𝕳edda hielt ihr Bad so kurz wie möglich, schrubbte sich mit Seife ab, wusch Schaum und Dreck weg, trocknete sich ab und stand nach wenigen Minuten fertig auf dem Gang wo Kennet wartete. Als sie seinen alarmierten Blick sah, erinnerte sie sich daran ihr nasses, nur grob zusammengebundenes Haar unter dem Schal zu verbergen, den er ihr reichte. Es war sein eigener, der nach Tannennadeln, gegerbtem Leder, Rauch und etwas roch, das sie nicht benennen konnte, aber das immer an Kennet haftete, selbst wenn er so wie jetzt frisch gebadet war.
Gemeinsam gingen sie in den Schankraum, der ziemlich leer war. Die Sanduhr mit Zählsteinen für die Stunden verriet, dass es gegen zehn war. Nur Rune saß in einem Eck, blickte trübselig in seinen Humpen und sprach mit Mars Frau, einem Weibsbild, dem man ihre guten Kochkünste wirklich ansah.
Kennet trat an den Tresen und klopfte auf das Holz, das schmierig von verschüttetem Alkohol war. Mar, der gerade am Fass Met hantierte, hob den Kopf und sah zu ihnen hinüber.
»Was zu saufen gibt's erst ab vier.«
»Wir hatten nicht an flüssige Nahrung gedacht.«
»Dann geht's mich nichts an.«
Mars dröhnendes Lachen erklang während Marit angelaufen kam, zwei leere Krüge in den Händen. Bei den Namen musste er selbst manchmal grinsen.
»Marit? Könnten wir etwas zu essen bekommen?«
Die dicke Frau mit den grauen Locken musterte Kennet als hätte er sie beleidigt.
»Bei uns ist noch niemand verhungert.«
»Ersoffen auch noch nicht«, lachte Mar über sich selbst. Wüsste Kennet es nicht besser, würde er den Wirt für ein wenig schwachsinnig halten. Dabei war das Theater nur Tarnung, sehr zum Leid von Marit, die die immer gleichen dummen Sprüche schon seit Jahren ertrug.
»Was möchte das Fräulein denn?«, wandte sie sich direkt an Hedda.
Diese, von der Entscheidungsfreiheit überfordert piepste das Erstbeste das ihr einfiel: »Haferbrei?«
Kennet verzog amüsiert den Mund, blickte dann aber Mar finster an damit dieser bloß keinen Kommentar fallen ließ. Der Wirt wackelte verschwörerisch mit den Augenbrauen, die so buschig waren wie sein Schnurrbart.
»Deine Schwester ist viel genügsamer als du«, bemerkte Marit. »Ich hätte euch ja gestern noch etwas vorbeigebracht, aber es war viel los.«
»Nicht schlimm, wir haben eh geschlafen.«
Kennet lächelte entschuldigend obwohl es eigentlich die Wirtsleute waren, die etwas versäumt hatten.
»Ich nehme Brot, Käse und Eier.«
Wenig später saßen sie bei Rune, schweigend und essend. Der Viertelriese sah völlig mitgenommen aus, hatte gerötete Augen und nur knapp genickt als sie sich zu ihm gesetzt hatten. Hedda fühlte sich grauenhaft, obwohl sie gar keine Schuld traf. Sie hatte unbeabsichtigt etwas angerissen, das wohl für ihn großen Schmerz bedeutete.
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Blutbesiegelt - Hexenerbe
ParanormalDie Fürstentochter Hedda Droyde von Hers ist dem ansehnlichen Bastard des Herzogs der Eismark versprochen. Doch in der Nacht vor ihrer Vermählung wird sie entführt. Kennet, der Anführer einer Bande Schatzjäger, raubt die junge Frau und ehe sie sich...