13.1 Süße Nacht

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𝕳edda fühlte sich alleine nachdem Kennet sich verabschiedet hatte

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𝕳edda fühlte sich alleine nachdem Kennet sich verabschiedet hatte. Rune war so gedrückt und sie hatte noch immer ein schlechtes Gewissen, sodass sie nicht länger mit ihm an einem Tisch sitzen bleiben wollte.

»Du kannst nichts dafür.«

Als hätte er ihre Gedanken erahnt, brach Rune das Schweigen und sah sie schmerzerfüllt an. Seine blauen Augen schwammen in den Tränen, die er sich nicht zu fein war zu vergießen. Hedda hatte noch nie einen Mann weinen sehen und dass Rune es tat, verwirrte sie.

»Is' nur so, dass du mich ein bisschen an sie erinnerst. Sie war auch so sanft. Ist nie laut geworden. Hat immer gemacht was sie sollte. Die Tiere haben sie geliebt. Einmal hat sie einen Ästling mit gebrochenem Flügel gerettet und groß gezogen. Das andere Mal war es ein verwaistes Lämmchen.«

Hedda senkte den Blick, überfordert von der Trauer des großen Mannes. Von allen fünf war er bisher am sanftesten mit ihr umgegangen und etwas davon wollte sie ihm zurückgeben, also legte sie ihm die Hand auf den Unterarm.

»Es tut mir so leid.«

»Kannst ja nichts dafür«, wiederholte er und nahm einen großen Schluck.

Der Geruch von Honigwein drang süß an ihre Nase während er in seinen Becher starrte und durch ihn hindurch. Hedda fürchtete, dass aller Met der Welten nicht reichte, dass Rune seinen Kummer darin ersäufen konnte. Der Viertelriese und sie verharrten in dieser Position und Hedda spürte, wie ihre eigenen Augen feucht wurden.

Sie begann sich zu fragen, ob ihr eigener Vater gerade auch an der langen Tafel saß und sich mit teurem Alkohol betäubte. Zu gut konnte sie sich vorstellen, wie Adalbert Droyde von Hers in seinem Thron zusammengesunken kauerte und die Dienerschaft anbrüllte wenn sie nicht schnell genug nachschenkte während seine Schwester wie ein Berserker durch den Räum wütete, dass ihr Kettenhemd rauschte. Es schnürte ihr die Kehle zu.

»Na komm, wir gehen Arvid holen.«

Der Mann mit dem feuerroten Bart stand leicht wankend auf und hielt sich kurz an der Stuhllehne fest, die hörbar knarrte bevor er sich in Bewegung setzte. Hastig sprang Hedda auf, ihm hinterher zur Tür die zum Flur der Gästezimmer führten. Sie musste ihre Tränen wegblinzeln.

Hedda versuchte Rune zu stützen, doch der schüttelte nur den Kopf.

»Da fällst du nur mit um«, meinte er mit einem schwachen Lächeln das Hedda verlegen erwiderte bevor er an Arvids Tür klopfte.

»Hey. Südländer. Aufwachen.«

Die Gräfin vernahm ein paar Flüche in einer Sprache, die sie nicht verstand, aber viele Rs und Ks enthielt, dann öffnete der kleine Bogenschütze in aus der Hose hängendem Hemd und ungeschnürten Stiefel die Tür.

»Mann Rune, was ist?«

Arvid sah mürrisch zu dem großen Mann hinauf. Dazu musste er den Kopf weit in den Nacken legen. Hedda fand den Anblick ziemlich komisch und lächelte schwach. Ihren Vater verbannte sie aus ihren Gedanken. Es würde nur ihren Entschluss ins Wanken bringen.

»Kennet kümmert sich um das Geld. Du sollst mit Hedda Farbe für ihre Haare besorgen. Und passende Kleidung.«

Arvid seufzte, fuhr sich durch das kurze, krause in alle Richtungen abstehende Haar und musterte Hedda, wozu er ebenfalls den Kopf nach hinten neigen musste.

»Also darf ich heute auf dich aufpassen.«

»Sieht wohl so aus.«

Wieder lächelte sie entschuldigend. Sie hatte das Gefühl dem Bogenschützen aufgezwungen zu werden und da er nicht wirklich begeistert wirkte, kam sie sich selbst vor wie eine Last.

»Na schön. Gib mir kurz.«

Dann schloss sich die Tür bevor sie wenig später einen vollständig bekleideten Arvid wieder offenbarte. Er hatte sein Haar notdürftig zurückgekämmt und sah damit noch schmieriger aus als sonst. Allerdings war das wohl das beste, was er mit seinem widerspenstigen Haar tun konnte.

»Rune, du siehst schlimm aus, geh schlafen«, riet Arvid seinem guten Freund nachdem er ihn kurz gemustert hatte. Hedda konnte ihm nur zustimmen.

»Hm.«

Schulterzucken. Dann blickte Rune zu Hedda und nickte. Als wäre sie ein kleines Kind, das man in die Obhut einer fremden Amme geben würde.

»Arvid hat wohl recht. Falls du mich suchst, ich habe das Zimmer links von eurem.«

Dann ließ der Riese sie alleine und Hedda wusste nicht so recht, was sie sagen oder tun sollte. Neugierde hatte sich seit dem Moment, in dem Kennet angekündigt hatte, dass sie die Stadt sehen würde, in ihr breit gemacht, auch wenn ihre Erinnerungen an die Gassen vom Vortag nicht sonderlich für Eskiholt sprachen.

»Dann lass uns mal los«, seufzte Arvid und ging mit ihr den gleichen Weg, den sie mit Rune geschlurft war, zurück. Ein paar Schritte, dann waren sie draußen.

Augenblicklich grub sich der Geruch von Rauch, Pferd und Unrat in Heddas Nase und die Kälte biss sie in die Wangen.

Schweigend gingen sie auf die Straße, die bis auf zwei Frauen mit Wäsche in einem großen Korb leer war. Während sich der Bogenschütze kurz orientierte, sah sich Hedda in der Gasse um. Die Häuser waren zwar aus Stein, aber nicht sonderlich fein soweit sie das beurteilen konnte. Der Rinnstein lief über, denn der Schnee tropfte als Wasser von den durch die Kamine erhitzen Dächer. Typisch für April. Wenigstens stank es nicht.

Weil es noch Tag war - das würde sich aber in spätestens zwei oder drei Stunden ändern - fand Arvid schnell zum Stadtplatz. Hier befand sich ein morscher Richtblock, der wohl selten benutzt wurde, und etliche kleine Geschäfte. Das Brot eines Bäcker hatte Hedda schon zwei Straßen weiter riechen können. Das Hämmern einer Schmiede hallte über den Platz, nahe beim Brunnen stand eine Frau, die allerlei Rüben verkaufte und der Gestank eines Gerbers mischte sich zu dem des frischer Wäsche. Das Armutsviertel musste in entgegengesetzter Windrichtung liegen.

Hedda, die so etwas noch nie wirklich gesehen hatte, blieb staunend stehen und sah sich die Leute an, die über den gepflasterten Platz eilten. Eskiholt musste reich sein, wenn es sich einen solchen Luxus leisten konnte. Was hier am Markttag los sein musste, fragte sie sich und hätte es beinahe verpasst als Arvid weitereilte.

Noch bevor er ein kleine Seitengasse erreicht hatte, hatte Hedda mit ihren langen Beinen zu ihm aufgeschlossen. Die Straße war nicht gepflastert, der durchweichte Boden saugte sich an Heddas Stiefeln fest. Ein paar Frauen standen in offenen, typisch südlichen Miedern mit fester Schnürung, transparenten Unterkleidern und eine sogar in einer Hose und einer Guckel vor Hauseingängen und leise Musik ertönte. Die Frauen froren sicher, dachte Hedda im ersten Moment als sie sie sah.

 Die Frauen froren sicher, dachte Hedda im ersten Moment als sie sie sah

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Blutbesiegelt - Hexenerbe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt