𝕰s brauchte kurz bis sie verstand, dass das Prostituierte waren, die sich in der Hoffnung auf Käufer räkelten und voller Entsetzen sah sie an sich herab. Dass Hosen nur Männern oder Frauen ohne Anstand vorbehalten waren, hatte sie schlichtweg vergessen. Sie hatte mit kaum jemanden Kontakt gehabt, der kein Schatzjäger war und diese hatten keinen Umstand um ihre Bekleidung gemacht. Die Hosen fand sie sogar bequemer und praktischer als ihre Kleider, aber wie konnte sie diese anständiger Kleidung vorziehen? Sofort wurde sie rot und zog den Schal über ihre Wangen um zu verbergen, dass sie eine Frau war.
»Na? Brauchst du ein richtiges Weib, Junge?«
Eines der abgehalfterten Mädchen, das an der Wand des ersten Bordells der Gasse lehnte, lächelte zu Arvid hinüber. Man hatte ihr wohl die Schneidezähne ausgeschlagen, denn ihr Lächeln bestand aus bloßer Kauleiste und abgebrochenen Eckzähnen. Hedda wich erschrocken zurück. Ihr Entsetzen reichte wohl, dass man sie nicht ansprach.
»Vielleicht später. Ich brauche Haarfärbemittel.«
Nachdem Hedda den ersten Schock überwunden hatte, musste sie eingestehen, dass das ziemlich klug von Arvid war. Adelige Frauen nutzten durchaus Mittelchen um ihre Schönheit zu unterstreichen, doch offenes, sichtlich gefärbtes Haar und grelle rote Münder gehörten den Huren.
»Schade, du gefällst mir.«
Das Mädchen mit dem tiefen Ausschnitt stieß sich von der Wand ab und reckte den Kopf in das Bordell. Hedda hoffte nur es nicht betreten zu müssen.
Die Hure rief nach einer der anderen Unglücklichen, fragte nach Färbemittel und drehte den Kopf wieder zu dem kleinen Südländer, der die Fassade des Hauses angestarrt hatte, statt die für Geld willigen Mädchen. Das Bordell hieß «Zum blanken Bußen« und die leichten Mädchen machten dem alle Ehre.
Subtil.
»Welche Farbe wollt ihr?«
»Schwarz«, flüsterte Hedda, nur damit Arvid es laut wiederholte.
Wieder riefen sich die Huren etwas zu und Hedda erhaschte einen Blick in den Eingangsraum als die Tür ganz aufgestoßen wurde und ein fülliges Mädchen in ihrem Alter mit rotem Haar und rotem Mund erschien. In dem Zimmer räkelten sich weiter Frauen, noch nackter als die vor der Tür.
Die kräftige Hure hatte einen Tiegel in der Hand, der mit Tuch verschlossen war.
»Einreiben, ein bisschen warten und ausspülen. Hält nicht so lange, aber für unsere Zwecke reicht es.«
Arvid lächelte dankbar und nahm ihr das Gefäß ab. Der Blick der dicken Prostituierten klebte so anzüglich an Hedda, dass diese von ihrem Schal verborgen rot wurde und eilig ihren Anblick mied. Sie starrte die verzierte Fassade an.
»Das macht einen Silberling. Falls ihr was besseres wollt als schwarze Haare, kommt doch vorbei.«
Die beiden Mädchen lächelten lasziv und Hedda wusste nicht ob der Ekel oder das Mitgefühl für die beiden überwog. Keine Frau würde freiwillig einer solchen Arbeit nachgehen.
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Blutbesiegelt - Hexenerbe
FantastiqueDie Fürstentochter Hedda Droyde von Hers ist dem ansehnlichen Bastard des Herzogs der Eismark versprochen. Doch in der Nacht vor ihrer Vermählung wird sie entführt. Kennet, der Anführer einer Bande Schatzjäger, raubt die junge Frau und ehe sie sich...