4.2 Enthüllt

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𝕯ie Erkenntnis ihr ganzes bisheriges Leben lang ein falsches Weltbild gehabt zu haben, raubte Hedda die Kraft um sich über das breite Grinsen des Einäugigen zu ägern

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𝕯ie Erkenntnis ihr ganzes bisheriges Leben lang ein falsches Weltbild gehabt zu haben, raubte Hedda die Kraft um sich über das breite Grinsen des Einäugigen zu ägern. Die Tragweite dieses Wissens drückte sich auf ihre Brust nieder. Das Beklemmungsgefühl machte ihr das Atmen schwer, sodass sie sich an den Tisch krallte wie ein Schiffsbrüchiger an ein Wrackteil.

Dann...dann ist alles falsch woran immer immer geglaubt habe. Dann haben mich Vater und Baltrun wirklich belogen.

Hedda wurde schlecht vor Furcht als sich kein standhafter Zweifel in ihr regte, der nicht im Keim von den wohlklingenden Worten erstickt wurde. Wie Ranken überwucherten die Bilder das schwache Pflänzchen des Widerstands.

Ich bin wirklich eine Hexe. Aber das kann doch nicht sein. Ich bin schwach. Ich kann nicht einmal ertragen wenn ein Verbrecher gerichtet wird. Wie kann ich dann wie eine der Völven in den Geschichten sein? Das kann nicht stimmen...

Kennet konnte beinahe hören was sie dachte. Ihr angestrengtes blasses Gesicht schwankte zwischen Angst, Unglaube und Verzweiflung. Dass das ein Schock für sie sein musste, konnte er sich gut vorstellen. Immerhin war sie kein kleines Mädchen, das etwas gänzlich neues lernte, sondern erwachsen. Und nun hatte er ihre Weltanschauung zerschlagen, die sie sich neu zusammensetzen musste. Wenigstens konnte er sich durch ihre Verwirrung sicher sein, dass sie ihn nicht belog.

Während Hedda den Tränen nahe und hörbar nach Atem ringend auf den Löffel zwischen ihren Fingern starrte, griff er nach seinem Krug um ihn vorsichtshalber aus ihrer Reichweite zu stellen. Ihr Ausdruck wurde nämlich allmählich zorniger und das Besteck konnte sie ihm in den Leib rammen ohne dass er Schmerz spüren würde, doch der schwere Ton konnte ihm locker die Nase brechen.

»Dann hat mich mein Vater mein ganzes Leben lang belogen«, zischte die Gräfin und drückte den Löffel fester. Ihre Augen schwammen in Tränen und ihre Stimme zitterte. Sie wirkte gleichzeitig zörnig und hilflos verwirrt.

»Ich bin mir sicher dass er es nicht aus böser Absicht getan hat. Vielleicht weiß er nicht einmal was du bist, oder er wollte dich einfach nur beschützen. Jeder Vater würde das für seine Tochter tun.«

Hedda ließ sich jedoch nicht auf seinen Versöhnungsversuch ein. Hörbar knirschte sie mit den Zähnen und schüttelte den Kopf, dass ihr langes Haar herumflog.

»Er hat mich belogen. Es macht nun alles Sinn. Ich sollte Ivar Widdas von der Eismark heiraten damit ich bei ihm bleiben muss. Einen Bastard, der nichts hat. Wir hätten auf Kaltstein bleiben müssen.«

Wieder schüttelte sie den Kopf und wieder rannen Tränen ihre Wangen hinab. Kennet fühlte sich zusehends unwohl und überfordert. Ihr Kummer ging ihn nichts an, aber dennoch betraf er ihn. Ein Dilemma.

Wäre sie eine Freundin, würde er sie in die Arme nehmen bis sie aufhören würde zu weinen. Doch sie war seine Gefangene, deren gesamtes Leben er zerstört hatte. Was war er nur für ein Mensch.

Blutbesiegelt - Hexenerbe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt