𝕰s war hell als sie in Eskiholt einritten. Langsam machte es sich bemerkbar, dass sie gen Süden unterwegs waren, die letzten zwei Nächte erschienen Kennet kürzer.
Die Stadt, die die Grenze des Herrschaftsgebietes der von Hers markierte, hatte er schon häufiger besucht, sodass er keineswegs von der massiven Stadtmauer beeindruckt war, die Riesen erbaut hatten. Doch Hedda, der er einen Blick über die Schulter zuwarf, legte staunend den Kopf in den Nacken und blickte zu den Fratzen, die das Wasser vom Wehrgang spien.
Sie reihten sich in die kleine Schlange vor dem Nordtor ein. Nur ein paar Kaufmänner mit leeren Karren waren darauf aus in den Knotenpunkt für legalen Handel zu gelangen; zwischen ihnen rannten Kinder und alte Frauen umher, die Essen oder ihre Dienste als Schuhputzer anboten.
Eigentlich hatte Kennet einen großen Bogen um sämtliche Siedlungen machen wollen, doch ihm war eine bessere Idee gekommen: Würde man Hedda nicht mehr erkennen, müsste er sich keine Sorgen machen wenn sie gesehen wurde. Und zudem ging ihnen das Futter für die Pferde aus.
Die Gräfin hinter ihm staunte noch immer als sie in der Schlange aufrückten. Natürlich hatte sie schon Geschichten von Eskiholt gehört. Sie kannte sämtliche bedeutsame Siedlungen im Reich ihres Vaters beim Namen und hatte schon mit Händlern von hier gesprochen. Aber nie hatte sie ihr Heim verlassen und sich mit eigenen Augen von der grauen, komplett fugenlosen Mauer überzeugen dürfen, über die sie schon Geschichten gehört hatte.
»Stimmt es, dass Riesen sie erbaut haben?«
Hedda drehte sich zu Rune neben ihr. Kennet schwieg sie seit seinem wenig galanten Verhalten eisern an.
»Die Mauer? Ja. Das ist noch gar nicht lange her. Als meine Mutter noch klein...also, eher als sie noch jung war, stellte der damalige Stadthalter Baron Tromjez jeden Riesen, den er kriegen konnte, in seine Dienste um ihm die stärkste aller Mauern zu bauen. Wirklich genutzt hat sie nicht. Eskiholt wurde noch nie in seiner Geschichte angegriffen.«
Rune verzog das grobe Gesicht zu einem müden Lächeln und streichelte sein Pferd am Hals.
»Weil niemand so doof ist so etwas stürmen zu wollen.«
Der kleine Südmann neben Rune kommentierte die Geschichte verächtlich und gähnte.
»Wir könnten es!«, beteuerte einer der feurigen Zwillinge.
»Stig, es ist ein bisschen unklug vor der Wache das Maul groß aufzureißen wenn es um so etwas geht...«
Stellan verzog das Gesicht und sah Hedda mit ironischem Lächeln so an, als litt er unter der Einfältigkeit seines Bruders sodass sie schwach lächeln musste.
Kennet dagegen war der einzige, der bei seiner grimmigen Miene blieb. Er bezweifelte es zwar stark, dennoch war es möglich, dass die Wache Hedda erkannte. Und zudem war er müde, hungrig und der Gesellschaft gerade überdrüssig, sodass ihn der Schwank nur nervte.
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Blutbesiegelt - Hexenerbe
ParanormalDie Fürstentochter Hedda Droyde von Hers ist dem ansehnlichen Bastard des Herzogs der Eismark versprochen. Doch in der Nacht vor ihrer Vermählung wird sie entführt. Kennet, der Anführer einer Bande Schatzjäger, raubt die junge Frau und ehe sie sich...