10.1 Alb- und Träume

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𝖂ind peitschte ihm entgegen, Gischt spritzte ihm ins Gesicht

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𝖂ind peitschte ihm entgegen, Gischt spritzte ihm ins Gesicht. Schwarze Wolken bäumten sich auf, düster, wie die Festungen der Toten. Das Nordmeer brodelte um die dunklen Felsen, um die Gerippe der Schiffsleichen. Es war als hätte die Unterwelt ihre Tore geöffnet. Sogar die salzige Luft schmeckte nach Leid und Verderben. Ivar war wieder auf See. Er musste nicht den Kopf drehen um zu wissen, dass die Prinzessin Shalia hinter ihnen war. Trotzdem tat er es.

Das Flaggschiff der Trochunder Flotte zeichnete sich in einiger Entfernung ab. Die Südländer hingen ihm seit drei Tagen im Nacken und es war die Idee von Joster, seinem verrückten wie genialen Steuermann gewesen, ihre Feinde im Toten Eck abzuschütteln. Die Skuld war wendiger. Es war ihre einzige Möglichkeit mit der vom Überfall dezimierten Mannschaft zu bestehen und Ivar war bereits schon einmal durch die Felsformation gefahren. Doch damals befanden sie sich nicht mitten in einem Sturm, der wie eine ungnädige Kreatur der Ursee über das Meer hinwegwütete.

Blaue Blitze zuckten über die schwarzen Wolke, wie Adern des Grauens, die Tod durch die Luft auf das aufgewühlte Wasser nieder schickten. Die Einschläge ließen das Wasser dampfen und die Tiefen aufflammen. Es war, als würden die Fundamente dieser Welt zerbrechen und es gab nichts, das nicht in der Tiefe würde enden. Der metallische Geschmack, der in der Luft lag, erinnerte an Blut. Ivar hatte sich bereits mit dem Gedanken angefreundet die Skuld mit samt seiner Mannschaft und den Trochundern mit in die Tiefe zu nehmen. Ein Nordmann ergab sich nicht. Und was für einen heroischeren Tod konnte es geben als den in diesem Hexenkessel.

Er drehte den Kopf wieder nach vorne, der Wind schlug ihm das offene Haar ins Gesicht. Die tödlichen Felsen waren näher gerückt, schauerlich im Licht der Blitze.

Die Skuld hatte ihre Segel längst eingezogen und auf den Ruderbänken schwitzten die Männer. Doch das würde nichts nutzen. Das Schiff würde von einer Strömung ergriffen gegen einen Felsen prallen und Leck schlagen während über ihnen ein Unwetter grollte, dass den Glauben daran, die Götter würden auf See ringen, leicht machte. Dann würde das Meer sie alle zu sich holen, mit Frauenleibern mit Fischschwänzen, und es würde ihr Grab werden.

Obwohl Ivar wusste, was kommen würde, das Grauen kannte, das ihn erwartete, konnte er sich nicht rühren. Er hörte seinen Mund Befehle brüllen, über Wellen und Wind hinweg, den einsetzenden Regen übertönen. Kalte Tropfen schlugen ihm ins Gesicht, raubten ihm die Sicht, doch ein Zurück gab es nicht, nur den Tod auf See oder den Galgen.

Die Wucht der Strömung, die das Schiff erfasste, riss Ivar von den Beinen. Hart schlug er auf, Wasser schwappte über das Schanzkleid und spülte das Blut seiner aufgeschlagenen Knien ins Meer.

Mühsam zog er sich daran hoch, der Schmerz zuckte durch seine Knie, doch war nicht von Bedeutung. Das Holz stöhnte und aus dem Augenwinkel sah er das Schimmern von Schuppen.

Wieder brüllte er Befehle, das Unvermeidliche kommen sehend. Er spürte den Atem seiner toten Vorfahren im Nacken, fühlte wie sie nach ihm griffen.

Blutbesiegelt - Hexenerbe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt