𝕯as Anziehen war so quälend und anstrengend, dass Ivar sich ausruhen musste, Heddas Medaillon wieder um den Hals tragend. Dass er so schwach war, machte ihn wütend, doch zu Aebbes Glück fehlte ihm die Kraft sich zu artikulieren. Sonst hätten sich sicher die Balken bei seinen Flüchen gebogen.
Als er neue Kraft geschöpft hatte, half Aebbe ihm die Strümpfe und dick gefütterten Stiefel anzuziehen, doch selbst mit einem zweiten Oberhemd und einem dick gefütterten Wams war ihm noch kalt als er von seinem besten Freund gestützt den Flur zur Treppe nach unten in den Gastraum entlang wankte.
Erst als er an der offenen Feuerstelle hockte und die bleichen Finger über die Flammen hielt, wurde es erträglich. Spuren seiner Verwundung waren noch auf den abgetretenen Dielen zu sehen und ein junger blonder Mann - vielleicht drei oder vier Jahre jünger als er - schrubbte einen Tisch. Er war so breit gebaut wie der Wirt am Tresen, der müde dreinblickend Becher auswusch, aber athletisch. Solche Männer heuerte man am besten an, wenn man zu Überfällen fuhr: jung, gehorsam, stark und dumm wie Stroh.
Außer ihnen saß in der Ecke ein Böög und hielt die lange Nase in einen großen Humpen während er sich mit einem jüngeren seiner Art unterhielt. Ansonsten war der Raum leer, allerdings verriet die Uhr an der Wand auch weshalb. Es hatte erst vor kurzem zwei Uhr nachts geschlagen und vermutlich war Kundschaft in einem so tödlichen Wald ziemlich rar.
Der Bursche mit der Bürste kam näher.
»Hätte nicht gedacht, dass Ihr so schnell wieder auf den Beinen seid. Wollt Ihr was essen? Ihr seid immer noch so blass, dass man glatt Angst bekommt Ihr wärt ein Wiedergänger.«
Ivar hob den Blick vom Feuer und sah zu Aebbe, der auffällig ruhig neben ihm hockte. Wie ein Jagdhund bevor er anschlug.
»Ja, bitte. Und etwas zu Trinken wäre nett.«
Als der junge Mann nickte und zu seinem Vater eilte, wandte sich Aebbe im leisen Verschwörertonfall an Ivar: »Der Alte ist wahnsinnig. Der wollte, dass wir dich beim Mist zusammennähen weil du eine Sauerei machen würdest. Hätte Aegir nicht versprochen alles aufzuwischen, hätten wir das wohl wirklich tun müssen.«
Der Prinz hob die Augenbrauen und blinzelte überrascht, sah dann zu dem blonden Wirt, dem das Haar bereits ausging. Der blickte mürrisch zu ihm zurück.
»Ich vermute eher, dass er dich sterben lassen wollte. Sein Boden war ihm nämlich erst so wichtig, als er dein Wappen gesehen hat.«
Wahrscheinlich einer von den Bauerntreuen.
Er musste an die Stimmung in den Gossen der Eismark denken. Da gab es einige, die dem Adel die Schuld an ihrer Armut zuschoben und Ivar konnte es durchaus verstehen. Allerdings war er selbst Teil des Adels und würde sich hüten, dass seine Meinung publik wurde. Einmal hatte er mit seinem Vater über das Problem gesprochen. Dieser hatte viele Armenhäuser und Hospitale finanziert, war jedoch in seiner Blutlinie so sehr gefangen wie der unterste Stand in Armut.
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Blutbesiegelt - Hexenerbe
ParanormalDie Fürstentochter Hedda Droyde von Hers ist dem ansehnlichen Bastard des Herzogs der Eismark versprochen. Doch in der Nacht vor ihrer Vermählung wird sie entführt. Kennet, der Anführer einer Bande Schatzjäger, raubt die junge Frau und ehe sie sich...