1.1 Raub bei Nacht

91 13 0
                                    

𝕯ie Nacht war kalt, so kalt wie es nur die Nächte in Obrum, dem nördlichsten Land Lenangen, waren

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

𝕯ie Nacht war kalt, so kalt wie es nur die Nächte in Obrum, dem nördlichsten Land Lenangen, waren. Kennets Atem stieg in Form von Dampf unter seinem teils steifgefrorenen Schal hervor, den er um seinen Hals gewickelt hatte, dass er gerade so sehen konnte. Alles andere würde abgefroren Ohren, Nase oder Brandwunden bedeutet, da half auch nicht der noch warme Mist, neben dem er hockte und auch nicht das Blut der Nordmänner, das durch seine Adern floss und von dem man behauptete, es sei zu magisch um zu gefrieren.

Humbug, dachte er und biss die Zähne zusammen als ihn trotz seines Verstecks hinter den Ställen des Hauptanwesens der Droyde von Hers eine Böe erfasst. Himmel, was dauert da so lange? Ich hol mir hier noch den Tod. Seine Zähne klapperten.

Arvid hätte längst zurück sein müssen. Die Aufgabe des schmächtigen Meisterschützens aus dem Süden war simpel: Er musste die Wachen auf der geplanten Route zum Schlafgemach der Prinzessin Hedda nur mit dem vergifteten Wein bewirten und im Anschluss sicherstellen, dass niemand wach war, der ihnen in die Quere kommen konnte.

Er hätte Arvids Aufgabe mit Freuden selbst übernommen, hatte den Palast jedoch im Gegensatz zu ihm noch nie betreten und kannte die Gänge nur von der behelfsmäßigen Karte, die der Schütze nach seinen ersten Streifzügen erstellt hatte. Zudem würde man ihm bei seinem Aussehen sicher keinen unbedarften Mundschenk abkaufen. Das sah bei dem kindlichen Burschen schon anders aus.

Wo bleibt er, verdammt.

Kennet verlagerte sein Gewicht, nicht nur weil er nervös war, auch um seine Füße durchblutet zu halten. Die Anspannung in seiner Brust konnte er dadurch aber nicht lösen. Trotz der vielen Jahre in seiner Zunft war es einfach etwas anderes eine Frau zu entführen als beispielsweise ein Stundenglas einer Muria - einer Wächterin der Zeit - abzuluchsen.

Und zudem hatte er heute etwas zu verlieren, das ihm fast so viel wert war wie sein eigenes Leben: Seine Hoffnung darauf das Unmögliche möglich zu machen. Eine Völva zu finden und mit ihrer Hilfe zu einer Legende und unendlich reich zu werden.

Bei zwei blaublütigen Frauen waren er und seine fünfköpfige Truppe bereits eingebrochen, doch weder die Baronesse Lavia de Layon, noch die Gräfin Bruga von Wetzfels hatten sich als eine der als ausgestorben geltenden Halbgöttinen herausgestellt. Hedda Droyde von Hers war die Letzte auf seiner Liste, die Vielversprechendste und die am besten Bewachteste.

Die Vorstellung der Beginn seines Triumphzuges konnte heute Nacht sein, bereitete Kennet Übelkeit, so schwindelerregend war er, und er malte sich aus wie er Arvid Steine in den Haferschleim streute wenn er sich nicht gleich zeigte.

Der Schütze ließ trotz Kennets Gedanken noch auf sich warten. Einmal hörte er sich nährende Schritte die Eiskruste auf dem Schnee zerbrechen, doch es waren die von drei betrunkenen Soldaten, die auf die Hochzeit am morgigen Tag soffen und nun einen Ort - seinen Misthaufen - brauchten um das Met wieder loszuwerden.

Blutbesiegelt - Hexenerbe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt