sich noch immer bewegten. Unter halb geschlossenen Lidern schimmerte der ganze Wald in erhabenem Blaugrün. Es hatte etwas ergreifendes, doch wenn er versuchte Näheres auszumachen, verschwand der Zauber. Also versuchte er es nicht weiter, gab sich dem Dämmern hin. Das Leben strömte zäh und heiß auf seiner kalten Haut aus den Bissen.
Abschnittsweise begann er wieder das Bewusstsein zu verlieren. Er schloss die Augen, wurde wieder hingedrängt in die dumpfe Schwärze und verlor sämtliches Gefühl. Um jeden Zentimeter Wahrnehmung in seinem Körper kämpfte er hart, kämpfte hart darum die Kälte zurückzuerhalten, die jedes seiner Glieder eingenommen hatte. Wie lange das alles dauerte, konnte er nicht abschätzen. Er wusste nur, dass er sicher starb wenn er nicht darum kämpfte bei Bewusstsein zu bleiben. Dass er es vielleicht auch tat wenn er er darum kämpfte, war ihm genauso bewusst. Ob Berit und Aebbe überhaupt etwas davon mitbekommen, wusste er nicht.
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Blutbesiegelt - Hexenerbe
خارق للطبيعةDie Fürstentochter Hedda Droyde von Hers ist dem ansehnlichen Bastard des Herzogs der Eismark versprochen. Doch in der Nacht vor ihrer Vermählung wird sie entführt. Kennet, der Anführer einer Bande Schatzjäger, raubt die junge Frau und ehe sie sich...